The End - Virtual DVD Magazine – Buch-Reviews
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    The End

    The End

    Genre:
    Thriller
    Autor:
    Ulrich Hofmann
    Seiten:
    381
    Verpackung:
    Taschenbuch
    Kaufstart:
    12. Dezember 2008
    Verlag:
    Aufbau Verlag
    ISBN:
    978-3-7466-2450-1

    Alexander Gast ist ein außergewöhnlicher Mann. Seit einiger Zeit ist er erfolgreicher Videothekar in einer Programmvideothek mitten in der Hauptstadt und lebt seit Jahren in einem Hotel direkt über dem örtlichen Kino. Sein Leben verbringt er damit, so viele Filme zu sehen, wie irgendwie möglich, sodass er zu einem äußerst zurückgezogenen und isolierten Menschen geworden ist. Doch warum er sich für ein solches Leben entschieden hat, ist ihm nicht bekannt. Vor genau zehn Jahren nämlich verlor er seine Erinnerung und hat sich mit viel Geld in dem Hotel niedergelassen. Nun jedoch soll ihn seine Vergangenheit wieder einholen, doch dabei steht sowohl die Welt, als auch seine erst vor kurzem entstandene Liebe auf dem Spiel. Dumm nur, dass Alexander noch gar nicht weiß, ob er ein Guter, oder ein Böser ist und ob sein Leben überhaupt noch real ist…

    Kritik:
    Es gibt außergewöhnliche Bücher, das sollte sicherlich klar sein. Mit „The End“ ist Thriller-Autor Ulrich Hofmann ausgerechnet ein solches gelungen und orientiert sich dem Titel entsprechend sehr stark an mehr oder weniger bekannten Filmen. Irgendwie haben viele Geschehnisse auffällige Anlehnungen an bekannte Filmklassiker und auch die Hauptfigur seines Buches beschäftigt sich ungewöhnlich stark mit dem Medium Film. Sein gesamtes Leben ist davon besessen, sodass sich dem Hardcore-Cineasten eine gelungene Identifikationsfigur bietet, um perfekt in das Buch einzusteigen. Denn auch Figur Alexander Gast ist von Filmen so sehr beeinflusst, dass er sein wahres Leben schon bald selbst für einen Film hält.

    Das Leben ist ein Film
    Auffällig ist bei „The End“ also die besonders selbstreflektierende Erzählweise, die stellenweise über mehrere Bewusstseinsebenen hinaus gehen. Stellen Sie sich vor, Sie selbst sind die Hauptrolle in einem Film, oder dessen Drehbuch. Sie selbst sehen sich von der Leserperspektive und wissen, dass sie nur eine Rolle sind, dessen Leben nicht wirklich real ist. Stellen Sie sich außerdem vor, Sie würden mit dem Leser auf diese Weise selbstreflektierend „sprechen“. Auf diese Weise ist „The End“ gelegentlich geschrieben, sodass die Figur tatsächlich mit dem Leser zu sprechen scheint und sich seiner tatsächlichen Existenz bewusst zu sein scheint. Doch dann kommt eine Besonderheit hinzu: Der Blackout. Während des ganz normalen Alltags, in dem die Figur als Videothekar seinem Job nachgeht, bricht er plötzlich zusammen. Er träumt von einem Leben, in dem er scheinbar Verbrechen begangen hat und an der Seite von bekannten Filmfiguren ein aufregendes Leben lebt. Ein Leben, das vor mehr als zehn Jahren stattfand, bevor er sein Gedächtnis verlor. Für den Leser ist dabei lange Zeit unklar, ob es sich dabei um eine Parallelwelt handelt, durch die Alexander das Bewusstsein über die Realität komplett verliert, oder ob es sich dabei eigentlich um seine eigene Vergangenheit handelt. Somit baut „The End“ quasi zwei Bewusstseinsebenen – sofern man dies als solche bezeichnen kann – ein und entwickelt damit einen überaus innovativen Erzählstil, den wir so nicht gewohnt sind.

    Der Gute und der Böse
    Durch diese Ebenen, die „The End“ in „Der Gute“ und „Der Böse“ unterteilt, umso scheinbar die Rollen beliebig wechseln zu können, bekommt das Buch aber auch einen merkwürdigen Erzählfluss. Stets ist sich der Charakter bewusst, dass ein gewöhnlicher Film- oder Drehbuchablauf aus einer Einleitung mittels Charakter- und Umweltdarstellung, einer Konfrontation und einer Auflösung besteht – und genau das bekommen sie von der Hauptfigur erzählt. Oder genauer: Alexander weist sie darauf hin, wenn das Buch plötzlich scheinbar bei der Konfrontation angelangt ist. In Wirklichkeit allerdings wird dies gelegentlich nur vorgetäuscht, sodass „The End“ auf einen gewöhnlichen Aufbau gänzlich verzichtet. Das Buch wechselt hin und her zwischen verschiedenen Konfrontationen und Charakterdarstellungen, hat im Grunde sogar zwei Hauptcharaktere, die ihren eigenen Höhepunkt finden müssen. Damit verzichtet das Buch sogar auf einen typischen kausalen Handlungsstrang und bekommt leider auch Schwächen beim Aufbau des Spannungsbogens. Durch den Verzicht auf die üblichen Ursache-Wirkung-Muster kann die Spannung nicht mit gewöhnlichen Mitteln stetig aufgebaut werden, sodass das Buch gezwungen ist, das Interesse durch Charakterzeichnungen aufrecht zu erhalten. Dies gelingt nicht immer, zumal Hauptfigur Alexander manchmal zu sehr in seinem von Filmen besessenen Leben versinkt. Damit verschwendet Autor Ulrich Hofmann gelegentlich viel zu viel Zeit für Belanglosigkeiten und beginnt über die Qualität diverser Filme zu philosophieren. So angenehm und spannend dies auch zu lesen ist, wenn es mit der Häufigkeit dabei übertrieben wird, wird auch dies auf Dauer langweilig. Hier hätte man gewisse Punkte optimieren können, aber dennoch muss man bei „The End“ ganz klar von einem innovativen Thriller mit besonderen Stilmitteln sprechen.

    Fazit:
    Ungewöhnlicher Thriller in einer von Filmen bestimmten Welt, der auf mehreren Charakter- und Bewusstseinsebenen mittels eigensinnigem Erzählstil eine hohe Spannung aufbauen kann und der Hauptfigur eine scheinbar schizophrene Persönlichkeit verpasst. Wer Filme liebt und eine innovative Geschichte mit psychologischen Elementen lesen mag, liegt bei „The End“ absolut richtig.