Rafael 2.0 - Virtual DVD Magazine – Buch-Reviews
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    Rafael 2.0

    Rafael 2.0

    Genre:
    Thriller
    Autor:
    Karl Olsberg
    Seiten:
    234
    Verpackung:
    Hardcover
    Kaufstart:
    5. Januar 2011
    Verlag:
    Thienemann
    ISBN:
    978-3-522-20125-4

    Der junge Michael hat es in seinem Leben ganz und gar nicht leicht. Als wäre es nicht bereits schlimm genug, dass er vor kurzem seine Mutter verloren hat, da stirbt auch noch sein Zwillingsbruder Rafael an einer Erbkrankheit. Umso besser also, dass sein Vater Brian der Chef eines großen Softwareunternehmens ist, das schon seit vielen Jahren an der Entwicklung von künstlichen Intelligenzen forscht. Dank der hochmodernen Lernfähigkeit aktueller Software gelingt es ihm so, ein künstliches Abbild von Michaels Bruder zu erstellen. Ein Abbild, das dank enormer Rechenleistung in der Lage ist, eigenständig Entscheidungen zu treffen und ähnlich einem positronischen Gehirn zu denken. Zwar hält sich Michaels Begeisterung zunächst in Grenzen, doch schon bald soll er darin einen neuen besten Freund finden. Dumm nur, dass denkende Maschinen auf kurz oder lang eine Gefahr für die Menschheit werden könnten und es die militärische Konkurrenz längst auf Brians Entwicklung abgesehen hat…

    Kritik:
    Karl Olsberg hat offenbar eine Vorliebe für Themen rund um die digitale Welt. Nach seinen Bestsellern „Glanz“ und „Das System“ hat er sich nun entschlossen, eine jugendgerechte Geschichte über die Gefahren einer künstlichen Intelligenz zu verfassen. Ganz im leicht verschwörerischen Stil sieht er dabei gerne einmal die Computersysteme als ein Übel unserer Gesellschaft, doch auch dieses Mal soll er nicht gänzlich nur auf einer Seite stehen.

    Computer – Ein Ersatz für soziale Kontakte
    Typischerweise sieht er das Problem an Computer und künstlichen Intelligenzen natürlich erneut darin, dass unsere Gesellschaft vollständig auf diese angewiesen ist. Ohne digitale Medien und Systeme wäre unsere gesamte Wirtschaft kaum mehr in der Lage, brauchbar zu existieren. Damit verteufelt Olsberg nicht etwa diese Medien, sondern betrachtet lediglich die logischen negativen Aspekte der Technik. Besonders schwierig wird die Lage nun im Falle der Hauptfigur Michael, die völlig isoliert mit Privatlehrer und einem Hausmädchen in der Unterkunft seines Vaters lebt. Nach dem Tod seines Zwillingsbruders, verstärkt sich seine Illusion nur umso mehr, sodass letztendlich eine künstliche Intelligenz dafür sorgen muss, ihm Gesellschaft zu leisten und einen Freund zu bescheren. Ganz ohne Kritik an sozialen Netzwerken liefert uns Olsberg also ein Paradebeispiel für den Ersatz von sozialen Kontakten. Doch was als moralisch und pädagogisch wertvolle Jugendgeschichte beginnt, soll sich später um einen gänzlich anderen Themenschwerpunkt drehen und sich dabei zu einem waschechten Thriller für die etwas jüngere Generation entwickeln.

    System für die Jugend
    Eigentlich ist Olsbergs „Rafael 2.0“ nämlich eher als eine Jugendversion seines Bestsellers „Das System“ konzipiert. Dementsprechend fällt natürlich auch der Schreibstil aus, der bei weitem nicht so gehoben ausgefallen ist, wie wir dies aus seinen Erwachsenen-Thrillern kennen. Dennoch lässt sich auch „Rafael 2.0“ sehr flüssig lesen und bietet auch den älteren Lesern die Möglichkeit, sich perfekt in die Geschichte hineinzuversetzen. Dank einer Erzählung, die sehr nah am Hauptcharakter gehalten ist und uns ein wahres Abenteuer erzählt, sollte es daher keine Probleme geben, sich die Vorgänge bildlich darzustellen. Noch dazu macht sich Olsberg natürlich die Mühe, einige Parallelen zum Kino-Hit „Tron“ einzubauen und uns die digitale Welt als eine dreidimensionale Benutzeroberfläche mit wahren künstlichen Intelligenzen zu präsentieren. Das mag für Informatiker vielleicht an manchen Punkten etwas weit hergeholt und unrealistisch erscheinen, da es uns ein wenig an die Computervorstellung der 80er Jahre erinnert, doch kann es dem Leser durchaus ungemein helfen, sich auch als möglicher Laie in die Umgebung zu katapultieren. Unterhaltung und spannende Action sollen also durchgehend aufkommen. Für Olsberg-Fans ist also auch „Rafael 2.0“ ein Muss, zumal er dank des „Windcliff Minor“-Internats, in dem die Kinder völlig ohne Privatsphäre in totaler Überwachung leben müssen, auch sein gewohntes Weltbild erneut einfließen lässt.

    Fazit:
    Bestseller-Autor Karl Olsberg bietet uns mit seinem neuesten Thriller eine gelungene Jugend-Version von „Das System“, die auch erwachsene Leser nicht langweilen wird. Mit der künstlichen Intelligenz als Bedrohung für die Menschheit als Themenschwerpunkt kann er damit bestens an seine bisherigen Werke anknüpfen und punktet mit dem altbekannten Schreibstil, der aber erwartungsgemäß etwas einfacher gehalten wurde.