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    Rivale

    Rivale

    Land/Jahr:
    D 2020
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Marcus Lenz
    Darsteller:
    Yelizar Nazarenko
    Udo Samel
    Maria Bruni
    FSK:
    tba
    Dauer:
    96 Minuten
    Kinostart:
    nicht angekündigt
    Label:
    Wildfilms

    Nach dem Tod seiner Großmutter hat der neunjährige Roman niemanden mehr, der sich noch um ihn kümmern kann. Da beschließt er kurzerhand, sich eigenständig auf den Weg aus der Ukraine nach Deutschland zu machen, um seine Mutter aufzusuchen, die bereits seit Jahren dort als Altenpflegerin arbeitet. Kaum dort angekommen, muss Roman allerdings feststellen, dass sich das Leben seiner Mutter inzwischen stark verändert hat: In einer neuen Beziehung zum Rentner Gert, steckt sie schon inmitten der Hochzeitspläne, um endlich eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. Da ist der kleine Roman eigentlich nur ein Klotz am Bein, während er verzweifelt versucht, die Aufmerksamkeit seiner Mutter zu erlangen. Als die dann auch noch ins Krankenhaus muss, beginnt die Situation zu eskalieren und der körperlich angeschlagene Gert wird zum Rivalen des Jungen…

    Kritik:
    Flüchtlingsgeschichten gibt es inzwischen ja so einige, die Story einer vermeintlichen „Scheinhochzeit“ gehört allerdings eher selten dazu. Regisseur Marcus Lenz erzählt das Schicksal einer illegalen Schwarzarbeiterin auf der Suche nach einer neuen Heimat aus der Perspektive eines jungen Kindes und ist damit aktuell international auf Filmfestivals unterwegs.

    Spannung durch Verständigungsprobleme
    Es ist ja ansich schon eine kleine Besonderheit, wenn es ein deutscher Film tatsächlich schafft, auf einem ausländischen Filmfestival vertreten zu sein. Erst im Oktober gelang es „Rivale“ von Marcus Lenz auf dem Busan International Film Festival gezeigt zu werden, kurz danach beglückte der Film so manchen Zuschauer bei den Hofer Filmtagen und gewann dort den Förderpreis Neues Deutsches Kino. Doch das ist nicht unbedingt verwunderlich, denn „Rivale“ folgt einem etwas ungewöhnlichen Ansatz, der auch für einen deutschen Film recht ungewöhnlich ist: Er macht nicht nur ein 9-jähriges Kind zur Hauptrolle, sondern sorgt vor allem durch die Verständigungsprobleme des Jungen für Dramatik und Spannung.

    Das Ringen um Aufmerksamkeit
    Tatsächlich wurde „Rivale“ nämlich – obwohl ein deutscher Film – zweisprachig gedreht. Der junge Yelizar Nazarenko in der Hauptrolle des jungen Roman spricht nämlich ausschließlich russisch und versteht kein Wort von dem, was seine deutschen Mitmenschen so von sich geben. Während sich der Streifen also immer mehr in ein Familiendrama um Eifersucht und Aufmerksamkeit hinein steigert, wird das mitunter absonderliche Verhalten des Jungen glaubhaft damit erklärt, dass er Gesprochenes völlig falsch auffasst und dadurch eine immer stärkere Wut aufbaut. Gleichzeitig gelingt es Marcus Lenz das Gefühl der Fremde hervorragend einzufangen: Durch die mangelnden Sprachkenntnisse kann sich das Publikum gut in die Rolle eines Flüchtlings oder Migranten hineinversetzen, der mit dem Kulturschock erst einmal zurechtkommen und sich in der neuen Welt orientieren muss. Eine starke Wirkung, die für eine intensive Dramatik sorgt.

    Zwischen Wut und Mitgefühl
    An der Stelle kommt dann auch Udo Samel als Gert ins Spiel, der die Dramaturgie immer weiter hochschaukelt. Der ist nämlich mehr oder weniger Täter und Opfer zugleich und liefert ein grandioses Zusammenspiel mit dem Jungdarsteller ab. Eigentlich von einem liebenswerten Charakter geprägt, der doch verzweifelt versucht, sich mit dem Jungen anzufreunden, wird er regelmäßig missverstanden und sorgt für Wutausbrüche bei seinem 9-jährigen Gegenüber. „Rivale“ entfaltet dabei eine Dynamik, die das Zusammenspiel der beiden Rollen in eine Art Hassliebe zwischen Wut und Mitgefühl übergehen lässt, die sogar ansatzweise etwas wie Fürsorge erkennen lässt. So trägt der Konflikt zwischen diesen beiden wichtigsten Protagonisten somit das gesamte Beinahe-Kammerspiel, das eigentlich kein gutes Ende nehmen kann.

    Fazit:
    Ein außergewöhnlicher deutscher Beitrag der Hofer Filmtage: Regisseur Marcus Lenz setzt bei seinem Drama auf Zweisprachigkeit und Verständigungsprobleme, um so eine spannende Dynamik zwischen Wut und Mitgefühl aufzubauen, die die gesamte Dramaturgie des Films trägt. Geheimtipp!