Homefront |
Genre: Sci-Fi / Abenteuer |
Autor: John Milius Raymond Benson |
Seiten: 352 |
Verpackung: Softcover |
Kaufstart: 19. Juli 2011 |
Verlag: Panini |
ISBN: 978-3-8332-2321-1 |
Eigentlich hat Ben Walker sein Leben schon längst satt. Als abgehalfterter Reporter eines Promi-Klatschmagazins will er sich schon lange lieber investigativerem Journalismus widmen und kann es sich finanziell ohnehin kaum mehr leisten, zur Arbeit zu fahren. In einem wirtschaftlich katastrophal schlecht gestellten Amerika, in dem der Benzinpreis bei etwa zehn Dollar pro Liter liegt und ein Großteil der Bevölkerung weder fahrbaren Untersatz, noch Arbeit hat, ist das Aufbringen des eigenen Lebensunterhaltes kaum mehr möglich. Doch selbst er hätte in dieser Zeit wohl niemals geahnt, dass es plötzlich noch viel schlimmer kommen würde: Während sich sein Land in der schlechtesten Verfassung seiner Geschichte befindet, nutzt die neue Supermacht des Vereinigten Koreas die Gelegenheit, um Nordamerika prompt mit einem massiven elektromagnetischen Impuls außer Gefecht zu setzen und die folgenschwere Invasion zu starten. Doch während das Land im totalen Chaos versinkt, keinerlei Elektrogeräte und Fahrzeuge mehr funktionieren und das Geld mangels funktionierendem Finanzsystem quasi abgeschafft wird, beschließt Ben Walker endlich etwas zu ändern: Er wird zur „Stimme der Freiheit“ und übernimmt das Sprachrohr der Widerstandsgruppierungen. Damit steht ihm ein Kampf um Leben und Tod, sowie um die Zukunft des gesamten Kontinents bevor…
Kritik:
Vor etwa einem Jahr fand ein Videospiel zahlreiche Fans und brachte eine mutige, innovative Story auf dem Spielemarkt: „Homefront“. Erstmals erschien damit ein Spiel, in dem die Vereinigten Staaten von Amerika nicht mehr die übermächtige, wirtschaftlich und militärisch starke Übermacht darstellen, sondern von einem vereinigten Korea in naher Zukunft überrannt wurde. Mit schrecklichen Bildern von Gräueltaten durch die Koreaner erlebten wir die Geschichte einer Widerstandsgruppe um die „Stimme der Freiheit“, die ohne militärische Hilfe die koreanischen Invasoren zurückdrängen wollte. Nun ist mit „Homefront – Stimme der Freiheit“ ein Roman erschienen, der uns die Vorgeschichte um den berühmten Radiomoderator erzählt.
Lückenfüller für ein Videospiel
Da ist natürlich schnell klar, dass eine solche Storygrundlage auch die Möglichkeit für eine spannende, ausführliche und spektakuläre Geschichte bietet. Doch ausgerechnet das Videospiel versäumte einst, dem Game auch eine ordentliche lange Story zu bescheren und wurde daher von vielen Spielern wegen seiner mageren Geschichte und der kurzen Spielzeit kritisiert. Trotz perfekter Grundlage, gelang es den Entwicklern nicht, die Story zu nutzen und die Erwartungen der Spieler zu erfüllen. Das will nun der Roman „Stimme der Freiheit“ endlich ändern und nutzt daher die Gelegenheit, diese große Storylücke auf über dreihundert Seiten zu füllen und dem Spiel endlich die ausführliche Geschichte zu verpassen, die es eigentlich verdient hätte. Da finden wir uns auch schnell ein, denn jedem Kenner des Spiels wird die „Stimme der Freiheit“, die wir im Videospiel wohl aus jedem Radio zu hören bekamen, bekannt sein. Hier erleben wir die Geschichte nicht mehr nur direkt von der Front des Widerstandes, sondern eben auch aus der Sicht des berühmten Radiomoderators, der einst ein ganz normaler Mann von Nebenan war – eine perfekte Identifikationsfigur also, mit der sich wohl jeder Leser schnell anfreunden kann.
Koreanische Apokalypse
Sehr detailliert wird dabei die anfängliche Situation geschildert, kurz nach dem elektromagnetischen Impuls, der das Land ins Chaos gestürzt hat. Da wird „Homefront“ auch sehr sozial- und gesellschaftskritisch, denn neben abartigen Gewalttaten, Raubmorden und Gräueltaten erleben wir eine Geschichte, bei der sich die Amerikaner aus Verzweiflung selbst bekriegen. Die Zivilisation wird völlig abgeschafft und der Leser in die pure Apokalypse gezerrt. Da können wir uns die Szenen ebenso knallhart vorstellen, wie einst die Kinder, die im Videospiel auf offener Straße am hellichten Tage erschossen wurden. Derartige Szenen sollen später durch die Koreaner fortgeführt werden, wodurch das Buch zwar einen sehr radikalen Touch erhält, aber auch ein klassischen Gut- und Böse-Muster einführt, bei dem die Rolle der Koreaner und Amerikaner klar eingeteilt werden. Da hätten wir uns dann doch gewünscht, wenn die negative Sicht auf die Amerikaner, welche zu Beginn eingeführt wird, auch konsequent fortgesetzt worden wäre. Stattdessen werden die Amerikaner zu rechtschaffenden, robusten und widerstandsfähigen Gutmenschen, die grundsätzlich nur um ihr Recht und ihre Freiheit kämpfen, nie jedoch selbst eine Situation verschuldet waren. Schauen wir dagegen auf den Beginn des Buches und sein erstes Drittel, so wird die USA hier sogar noch für den Krieg im Nahen Osten kritisiert und die Schuld für den islamistischen Terror ganz klar bei den Amerikanern gesucht. Das war mutig – doch der Mut ist schnell verflogen.
Action im Widerstand
Dennoch bleibt „Homefront – Stimme der Freiheit“ auch im späteren Verlauf stets spannend. So erhält Ben Walker sogar eine kleine, aber süße Liebesgeschichte, die eine mitreißende und emotionale Beziehung mitten in Zeiten des Krieges geschildert. Aber auch der Widerstand und seine actionreichen Einsätze geraten immer mehr in den Vordergrund, sodass das Buch auf mitreißende und spektakuläre Weise schildert, wie sich die Bevölkerung gegen eine skrupellose und perverse koreanische Streitmacht zur Wehr setzt, die vor keinerlei Taten zurückschreckt. Hier werden ganze Städte bombardiert, Frauen und Kinder ermordet und ein Freiheitskämpfer auf mitreißende Weise durch das halbe Land gejagt. So wird dem Leser niemals langweilig und die Spannung ist von Anfang bis Ende garantiert. Eigentlich könnte man sogar behaupten, das Buch sei spannender, als das Videospiel selbst, was schon eine bemerkenswerte Leistung ist. In diesem Sinne: Eine uneingeschränkte Empfehlung für Fans des Videospiels und Liebhaber von gesellschaftskritischen, radikalen Kriegsgeschichten mit futuristischem Bedrohungsszenario.
Fazit:
Der mitreißende und spannende Roman zum Videospiel schafft es zwar nicht immer, auf klassische Gut- und Böse-Muster zu Gunsten der USA zu verzichten, liefert aber dennoch eine gesellschaftskritische, actionreiche und spektakuläre Geschichte um die koreanische Invasion inmitten des „gelobten Landes“.