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    The Menu

    The Menu

    Land/Jahr:
    USA 2022
    Genre:
    Thriller
    Regie:
    Mark Mylod
    Darsteller:
    Ralph Fiennes
    Anya Taylor-Joy
    Nicholas Hoult
    Hong Chau
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    108 Minuten
    Kinostart:
    17. November 2022
    Label:
    Walt Disney Studios
    Motion Pictures

    Auf diesen Abend freut sich Tyler ganz besonders: Endlich hat er eine Reservierung beim exklusiven Koch Slowik erhalten, der auf einer abgelegenen Insel nur die hochwertigsten Speisen serviert. Diese mehrgängige kulinarische Expedition soll ein wahres Erlebnis für ihn und seine neue Freundin Margot werden. Immerhin haben sich die zwölf erlesenen Gäste des Kochs dieses Abenteuer über 1200 Dollar pro Kopf kosten lassen. Angefangen bei selbst gefangenen Jacobsmuscheln bis hin zu ausgefallenen Geschichten, die Slowik mit seiner Haute Cuisine zu erzählen weiß, kann Tyler vor Begeisterung seinen Augen kaum trauen. Ganz im Gegensatz zu Margot, die mit der übertriebenen Kochkunst, von der niemand so recht satt wird, so gar nichts anfangen kann. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, geht bei diesem „Menü“ wohl so einiges nicht ganz mit rechten Dingen zu.

    Kritik:
    Die „Haute Cuisine“, die hohe Kunst der Nobelküche, scheidet seit je her die Geister: Die einen lassen sich finanziell keinerlei Grenzen setzen, die anderen können mit den winzigen Portionen der exklusiven Kulinarik doch recht wenig anfangen. In „The Menu“ stoßen diese beiden Seiten frontal aufeinander.

    Kammerspiel mit Klassenkampf
    Es ist ein Kammerspiel auf einer kleinen abgelegenen Insel, überwiegend gar inszeniert in nur einem einzigen Restaurant, das uns diese Kochkunst ein bisschen näher bringen möchte. Mit zwei Hauptdarstellern, die verschiedener kaum sein könnten: Anya Taylor-Joy und Nicholas Hoult stehen sinnbildlich für einen Klassenkampf zwischen einfacher Bevölkerung und der abgehobenen Oberschicht, die sich um jeden Preis abgrenzen möchte. Die einfache Liebhaberin von Cheseburgern gegen den begeisterten Fan der Nobelküche, der selbst bei den absurdesten Gerichten seine Faszination nicht verliert. Und natürlich: So richtig eingeplant wurde die Frau aus der „Unterschicht“ hier nicht, wo doch in diesem Restaurant alles penibel geplant wurde. Die Gesellschaftskritik zeigt sich in vielen durchdachten Nuancen, ist zugleich aber auch mehr als offensichtlich.

    Herrlich absurde Situationskomik
    Obwohl Anya Taylor-Joy eigentlich die Identifikationsfigur für den „einfachen Kinobesucher aus der Mittelschicht“ ist, macht uns vor allem Nicholas Hoult mit seinem geradezu satirischen Blick auf die Nobelküche besonders viel Spaß. Da setzt der Koch den Gästen eine „brotlose Brotplatte“ nur mit Soßenkleckern vor und beleidigt damit beinahe seine zahlende Kundschaft – und doch feiert der Fan in seinem Exzess selbst derartiges Einfallsreichtum. Amüsanter könnte „The Menu“ wohl die Abgehobenheit der Etepetete-Upper Class, die ein Vermögen für kaum sättigende Speisen ausgibt, kaum präsentieren. Bleibt seine Ekstase da sogar im Angesicht des Todes gar noch bestehen, bekommt die schwarzhumorige Thriller-Satire sogar eine gewaltige Portion Situationskomik. Ein herrlich unterhaltsamer, beinahe abgedrehter Spaß kommt hier plötzlich ins Rollen.

    Die Aura der Dominanz
    Dabei ist die Inszenierung nicht nur extrem dicht atmosphärisch, denn der Spannungsbogen bleibt konstant über die gesamte Laufzeit hoch, sondern das gesamte Ensemble wird von allen Beteiligten hervorragend gespielt. Natürlich auch von Ralph Fiennes in der Rolle des exzentrischen Kochs, der sich allein mit einem heftigen Klatschen in die Hände Aufmerksamkeit verschafft und mit seiner dominanten Aura stets subtil seine Gäste unter Druck setzt. Trotzdem weiß man an dieser Stelle eigentlich gar nicht, welche Figuren man hier eigentlich anfeuern sollte – oder ob man das überhaupt will. So richtig sympathisch ist in diesem Film einfach niemand, lediglich jeder auf seine ganz eigene Weise widerwärtig. Ob die „Geber“ auf Seiten des Restaurants, oder die „Nehmer“ auf Seiten der Gäste, wie der Koch gesellschaftskritisch seinen Blick auf das soziale Gefüge beschreibt.

    Satire statt Hannibal
    Natürlich wird hier auch schnell klar, dass dieser Abend wohl nicht ohne Gewalt und Todesfälle auskommen wird. Ob wohl gar der ein oder andere Gast als Teil des Menüs auf dem Teller dieser Gourmet-Küche landen wird? Eines kann man zumindest sagen: Ein neuer „Hannibal“, wie einige Jahre zuvor mit Mads Mikkelsen, wird „The Menu“ jedenfalls nicht. Dafür steht die gesellschaftskritische Story viel zu sehr im Vordergrund, statt sich zu sehr auf die tatsächlichen Speisen zu stürzen. Insgesamt bleibt „The Menu“ auch durchaus zurückhaltend mit der Darstellung ekliger oder allzu brutaler Szenen. Regisseur Mark Mylod setzt seine Mittel dezent ein, dafür aber mit besonders starker Wirkung. Und damit zeigt er, dass das Spiel mit Charakteren statt Effekten auch in der heutigen Zeit noch funktionieren kann.

    Fazit:
    Der schwarzhumorige Mix aus Thriller und Gastronomie-Satire sorgt dank seiner herausragenden Darsteller und seiner äußerst durchdachten, kreativen Inszenierung für einen enormen Unterhaltungswert. Das Zusammenspiel zwischen Ralph Fiennes, Nicholas Hoult und Anya Taylor-Joy entpuppt sich als Fest des Filmgenusses.