Torchwood: Ein anderes Leben |
Genre: Science-Fiction |
Autor: Peter Anghelides |
Seiten: 366 Seiten |
Verpackung: Taschenbuch |
Kaufstart: 10. Februar 2011 |
Verlag: Cross Cult |
ISBN: 978-3-941248-58-8 |
Der Himmel ist längst in einem tiefen Grau versunken, das kaum einen einzigen Sonnenstrahl hindurch lässt. Ein schwerer Sturm kommt auf und bringt sintflutartigen Regen in die kleine britische Stadt Cardiff. Doch schnell muss das „Torchwood“-Team um Captain Jack Harkness feststellen, dass sich dieses Wetterphänomen auf einen kleinen lokalen Umkreis beschränkt und Menschen außerhalb der Stadt nichts davon mitbekommen. Als wäre das nicht bereits genug, tauchen plötzlich auch noch tote Obdachlose auf den Straßen von Cardiff auf. Dumm nur, dass die Morde nicht aufhören werden, als sich der vermeintliche Täter mit radioaktiven Brennelementen vom Dach eines Hauses stürzt…
Kritik:
Seit einigen Jahren hat sich eine Serie zum Kult unter Science-Fiction- und Doctor Who-Fans entwickelt: „Torchwood“. Nachdem wir bereits drei Staffeln im Fernsehen bewundern durften, gibt es nun auch die passende Romanserie dazu. Doch nicht etwa mit einzelnen Folgen aus der Serie, sondern überraschenderweise gleich mit völlig neuen Geschichten, die wir in den Serienstaffeln bisher nie zu sehen bekamen. Das macht die Reihe für „Torchwood“-Fans natürlich besonders interessant.
Torchwood erneut vereint
Natürlich muss man an dieser Stelle anmerken, dass die Reihe offensichtlich nicht der chronologischen Reihenfolge der Serie folgt. So kommt es also, dass der erste Band, „Ein anderes Leben“ nicht etwa die Geschichte im Sinne einer vierten Staffel fortsetzt, sondern stattdessen vor „Kinder der Erde“ angesiedelt ist. Zu diesem Zeitpunkt ist natürlich noch das gesamte Team dabei und auch die ursprüngliche Hauptcharakterin Gwen hat vor einigen Monaten erst bei „Torchwood“ angefangen. Fans wird’s freuen, denn so bekommen sie nicht nur den coolen und unsterblichen Jack noch einmal zu “sehen”, sondern dürfen sich auch am notgeilen Owen, dem „Pseudo-Butler“ Ianto und an der süßen Toshiko erfreuen. Alle sind einmal mehr mit ihren gewohnten Charaktereigenschaften dabei, da sich Autor Peter Anghelides genauestens an die Vorgaben der Science-Fiction-Serie hält.
Owens Alter-Ego
Dennoch schafft es Anghelides, die Charaktere aus Torchwood auf interessante Weise auszubauen. Es scheint sogar fast so, als würde Gwen gar nicht mehr die Hauptcharakterin spielen, sondern stattdessen ihrem Kollegen Owen dieses Vergnügen lassen. So dauert es natürlich nicht lange, bis wir Owen von seiner ganz privaten Seite bewundern können und dabei nicht nur auf seine Onlinespiele-Sucht aufmerksam werden, sondern – wie so oft – auch einen Einblick in sein Liebesleben erhalten. Damit wird Owen definitiv zu einem wirklich interessanten Charakter, der die spannende Story um tote Obdachlose und einem vermeintlichen Alien, auf besondere Weise aufzulockern weiß.
Erzählerisch ist dabei besonders der eindrucksvolle Perspektivenwechsel gelungen, den wir nach einigen Kapiteln plötzlich präsentiert bekommen. Aus der „Third Person“-Perspektive, in der wir als Außenstehender beobachten können, wie sich das Team von „Torchwood“ auf die Jagd nach den Ursachen für den starken Regen macht, wird dann plötzlich eine Mischung aus Second- und First Person-Perspektive, bei der wir in die Rolle von Owen schlüpfen können und von einer vermeintlichen zweiten Person mit „Du“ angesprochen werden. In Wirklichkeit handelt es sich bei der zweiten Person aber eher um Owens Alter-Ego, das in Form eines virtuellen Ichs zu ihm spricht und sein Ego auf überzeugende Weise stärkt. Damit bekommt der Leser schnell die Möglichkeit, sich in das Ego und die Gefühlslage von Owen einzufühlen, was definitiv ein interessantes Leseerlebnis darstellt. Wenn Peter Anghelides im späteren Verlauf auch noch überraschende Wendungen in dieser Second Person-Perspektive einbaut, sorgt dies schnell dafür, dass „Torchwood: Ein anderes Leben“ nie langweilig wird. Außerdem werden alle weiteren Charaktere zwischenzeitlich natürlich auch weiterhin in der normalen Third Person-Perspektive beschrieben, sodass das Buch auf interessante Weise hin und her wechselt.
Packende Sci-Fi-Story
Unterdessen kann die Story natürlich auch sehr begeistern, zumal sie durchaus kreativ gestaltet wurde und eine weitere spannende „Torchwood“-Episode erzählt. Stets bleibt über lange Zeit offen, was hinter den mysteriösen Ereignissen steckt, sodass der Leser grundsätzlich die Möglichkeit erhält, mit zu rätseln und dabei selbst oft im Dunkeln tappt. Erst langsam, aber sehr spannend, werden die Hintergründe für die Geschehnisse aufgeklärt und sobald der Leser erst einmal weiß, womit er es bei dem Gegner zu tun hat, legt „Torchwood“ bei der Jagd nach dem Feind an Spannung noch einmal gehörig einen drauf. Damit ist „Ein anderes Leben“ also ein packender „Torchwood“-Roman, der aus vielerlei Hinsicht nicht nur für den Serienfan sehr empfehlenswert ist.
Fazit:
Spannende, bisher nie verfilmte „Torchwood“-Geschichte mit einigen erzählerischen Besonderheiten aus dem Alter Ego von Owen. Absolut lesenswert – nicht nur für „Torchwood“-Fans.