1.: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Vermutlich gibt es kaum einen Streifen, über den im vergangenen Jahr mehr gesprochen wurde. Während mancher Film kaum eine Beachtung findet, hat es “Three Billboards Outside Ebbing, Missouri” sogar geschafft, Einfluss auf das reale Leben zu nehmen. So mancher wird es mitbekommen haben: Die berühmten Werbetafeln aus dem Film werden sogar von echten Demonstranten bei echten Protesten verwendet – vor allem in den USA, um das Versagen von Behörden anzuprangern. Das beweist vor allem eines: Dieser Film hat auf eine besondere Art und Weise den heutigen Zeitgeist eingefangen und sich damit selbst zum Kult erhoben. Dazu dürfte aber auch die herausragende Frances McDormand beigetragen haben, die mit einer außergewöhnlichen schauspielerischen Darbietung zurecht mehr als eine Auszeichnunge erhielt.
2.: Shape of Water
Etwa zur gleichen Zeit wie “Three Billboards Outside Ebbing, Missouri” machte sich allerdings auch einer der wichtigsten Fantasy-Hit aus dem vergangenen Jahr einen Namen im Kino. Die Rede ist natürlich von Guillermo del Toros jüngstem Werk “Shape of Water”, bei dem wir auf ein mysteriöses Wasserwesen stoßen, das sich perfekt in die seltsam anmutende, düstere Atmosphäre des Films einfügt. Hier sticht vor allem der aus Star Trek Discovery bekannt gewordene Doug Jones als Amphibienmann besonders hervor, eignet er sich als ehemaliger professioneller “Schlangenmensch” schließlich hervorragend für diese Rolle und bekommt auch die außergewöhnlichsten Bewegungen hin. Mit der perfekten Maske dazu bleibt uns diese Kreatur besonders lange in Erinnerung und bei Genrefans sollte “Shape of Water” auf keinen Fall in der Sammlung fehlen.
3.: No Way Out
Normalerweise haben Filme, die auf wahren Begebenheiten und realen Naturkatastrophen basieren, ja ein großes Problem: Der Zuschauer weiß in aller Regel schon vorher, wie der Streifen ausgehen wird. Dass das aber trotzdem überaus spannend und dramatisch funktionieren kann, bewies nach dem großartigen “Deepwater Horizon” im vergangenen Jahr auch “No Way Out”, bei dem wir diverse amerikanische Feuerwehrmänner bei der Bekämpfung von Waldbränden begleiten dürfen. Dabei punktet der Streifen aber vor allem als klassisches Unterhaltungskino, das sich qualitativ noch ein wenig abhebt: Vor allem Josh Brolin kann in der Hauptrolle nämlich dermaßen überzeugen, dass selbst abgehärtete Zuschauer womöglich Taschentücher bereitlegen sollten. Ein kleiner Tipp aber am Rande: Damit der Film seine Wirkung vollständig entfalten kann, raten wir davon ab, sich vor dem Film über die realen Begebenheiten genauer zu informieren – ohne dieses Wissen überwältigt das emotionale Ende noch mehr.
4.: I, Tonya
Ebenfalls auf realen Ereignissen beruht allerdings auch dieser Film: “I, Tonya” handelt von der Eiskunstläuferin Tonya Harding, der im Jahre 1994 vorgeworfen wird, einen Anschlag auf ihre Konkurrentin in Auftrag gegeben zu haben. Das Außergewöhnliche an dieser Biografie: Während sich die meisten Filmbiografien bei noch lebenden Personen und nicht endgültig geklärten Fällen zurückhalten, um etwa Klagen durch die Betroffenen zu vermeiden, beweist “I, Tonya” recht großen Mut und gehört zu den wenigen Biografien, die die im echten Leben noch lebendige Hauptfigur von einer ziemlich negativen Seite zeigen. Zumindest aus künstlerischer Sicht kann sich der Streifen dadurch positiv abheben und ein einzigartiges Filmerlebnis bieten, das auch für all jene interessant ist, die sich normalerweise nicht für diese Sportart interessieren.
5.: The Florida Project
An eine besondere Herausforderung hat sich Regisseur Sean Baker mit seinem neuesten Werk “The Florida Project” herangewagt. Hier präsentiert er uns nicht nur eine interessante Milieustudie über Armut in den Vereinigten Staaten, sondern wagt das Experiment, dieses sensible Thema aus der Perspektive der Kinder darzustellen. Das mag insgesamt ein wenig verspielt erscheinen und verzichtet auf allzu explizite Gewaltdarstellung, bringt aber auch einen ganz besonderen Inszenierungsstil und noch nie da gewesene schauspielerische Darbietungen mit sich. Und wenn “The Florida Project” auch kein Streifen für den Mainstream sein mag, so hätte er dafür zumindest einen Innovationspreis verdient und wird zu einem Muss für all jene, die gerne außergewöhnliche Filme sehen.
6.: Your Name
Wenn es um herausragende japanische Animes geht, stach in den Jahren zuvor vor allem Studio Ghibli immer ein wenig hervor. Dass dieses Studio aber gar nicht zwingend notwendig ist, um Animes auf vergleichbarem Niveau abzuliefern, bewies Regisseur Makoto Shinkai mit seinem in der Animeszene überaus beliebten und häufig diskuttierten Hit “Your Name”. Kein Wunder, liefert der Streifen schließlich nicht nur die wahrscheinlich hübschesten Zeichentrickbilder des gesamten vergangenen Jahres, sondern zugleich auch noch ein emotionales Coming-of-Age-Drama, das uns auf natürliche Weise das Leben der japanischen Jugend ein bisschen näher bringt. Bei Anime-Fans sollte dieser Streifen also auf keinem Fall im Regal fehlen.
7.: Eine fantastische Frau
Ebenfalls nicht unbedingt Popcorn-Kino für den Mainstream, aber dafür keineswegs schlechter: Der Sieger als “bester fremdsprachiger Film” bei der Oscar-Verleihung 2018. Die chilenische Produktion zeigt sich vor allem wegen seiner Themenauswahl bedrückend emotional: “Eine fantastische Frau” wagt sich an das sensible Thema der Transsexualität und zeigt eine Transgender-Frau, die in ihrer Heimat mit Ausgrenzung, Gewalt und Behördenwillkür konfrontiert wird. Und ganz egal, wie man zu diesem Thema auch stehen mag: Kalt lassen wird der Film sicher niemanden, zumal dieser spannenden Perspektivenwechsel auch den eigenen Horizont erweitern kann. Ein eher zu Unrecht viel zu unbekannter Streifen, den man nicht verpassen sollte.