Tony Chu ist ein Cop der ganz besonderen Art: Mit einer außergewöhnlichen Fähigkeit ist er in der Lage, die Vergangenheit und Empfindungen des Lebewesens nachzuempfinden, welches er gerade isst. Aus diesem Grund wird er überwiegend dafür eingesetzt, die Todesursachen und Mörder von Menschen zu finden, in dem er lediglich ein Körperteil dieser Person verspeist. Dumm nur, dass er schon bald in ziemliche Erklärungsnot gerät, als ein vermeintlicher Verbrecher sich vor der Festnahme selbst ermordet. Um nicht gleich seine Karriere an den Nagel hängen zu müssen, bietet sich ihm die Gelegenheit, für die Lebensmittelaufsichtsbehörde zu arbeiten, die dem illegalen Geflügelhandel auf die Schliche kommen will. Doch dabei wird er schon bald feststellen, dass hinter der Vogelgrippe-Hysterie ein noch viel größeres Komplott steckt, bei dem es noch aus ganz anderen Gründen menschliche Opfer geben wird…

Kritik:
Mit seinem neuesten Comicwerk hat Autor John Layman wohl den Nerv aller Leser getroffen. Seit dem jüngsten Dioxin-Skandal, bei dem Tiere vergiftetes Futter zu fressen bekamen und der üblichen Vogel- und Schweinegrippe-Panikmache dürften die klassischen Lebensmittelverbrechen wohl ein sehr großes Interesse bei den Lesern genießen. Dass Layman in „Chew“ allerdings noch ganz andere Gestalten, merkwürdiges Futter zu sich nehmen lässt, stellt wohl zunächst eine besonders außergewöhnliche Innovation dar. „Chew“ bedient sich nämlich an den sogenannten „Cibopathen“, denen es ermöglicht wurde, mittels Zunahme von Körperteilen die Vergangenheit des Lebewesens zu erkennen und nachzuempfinden. Zugegeben, dies dürfte eine wahrlich schräge Story darstellen und in gewisser Weise recht verrückte Anspielungen auf klassische Superhelden beinhalten. In jedem Fall ist dies allerdings auch eine provokante Geschmacklosigkeit, die den meisten Comic-Fans aber vermutlich sehr viel Spaß beim Lesen bereiten wird.

Actionstory im Kampf gegen die Behörden
Doch kein Wunder, bietet uns „Chew“ schließlich einen äußerst guten Lesefluss, der durch die spannende und actionreiche Polizeistory zustande kommt. Die Charakterzeichnungen der Hauptfigur sind dabei außerdem so gut gelungen, dass sie uns sofort sympathisch erscheint und als klassischer Actionheld im Stile typischer Actionfilme inszeniert wurde. Er ist der übliche gute Cop, der seinen Kollegen überhaupt nicht ausstehen kann und außerdem noch recht interessante Eigenheiten bezüglich seiner Nahrungszunahme mit sich bringt. Besonders interessant wird seine Geschichte allerdings erst, als er beginnt als Mitarbeiter der Lebensmittelaufsichtsbehörde, die er eigentlich immer gehasst hat, gegen die eigenen staatlichen Behörden zu ermitteln. Zusammen mit seinem zwielichtigen Kollegen Savoy versucht er, die Lügen der Vogelgrippe endlich aufzudecken und herauszufinden, was tatsächlich hinter den Machenschaften der Regierung steckt. Doch auch er ist keineswegs ein geradliniger, oder einseitiger Charakter, sondern spielt trotz seiner sympathischen Ausstrahlung nie mit offenen Karten. So bleibt „Chew“ trotz seiner recht kurzen Länge stets spannend.

Hochprofessionelle, blutige Grafik
Als Zeichner für den herausragenden Comic wurde außerdem Rob Guillory beauftragt, der für seine Arbeiten bereits Auszeichnungen erhalten hat und somit zu den qualitativen Vertretern seines Berufes zählt. Er hält sich mit einer durchaus makabren Zeichnung nicht zurück und bringt uns gelegentlich schon einmal ins Schmunzeln, wenn Hauptfigur Tony Chu plötzlich in einen toten Hund beißt. Außerdem mag die blutige Darstellung gewisser Todesszenen sicherlich reichlich Freunde finden. Comic-Fans und jene, die auf eine provokante, innovative, aber auch schräge Story wert legen, liegen bei „Chew“ genau richtig.

Fazit:
Innovativer und makabrer Cop-Thriller im Comic-Stil . „Chew“ überzeugt mit seiner teils geschmacklosen, aber hochspannenden und gelegentlich witzigen Geschichte und wird damit Comic-Fans begeistern.