Das System |
Genre: Thriller |
Autor: Karl Olsberg |
Seiten: 403 |
Verpackung: Taschenbuch |
Kaufstart: September 2007 |
Verlag: Aufbau Verlag |
ISBN: 978-3-7466-2367-2 |
Mark Helius war ein angesehener und erfolgreicher Mann. Er war Chef einer Computerfirma, die sich jahrelang auf die Entwicklung von künstlichen Intelligenzen konzentrierte. Nun jedoch häufen sich die Probleme, als ihr neuestes Programm offensichtlich schwerwiegende Fehler aufweist und einer ihrer Mitarbeiter plötzlich auf mysteriöse Weise ums Leben kam. Da dauert es auch nicht mehr lange, bis Mark plötzlich unschuldig unter Mordverdacht steht und kurzerhand untertauchen muss, um seine Unschuld tatsächlich beweisen zu können. Er vermutet, dass es ihnen gelungen ist, eine so intelligente Software zu erschaffen, dass sie mittels der Rechenleistung aller an der Internet angeschlossener Computer, in der Lage ist, eigenständige Entscheidungen zu treffen. Nur sie kann seiner Ansicht nach die Ursache für den Tod an seinem Mitarbeiter sein. Dumm nur, dass es keine leichte Aufgabe sein wird, diese Vermutung tatsächlich zu beweisen, doch gemeinsam mit der ehemaligen Mitarbeiterin und hervorragenden Programmiererin Lisa Hogert versucht er, dem gefährlichen Programm auf die Schliche zu kommen…
Kritik:
Für viele Programmierer und Wissenschaftler ist es wohl einer der größten Träume, eine echte künstliche Intelligenz zu schaffen. Ein künstliches Lebewesen, das in der Lage wäre, eigenständig zu denken und zu handeln. Im Bereich der Science-Fiction ist dies längst ein großes Thema und auch die Robotik würde sich sicherlich regelrecht um diese Möglichkeit reißen. In einer Zeit, in der die Forschung nach positronischen Gehirnen und vernetztem Denken noch in der Anfangsphase steht, scheint Karl Olsbergs Vision noch in weiter Ferne zu liegen. Doch der Autor verzichtet dennoch nicht darauf, die Probleme einer möglichen künstlichen Intelligenz durch verteiltes Rechnen zu erläutern. In seiner Vision erfahren wir von einer Intelligenz, die ganz im Stile des bekannten „SETI@home“-Projekts, die Rechenleistung zahlreicher an das Internet angeschlossene Computer nutzt, um damit in gewisser Maßen ein künstliches Gehirn zu konstruieren.
Mitreißendes Endzeit-Spektakel
Da mag Olsberg zwar einige Schwierigkeiten, wie die geringe Geschwindigkeit der Internetverbindungen, nicht völlig durchdacht haben, aber immerhin liefert er uns ein hollywoodreifes Spektakel, das sich mit Spannung nicht gerade zurückhält. Voller apokalyptischer Szenarien und verschwörerischen Theorien, liefert er uns also die Geschichte eines gnadenlosen Kampfes gegen ein übermächtiges System. Da merkt man dann, dass Olsberg vor allem eines besonders gut hinbekommt: Er kann uns beeindruckende Szenen liefern, in die wir uns problemlos hineinversetzen können. In der Hauptrolle lesen wir daher den Chef eines Softwareunternehmens, der unter Mordverdacht kurzerhand flüchtet und seine eigene künstliche Intelligenz mit allen Mittel bekämpfen will. Spannend sind dabei sowohl die Fluchtversuche gegen die Polizei, die aufregenden Ermittlungsarbeiten seiner neuen Freundin Lisa Hogert, als auch die Bestrebungen der künstlichen Intelligenz selbst, ihm möglichst viele Steine in den Weg zu stellen. Spätestens dann, wenn es allmählich zum Showdown über geht und die Gegend in reinstem Chaos versinkt, wünschen wir uns beinahe, audiovisuelles Material zu Gesicht zu bekommen. Doch auch der Fantasie des Lesers soll da nichts im Wege stehen.
Bonze trifft Nerd – ein perfektes Duo
Damit „Das System“ allerdings auch einen absolut flüssigen und rasanten Lesefluss bietet, der den Leser zu jeder Zeit mitreißen kann, setzt Olsberg auf besonders interessante Charaktere, mit denen wir uns immer wieder identifizieren können. Da stößt dann einerseits Hauptfigur Mark Helius auf besondere Sympathien, der als leicht ahnungsloser Chef plötzlich seine guten Seiten entdeckt und die Welt retten, während wir uns andererseits auch die – wahrscheinlich süße – Lisa Hogert vorstellen können, die als Nerd und herausragende Programmiererin jederzeit die passende Identifikationsfigur für den Informatiker bietet. Mit seiner perfekten und detaillierten Schreibweise, schafft es der Autor schließlich, uns ein perfektes Bild der Charaktere zu vermitteln, ohne dass der Leser auch nur die geringsten Probleme mit seiner Vorstellungskraft bekommen könnte.
Die Kontinuität eines Autors
Apropos Schreibstil: An dieser Stelle merken wir doch einmal mehr, dass Karl Olsberg einen äußerst kontinuierlichen Stil aufweisen kann und seine stets eigene Handschrift verwendet. Kenner seiner Bücher, würden ihn da sicher sofort wiedererkennen und wissen genauestens, was in diesem Fall auf sie zukommt. Dies betrifft zugleich allerdings auch den Handlungsaufbau in Bezug auf Szenewechsel und die Einführung. Auch in diesem Falle verwendet Olsberg seinen typischen Stil, von dem er bisher nur in „Schwarzer Regen“ ein wenig abwich. Das mag zwar einerseits nicht für eine große literarische Vielfalt sprechen, doch seine Fans und Leser wissen damit auf jeden Fall, dass sie mit seinen Werken nie etwas falsch machen können.
Einziger Kritikpunkt bleibt allerdings die etwas übertriebene Bearbeitung des Themas „digitale Gefahren“. Insgesamt fährt Olsberg dabei zu sehr die apokalyptische Schiene und schießt mit seinen Verschwörungstheorien gerne einmal über das Ziel hinaus. Auch wenn er dabei immer wieder versucht, ein wenig Fachwissen mit einzubringen, stellt er das digitale Zeitalter und die damit verbundenen Entwicklungen überwiegend als negativ dar und versucht in gewisser Weise auch Moralpredigten zu halten. Dabei merkt man allerdings deutlich, dass Hauptfigur Mark Helius zugleich auch sein Alter Ego zu sein scheint, denn ähnlich wie Mark, zeigt auch Olsberg stellenweise nur Halbwissen in Bezug auf die Informationstechnik. Man kann dabei deutlich herauslesen, dass er zwar Basis-Programmierkenntnisse besitzt und sich insgesamt recht gut mit der Technik auskennt, bei tiefergehenden Problemen in Bezug auf Programmiersprache und den tatsächlichen technischen Möglichkeiten allerdings ins Stolpern kommt. Dies wird dann insbesondere bei den Logikfehlern deutlich, die in erster Linie für Informatiker gelegentlich ersichtlich werden. Dennoch tut das der Spannung und der allgemeinen Qualität des Buches keinen Abbruch, sodass Programmierer ebenso viel Unterhaltung finden werden, wie der Mainstream-Leser.
Fazit:
Dank dem altbewährten Schreibstil von Karl Olsberg kann auch „Das System“ wieder mit einem apokalyptischen Endzeitszenario, einer mitreißenden Inszenierung und sympathischen Charakteren überzeugen.