Schwarzer Regen - Virtual DVD Magazine – Buch-Reviews
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    Schwarzer Regen

    Schwarzer Regen

    Genre:
    Thriller
    Autor:
    Karl Olsberg
    Seiten:
    409
    Verpackung:
    Taschenbuch
    Kaufstart:
    24. September 2009
    Verlag:
    Aufbau Verlag
    ISBN:
    978-3-7466-2518-8


    Noch ist alles ruhig in der deutschen Großstadt Karlsruhe, die bisher nicht allzu häufig beachtet wurde. Die Menschen gehen tagtäglich ihrem ganz normalen Alltag nach und sind überwiegend friedlich. Lennard Pauly ist einer von ihnen und arbeitet bei einer Sicherheitsfirma zur Abwehr von Industriespionage. Sein isoliertes Leben, bei dem er hinter verschlossenen Fenstern rund um die Uhr andere Menschen beobachtet und daher jegliche sozialen Kontakte abgebrochen hat, soll ihm bald zum Verhängnis werden, denn plötzlich geschieht das Unerwartete, vor dem viele Politiker seit langem gewarnt haben: Ein terroristischer Anschlag wird verübt, bei dem die vermeintlichen Islamisten eine nukleare Bombe zur Detonation brachten. Von nun an steht das Land im Chaos und ausgerechnet Lennard verliert seinen Sohn im schwarzen radioaktiven Niederschlag. Fest entschlossen, die Tat aufzuklären und zu rächen, macht er sich fortan auf die Suche nach den Attentätern – und stößt dabei auf ein Politikum, das bis in die obersten Reihen der deutschen Regierung zu führen scheint…

    Kritik:
    Spätestens seit dem verheerenden Anschlag vom 11. September 2001, bei dem das World Trade Center zerstört wurde, gibt es ein vorherrschendes Thema in unserer westlichen Welt: Die Angst vor dem Terror. Immer wieder hören wir von vielen deutschen Politikern, dass wir unser Land unbedingt vor der vermeintlichen Gefahr beschützen müssen, was zwangsläufig zur Folge hat, dass die Bürgerrechte immer weiter eingeschränkt werden. Während sich Netzaktivisten regelmäßig dafür einsetzen, den Sicherheitswahn zurückzudrängen, führt unsere Regierung eine totale Überwachung ein, die uns alle vor den angeblichen Islamisten (und Kinderschändern) schützen soll. Doch einige Skeptiker stellen sich immer wieder die Frage, ob Anschläge nicht womöglich von der eigenen Regierung verübt werden, wie dies auch in Verschwörungstheorien um das WTC immer wieder zur Geltung kommt. „Schwarzer Regen“ beschäftigt sich nun mit der Frage, was wohl passieren würde, wenn diese Menschen tatsächlich Recht behalten würden…

    Hollywoodreife Einzelschicksale
    Um die Geschichte so spannend wie möglich zu gestalten, setzt das Buch auf die Darstellung verschiedener Charaktere, die zum Schluss alle miteinander in Verbindung stehen werden, aber auf eigene Weise jeweils eine sehr interessante Geschichte zu erzählen haben. Auf der einen Seite steht dabei Lennard Pauly, der in diesem erstklassigen Thriller die Hauptfigur spielen soll und uns als Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma in die spannenden Beschattungsaufgaben einweiht. Wenn wir ihn dabei „beobachten“ können, wie er heimlich seine Umgebung beobachtet und sich als vermeintlicher Spanner aufspielt, bekommt das Buch immer wieder reichlich Spannung und auch die nötige Portion Action, die uns mitzureißen vermag. An anderer Stelle bekommen wir jedoch die Journalistin Corinna Faller zu lesen, die als Reporterin eines Klatsch-Blattes auf der Spur der Opfer des Anschlages ist und regelmäßig reißerische Artikel zu Tage bringt. Doch auch sie soll im Laufe des Buches ein packendes Schicksal erleiden müssen. Um die Erzählweise dabei allerdings möglichst gut voranzutreiben und niemals langweilig erscheinen zu lassen, wechselt Autor Karl Olsberg regelmäßig und schnell zwischen den einzelnen Charakteren hin und her, sodass wir stets viel Abwechslung geboten bekommen, aber die Charakterzeichnungen dennoch – oder gerade deswegen – intensiv genug dargelegt werden. So kommt es also, dass besonders zum Höhepunkt in der Mitte des Buches, nur wenige Kapitel mehr als vier Seiten umfassen und jedes dieser Kapitel sich mit einem anderen Charakter befasst.

    Detailierte Katastrophe
    Schockieren kann „Schwarzer Regen“ übrigens an anderer Stelle, an der wir in höchst detailliertem Maße die Auswirkungen einer nuklearen Detonation beschrieben bekommen. Aus Sicht der einzelnen Charaktere, die sich ausgerechnet am Ort des Geschehens aufhalten, wird geschildert, wie das Opfer eines solchen Anschlags die Tat erlebt. Dabei wird nicht nur die Detonation selbst auf krasse und gut vorstellbare Weise beschrieben, sondern auch die Gefühle der Protagonisten perfekt dargelegt. Der Leser bekommt so regelrecht die Möglichkeit, bei dem Geschehen mit zu fühlen, wenn Menschen plötzlich an der schwerwiegenden Strahlenkrankheit erkranken, weil sie zu lange dem radioaktivem Niederschlag ausgesetzt waren. Erschreckend erscheint dabei die Vorstellung, wie unschuldige Personen von einem schmerzenden Ausschlag heimgesucht werden und in einem Auffanglager erleben müssen, wie sich ihr Zustand täglich verschlechtert.

    Provokantes Politikum
    Umso interessanter wird Olsbergs Buch „Schwarzer Regen“ dann allerdings nach dem Anschlag, wenn die entscheidende Wendung aufkommt und dem Buch eine interessante politische Story erlangt. Plötzlich stellt sich das Buch den kritischen Fragen, ob der Rechtsextremismus und der Hass auf Ausländer plötzlich eskalieren würden, wenn Islamisten einen solchen Anschlag verüben. Und noch schlimmer: Es fragt auch, ob es womöglich deutsche Parteien gäbe, die von einem solchen Anschlag profitieren würden. Während sich „Schwarzer Regen“ dabei allerdings nach außen hin immer wieder auf rechtsradikale Parteien zu zielen scheint, bleiben versteckte Anspielungen auf unsere sogenannten „Volksparteien“ erstaunlicherweise nicht aus. Wer sich also in den vergangenen Jahren halbwegs mit dem Sicherheitswahn auseinandergesetzt hat, wird feststellen, wer in diesem Buch wohl besonders viel Fett weg bekommt. Somit wird „Schwarzer Regen“ also sowohl für politisch uninformierte Leser spannend, die einfach nur einen unterhaltsamen Thriller lesen wollen, bietet aber an anderer Stelle auch genügend Diskussions- und Nachdenkstoff für politisch interessierte, oder sogar engagierte Mitmenschen. Ein solcher Spagat macht „Schwarzer Regen“ schlicht und einfach zu einem Meisterwerk, das in jeglicher Hinsicht alles richtig macht.

    Fazit:
    Meisterhafter Thriller, der mit seiner temporeichen Erzählweise stets viel Spannung aufbauen kann und zugleich eine packende und kontroverse politische Story mitliefert, die für Diskussionsstoff sorgen könnte.