In Groß-Britannien ist der berühmte Doctor mit seiner blauen Notrufzelle längst überall bekannt. Seit den 60er Jahren begeistert er dort zahlreiche Fans. Einst noch in schwarz-weiß, liefert man heute Bildmaterial auf dem neuesten Stand der Technik und schafft seit neuestem gar den Dreh von 3D-Material. Ins Guinessbuch der Rekorde als “längste laufende Fernsehserie” eingegangen, war es eigentlich verwunderlich, dass “Doctor Who” so viele Jahre benötigte, um auch in Deutschland auf zahlreiche Fans zu stoßen. In den letzten Jahren hat sich das allerdings drastisch geändert und die Fanbase wächst von Monat zu Monat. Doch warum dem so ist, wollen wir nun auf den Grund gehen.
Ging es um Science-Fiction-Fans in Deutschland, so fand man hierzulande doch überwiegend Star Trek-Fans. Tausende Trekkies stürmten jedes Jahr die Conventions, verbrachten ihr Wochenende mit den Lieblingsstars und trugen sogar gern und bereitwillig ihre Serien-Uniformen. Geht man allerdings auf Europas größte Science-Fiction-Convention FedCon, so scheint diese Fangruppe allmählich rückläufig zu sein. Ein neuer Trend begeistert seit einigen Jahren die Sci-Fi-Fan: Der Doctor. Statt Star Trek-Uniformen sehen wir heute Menschen in braunen Mänteln des Doctors und den blauen Varianten des durchgedrehten Captain Jack Harkness, andere verkleiden sich als weinende Engel, Cybermen oder gar wandelnde Tardis. Es scheint, als sei der Bedarf an großartigen Science-Fiction-Serien längst noch nicht gestillt – und wenn sich die klassischen “Star Trek”-Serien bereits seit zehn Jahren in der Ruhephase befinden, muss eben anderes hochqualitatives Material her.
Tatsächlich ist es, dass der Doctor vor allem Sci-Fi-Fans schnell süchtig macht. Es ist die Mischung aus Reisen durch den Weltraum, die unseren Entdeckungstrieb befriedigen, aufregenden Abenteuern in der Vergangenheit und der Zukunft, sowie der völlig abgefahrene und sarkastische Humor, den die verschiedenen Doctoren in scheinbar aussichtslosen Situationen immer wieder anwenden. Doch vor allem das große Remake ab dem Jahre 2005 hat viele neue Fans hinzugewonnen, die einst wenig mit dem Doctor anfangen konnten. Das mag sicherlich bis heute daran liegen, dass die alten Classic Episoden nach wie vor nicht auf deutsch erhältlich sind. Die Synchronisation der neueren Staffeln hingegen öffnete alle Türen, um auch deutsche Fans endlich hinzuzugewinnen. Nicht jede Übersetzung ist dabei zwar sinngemäß übernommen, doch der Erstkontakt mit der Serie wird somit deutlich erleichtert.
Ebenso hat natürlich der private Fernsehsender RTL2 einiges dazu beigetragen, in dem das Spin Off “Torchwood” vor einigen Jahren erfolgreich in der Primetime ausgestrahlt wurde. Mit erstklassischen und humorvollen Schauspielern, wie John Barrowman und Eve Myles kamen die Zuschauer erstmals in den Genuss des speziellen englischen Humor in Kombination mit abgedrehten Science-Fiction-Stories. Einmal Gefallen an diesem Spin Off gefungen, lassen es sich viele eben nicht neben, auch die Vorlage dazu anzuschauen: “Doctor Who”. Spätestens mit dem legendären David Tennant bekamen wir somit die genialste Figur der britischen Fernsehgeschichte geboten. Da muss man einfach einschalten.
Mittlerweile ist das Franchise so vielfältig, dass wir allen Neueinsteigern, die sich für die Serie interessieren, hiermit einen kleinen Leitfaden geben wollen. Neben umfangreichem Merchandise, dürfen natürlich die Serienstaffeln nicht fehlen. Während die Doctor Who Classics jedoch leider nur in englisch als britischer Import erhältlich sind, so kommen deutsche Fans immerhin in den Genuss der sieben neueren Staffeln. Darüber hinaus liefert uns der Verlag Cross-Cult regelmäßig spannende Bücher, während “Torchwood” durchaus auch als guter Einstieg dienen kann. Beginnen sollte man allerdings möglichst unbedingt mit Christopher Ecclestone in seiner Rolle als 9. Doctor.
