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    Oppenheimer

    Oppenheimer

    Land/Jahr:
    USA / GB 2023
    Genre:
    Drama / Biografie
    Regie:
    Christopher Nolan
    Darsteller:
    Cillian Murphy
    Emily Blunt
    Matt Damon
    Robert Downey jr.
    Florence Pugh
    Josh Hartnett
    Casey Affleck
    Rami Malek
    Kenneth Branagh
    Benny Safdie
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    180 Minuten
    Kinostart:
    20. Juli 2023
    Label:
    Universal Pictures

    Bis der junge Physiker J. Robert Oppenheimer in Göttingen auf den bedeutenden Werner Heisenberg trifft, werden seine Studien und Arbeiten eher belächelt. Der Erfolg blieb bisher aus, obwohl es sich vielleicht um einen der brillantesten Köpfe aller Zeiten handelt. Mit faszinierenden Einfällen setzt er sich mit sterbenden Planeten und der Entstehung von schwarzen Löchern auseinander, glaubt gar, die Atome spalten zu können. Nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten ergibt sich die erste große Chance: Mitten im Zweiten Weltkrieg wird er von einem militärischen Projektleiter in die künstlich aufgebaute Stadt Los Alamos eingeladen, um zum führenden Wissenschaftler des Manhattan-Projektes zu werden. Ihr Ziel: Die Entwicklung der Atombombe. Im Zwiespalt mit sich selbst, muss Oppenheimer vielleicht riskieren, die Welt zu zerstören, um sie womöglich schlussendlich zu retten. Denn der Wettlauf gegen die Nazis und die Russen hat längst begonnen – und die Zukunft der Menschheit entscheidet sich dadurch, wer die mächtige Waffe als erstes entwickeln wird.

    Kritik:
    Beim Namen des Regisseurs Christopher Nolan leuchten die Augen der meisten Zuschauer auf und die Aufmerksamkeit eines Films ist gesichert. Nach grandiosen Meisterwerken wie „Inception“, „Dunkirk“, „Interstellar“ oder „Tenet“ gilt Nolan vielleicht als einer der besten Regisseure in der Geschichte Hollywoods. Und wenn dieser Mann sich an die Biografie des „Vaters der Atombombe“ wagt, sind ihm volle Kinosäle schnell sicher.

    Dialogfilm statt Action
    Im Rennen gegen „Barbie“, der ebenfalls für vergleichbar volle Kinosäle sorgt, ist Nolans neuestes Werk natürlich ein regelrechtes Kontrastprogramm. In langatmigen und recht trocken erzählten drei Stunden erfahren wir die Lebensgeschichte und den Werdegang des Physikers J. Robert Oppenheimer, der einst für die Vereinigten Staaten von Amerika an der Entwicklung der Atombombe beteiligt war. Der Trailer des Films ließ dabei allerdings schon eindrucksvolle Action mit heftigen Explosionen erwarten: Davon sollten sich Zuschauer keineswegs täuschen lassen. „Oppenheimer“ liefert fast drei Stunden durchgehend hochintellektuelle (aber dennoch verständliche) Dialoge. Es ist ein Streifen, der fast komplett auf Actionszenen verzichtet und von den Darstellern und ihren Dialogen lebt. Vielleicht sogar ein bisschen zu sehr, wenn selbst die späteren Atombombenabwürfe über Japan nicht mit visuellem Bildmaterial gezeigt werden.

    Die perfekte Darstellung des Physikers
    Interessiert man sich für das Thema und kann man sich auch auf einen dialoglastigen Film einlassen, der nicht primär mit seiner Optik punktet, findet man hier aber einen anspruchsvollen und herausragenden Streifen. Das liegt vor allem an den zahlreichen Darstellern, die allesamt für ihre Rolle eine Optimalbesetzung darstellen. Schon der Vergleich zwischen Cillian Murphy in seiner Rolle und den Fotos des realen Oppenheimer wirken verblüffend. Er spielt den berechnenden Genie, den oftmals empathielosen und egoistischen Nerd absolut grandios. Vielleicht für manchen Zuschauer etwas zu unemotional, wenn er die Bedürfnisse seiner Mitmenschen für seinen eigenen berechnenden Vorteil ignoriert oder wenn die vermeintlichen Zweifel an seinem Handeln zugunsten der Sucht nach Wissenschaft und Machbarkeitsstudien in den Hintergrund rücken. Oppenheimer ist eine Figur, die für emotionsbetonte Menschen oft schwer nachvollziehbar ist – die aber gerade deshalb umso glaubwürdiger von Murphy gespielt wird.

    Politische Intrigen mit Tiefgang
    Hinzu kommt eine unglaubliche Storygewalt, die dieser Film auch durch die Inszenierung der politischen Intrigen mitbringt. Nolan setzt schließlich auf eine eher verschachtelte Erzählweise – was „Oppenheimer“ auch für jene Zuschauer etwas schwer zugänglich macht, die für anspruchsvollere Streifen nicht ganz so viel übrig haben. Immer wieder wechselt der Streifen dabei in der Thematik, aber auch im zeitlichen Ablauf. Die Arbeit am Manhattan-Projekt, die Liebschaften und Affären abseits seiner Beziehung und die spätere Befragung vor einem Ausschuss und auf einer Anklagebank werden abwechselnd immer wieder kurz angeschnitten. „Oppenheimer“ lässt sich Zeit mit der Offenbarung seiner komplexen Zusammenhänge und hat inhaltlich gerade deshalb einen außerordentlich hohen Tiefgang. Sicher: Man kann sich darüber streiten, ob der ein oder andere Dialog beim Ausschuss nicht auch etwas hätte gekürzt werden können, bemerkenswert ist aber dennoch das konsequente Zu-Ende-Bringen des politischen Handlungsstrangs. Wo doch der erfolgreiche Einsatz einer Atombombe in jedem anderen Film vermutlich der Showdown gewesen wäre, lässt es sich Nolan nicht nehmen, die anschließenden Folgen und Intrigen ebenfalls zu beleuchten und überrascht damit, genau diese erst zum Höhepunkt des Films zu machen. Im Ergebnis ergibt sich ein außergewöhnliches Werk, das sicher nicht jedem Mainstream-Zuschauer gefallen wird, das aber in seiner Komplexität sogar frühere Werke von Nolan überbietet.

    Fazit:
    Den neuesten Streifen von Christopher Nolan sollte man nicht mit falschen Erwartungen ansehen: „Oppenheimer“ ist kein Actionfilm voller Atombombenexplosionen, sondern ein storygewaltiges, dialoglastiges und hochanspruchsvolles Werk, das den Werdegang Oppenheimers und die politischen Intrigen rund um das Wettrennen um die Atombombe schildert. Ein komplexer Film mit Tiefgang, der mitunter aber etwas langatmig und zäh sein kann.