Glanz |
Genre: Thriller |
Autor: Karl Olsberg |
Seiten: 394 |
Verpackung: Broschur |
Kaufstart: 15. März 2011 |
Verlag: Aufbau Verlag |
ISBN: 978-3-7466-2689-5 |
Als der 14-jährige Eric nach einer Überdosis der Droge „Glanz“ ins Koma fällt, bricht für seine Mutter Anna eine Welt zusammen. Der Junge war süchtig nach einem Computerspiel und nahm die Pille, um die virtuelle Welt des Spiels noch realistischer zu erleben. Doch nun liegt er leblos in einem Krankenhaus, weit entfernt von der Realität. Dennoch entschließt sich Anna, all das nachempfinden zu wollen, was ihr Sohn unter Drogeneinfluss empfunden hat und lässt sich auf eine atemberaubende Welt ein. Als sie dann auch noch auf eine mysteriöse Frau stößt, die ihr als Medium dabei helfen kann, in den Kopf ihres Jungen eindringen zu können, setzt sie alles daran, ihn aus dem Koma zu befreien. Dumm nur, dass die Grenzen zwischen Traum und Realität schon bald verschwimmen…
Kritik:
Endlich ist es soweit: Beststeller-Autor Karl Olsberg hat nach „Schwarzer Regen“ nun seinen neuesten Thriller fertiggestellt und befasst sich erneut mit topaktuellen Themen, die jeden Bewohner der modernen westlichen Welt betreffen könnte. Dieses Mal geht es um das leidige Thema Sucht und die Faszination von virtuellen Welten in umfangreichen Online-Rollenspielen. Doch auch in „Glanz“ ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint…
Computerspiele – Deutschlands größte Gefahr?
Es kommt nicht gerade selten vor, dass wir erkennen müssen, dass jegliche Filme, Bücher und Berichte zum Thema Computerspiele sich entweder mit dem Gewaltaspekt, oder dem Suchtproblem befassen. Nicht wenige werfen den entsprechenden Medienmachern daher vor, neutrale Medien zu diesem Thema, welche die Spieler nicht als reine Monster mit anti-sozialen Tendenzen zeigen, hätten kaum eine Chance. Natürlich kann auch „Glanz“ zwischenzeitlich den Eindruck machen, auch dieses Buch gehe in diese Richtung, zumal sich Olsberg voll auf den Suchtaspekt konzentriert. Doch er geht gewählter vor und verurteilt nicht zwingend dieses eigentlich schöne und kunstvolle Medium. Stattdessen sieht er die Gefahr eher in den Menschen selbst, oder aber auch in dem Konsum von chemischen Substanzen, welche – im Gegensatz zu den Spielen – tatsächlich eine gewisse Gefahr darstellen. Der immer stärker werdende Wahn nach fotorealistischen Bildern und perfekten Spielerlebnissen wird in Zusammenhang mit der Droge „Glanz“ gehörig an den Pranger gestellt und offen kritisiert. Doch irgendwie muss man gestehen, dass Olsberg durchaus ein Verständnis für das Medium aufbringt und sicherlich selbst bereits in den faszinierenden Genuss virtueller Welten gekommen ist, was wir aus seiner Detailtreue seiner Rollenspiel-Beschreibungen schließen können. Da fragt man sich manches Mal, warum er nicht gleich selbst die Geschichten zu den entsprechenden Spielen liefert, denn manchem Entwicklerteam wäre damit sicherlich sehr geholfen.
Bewusstseinsebenen – Die Grenze zwischen Realität und Fiktion
Wesentlich faszinierender als die Abenteuer in den weiten Welten eines Rollenspiels ist allerdings die Art und Weise, mit der Karl Olsberg seine Story „inszeniert“. Statt uns nämlich eine Figur zu präsentieren, die selbst spielesüchtig ist, will uns der Autor lieber in den Kopf eines Spielers entführen, der im Koma liegt. Die Möglichkeit, durch ein menschliches Medium in den Kopf eines Komapatienten einzudringen bietet uns wahrlich eine spektakuläre Einsicht, die Olsberg stets glaubwürdig und packend beschreibt. Er schafft es einfach, dem Leser die Möglichkeit zu geben, sich die Welt im Kopf eines Komapatienten tatsächlich bildlich vorzustellen und daraus einen Thriller zu gestalten, der in der Tat als hollywoodreif zu bezeichnen ist. Eine entsprechende Verfilmung würde sicher vielen gefallen. Das mag allerdings auch an der Schreibweise voller Wendungen und offenen Entwicklungen liegen, die „Glanz“ mit sich bringt, denn sowohl die verschwimmenden Grenzen zwischen der Phantasiewelt eines Komapatienten und der realen Welt können uns mitreißen und in eine verzwickte Geschichte zerren, bei der selbst dem Leser völlig unklar ist, bei welcher Welt es sich um die reale handelt. Denn wenn ein Komapatient plötzlich von der realen Welt träumt – woher wissen wir dann, welche der beiden Welten überhaupt real ist? Um uns dieser verwirrenden und nachdenklichen Geschichte hingeben zu können, baut Olsberg außerdem einige spektakuläre Wendungen ein, dank denen am Ende doch alles anders kommen soll, als wir es immer wieder vermuteten. Außerdem: Da „Glanz“ auch noch als interaktives E-Book erscheint, in dem der Leser die Möglichkeit erhält, gewisse Handlungsabläufe dank extra hierfür geschriebenen Text selbst zu bestimmen, dürfte es sich hierbei um einen Thriller handeln, den niemand verpassen sollte.
Fazit:
Spektakulärer und packender Thriller, der die Grenzen zwischen Realität und Traumwelt allmählich aufhebt und einen faszinierenden Blick auf die virtuellen Welten aktueller Rollenspiele gewährt. Sehr empfehlenswert!