Die erste Staffel rund um den 9. Doctor bietet dabei tatsächlich den besten Einstieg. Fans erhalten hier eine gute Einleitung in die Funktionsweise der Tardis und sie erfahren, wie der Doctor auf seine Begleiterinnen stößt. Das sollte man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen, denn immerhin ist Begleiterin Rose eine der wichtigsten Figuren der gesamten Serie. Ohne Sichtung der ersten Staffel machen die darauffolgenden generell recht wenig Sinn. Die Effekte entsprechen dabei zwar noch nicht den späteren Episoden, sind aber trotz des Alters von 9 Jahren recht gut ansehbar. Leider bleibt uns der 9. Doctor allerdings nur eine einzige Staffel erhalten, sodass der Abschied für viele neue Fans recht schmerzhaft sein dürfte.
In der zweiten Staffel gibt es aber trotz des Verlustes kein Grund zur Trauer, denn mit David Tennant bekommen wir den besten Doctor aller Zeiten geboten. Mit viel Ironie, Sarkasmus und einem aufgedreht-hektischem Humor wird man schon bald nur noch von ihm schwärmen und nicht mehr genug vom Doctor bekommen. Da uns auch Rose hier erhalten bleibt, bekommen wir auch weiterhin eine der besten Begleiterinnen zu sehen. Staffel 2 ist zugleich eine der besten Staffeln überhaupt.
Auch in der dritten Staffel soll uns David Tennant schließlich bei den Abenteuern zur Seite stehen und uns in spannende neue Welten entführen. Nun müssen wir allerdings mit einer neuen Begleiterin vorlieb nehmen, denn die farbige Martha sorgt für ein überaus reifes Verhältnis zwischen dem Doctor und ihr selbst. Leider fehlt ihr ein wenig die Emotionalität und das Tempo, welches wir von Rose bisher gewohnt sind. Etwas gewöhnungsbedürftig und auch nur eine einzige Staffel dabei, könnte Martha zwar nicht mehr allen Fans gefallen, macht aber die Stories keineswegs schlechter.
Einen weiteren Begleiterwechsel gibt es dann in Staffel 4, wenn die etwas ältere Donna Noble nun an die Seite von David Tennant stößt. Die zunächst etwas nervige und übertrieben emotionale Begleiterin kann jedoch in späteren Folgen vollends überzeugen und an die charakterlichen Leistungen von Rose einmal mehr anknüpfen. Gleichzeitig findet durch ihren Großvater auch ein genialer männlicher Nebencharakter einzug in die Serie. An diesem alten Mann wird jeder Whovian (Doctor Who-Fan) seinen Spaß haben.
Wesentlich aufwändiger gestaltet man übrigens den Abschied vom zehnten Doctor, der nun nicht mehr so schnell abtritt, wie es einst Christopher Ecclestone tat. David Tennant bekommt hier schließlich eine echte Specials-Box geboten, in der gleich mehrere Weihnachts-, Herbst- und Neujahrsspecials aufeinander stoßen. In Überlänge dürfen wir den zehnten Doctor also ein letztes Mal ohne echten Begleiter an der Seite in spannenden Abenteuern erleben, die wirklich gelungene Geschichten zu bieten haben.
In der 5. Staffel ändert sich nun ein weiteres Mal so einiges. Matt Smith ersetzt den legendären David Tennant und sorgt auch optisch zunächst für einige Irritationen. Mit seltsamen Jacket, hässlicher Fliege und einer Vorliebe für Feze macht er zunächst einen recht seltsamen Eindruck. Da er allerdings mit seinen Fischstäbchen mit Vanillesoße schon bald für echten Kultcharakter sorgt, haben Whovians auch an diesem neuen Darsteller ihren Spaß. Leider sorgt man allerdings mit zahlreichen Zeitparadoxons dafür, dass die Storyline ein wenig zu sehr abhebt. Das mag sicherlich auch daran liegen, dass Steven Moffat nun den Chefsessel übernommen hat.
In der sechsten Staffel ändert sich hingegen wesentlich weniger. Matt Smith bleibt nach wie vor mit seinen beiden Begleitern Amy und Rory vertreten, die wiederum nicht ganz so sehr überzeugen. Durch eine übertriebene Schmonzette, die sich hauptsächlich um die unglaubwürdige Liebe eines jungen Paares dreht, geht reichlich Charakterstärke verloren. Dennoch sind die Stories und Abenteuer weiterhin spannend, zumal eine zusammenhängende Storyline um die Frau des Doctors für viel Verwirrung sorgt, wenn beide sich in entgegengesetzter Zeitlinie begegnen. Das ist wahrlich ein genialer Storytwist von Steven Moffat.
Die bisher letzte erhältliche Staffel ist zugleich die siebte Staffel, die erstaunlicherweise zweigeteilt ist. So bekommen wir nicht nur gleich zwei Weihnachtsspecials innerhalb der Staffel geboten, sondern auch neue Begleiter. In der ersten Hälfte noch von Amy und Rory begleitet, trifft Matt Smith schon bald auf Clara, die mit ihrer selbstbewussten Art und Charakterstärke durchaus in Konkurrenz mit Rose treten könnte. Das macht definitiv Lust auf mehr, denn schon bald dürfte sie an der Seite von Peter Capaldi auf die Bildschirme treten.
Für alle, die es nun nicht mehr bis zum Start der achten Staffel abwarten können, bietet sich allerdings nochmal ein letzter Auftritt gleich mehrerer Doctoren an. Das 50-jährige Jubliäumsspecial “Der Tag des Doktors” wurde schließlich als einzige Doctor Who-Episode im November 2013 auch auf den deutschen Kinoleinwänden ausgestrahlt. Das hat diese Folge in Spielfilmlänge allerdings auch verdient, denn auf der dazugehörigen 3D-BluRay bietet sie einen echten Augenschmaus. Ebenso beeindruckend dürfte dabei sein, dass wir auf gleich drei Doctoren auf einmal stoßen. Matt Smith und David Tennant begegnen sich also erstmals gleichzeitig, während auch John Hurt einmalig als “War Doctor” in Erscheinung tritt. Darüber hinaus wartet auch die legendäre Rose erneut auf uns.
Doctor Who Classics:
Hat man sich nach der neueren Serie, die definitiv einen besseren Einstieg darstellt, so richtig an den Doctor gewöhnt und bekommt einfach nicht genug, darf man sich – Englischkenntnisse vorausgesetzt – auch gern einmal an die guten alten Episoden der Doctor Who Classics wagen. Die gibt es nämlich ausschließlich als UK Import zu kaufen und sind allesamt auf den DVDs der BBC UK erschienen. Zunächst in schwarz-weiß, später dann in Farbe können wir so einmal die ersten acht Doctoren erleben, wie sie damals über die britischen Fernseher flackerten. Dabei sollte man sich allerdings im Klaren sein, dass die alten Episoden bei weitem noch nicht das heutige Tempo oder die modernen Effekte zu bieten hatten, sondern eher etwas für eingefleischte Fans sind. Die Tatsache, dass es fast 700 Classic Episoden gibt (was um ein Vielfaches mehr ist, als in der neuen Serie), dürfte außerdem reichlich Sitzfleisch und Durchhaltevermögen erfordern. Doch echte Fans lassen sich auch diese Episoden nicht nehmen.
Bücher:
Reichen einem die Serien dann noch nicht und ließt auch gerne einmal ein Buch, hat der Cross-Cult Verlag auch gleich das Passende für die Fans von “Doctor Who”. Im Mai letzten Jahres erschien passenderweise nämlich der erste Roman “Rad aus Eis” mit etwa 430 Seiten im Hardcover, welches auch im Regal einen entsprechend tollen Eindruck macht. Mit Jamie und Zoe bekommen wir da sogar gänzlich neue Geschichten mit bis dato unbekannten Begleitern geboten. Die Geschichte wird also immer spannend weitererzählt.
Ein zweiter Roman folgte dann auch gleich im November ebenfalls beim Cross Cult Verlag. Hier erleben wir eine neue Geschichte mit dem 10. Doctor und seiner Begleiterin Donna Noble, die sich mit modernen Geschichten rund um Energiematerie befasst. Fans von David Tennant dürfen also hiermit noch einmal in alten Erinnerungen schwelgen und ebenfalls eine neue spannende Story erleben. Schon bald sollen außerdem weitere interessante Romane beim Verlag folgen.