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    One for the road

    One for the road

    Land/Jahr:
    D 2023
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Markus Goller
    Darsteller:
    Frederick Lau
    Nora Tschirner
    Godehard Giese
    Burak Yigit
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    116 Minuten
    Kinostart:
    26. Oktober 2023
    Label:
    Sony Pictures

    Eigentlich führt Mark ein erfolgreiches Leben als Bauleiter auf den größten Baustellen Berlins. Doch Mark erfüllt auch ein Klischee: Sich regelmäßig zu betrinken, gehört für den Bauarbeiter zur Normalität. Eines Nachts verliert er seinen Führerschein, nachdem er im betrunkenen Zustand versucht, sein Auto umzuparken. Für Mark bedeutet das nicht nur die Teilnahme an einer Gesprächsrunde, die ihn auf die medizinisch-psychologische Untersuchung vorbereiten soll, sondern auch eine Wette mit seinem besten Freund Nadim: Er wettet, keinerlei Alkohol mehr zu trinken, bis er seinen Führerschein zurück erhalten hat. Doch während er im Kurs mit Helena die perfekte Partnerin für dieses Vorhaben kennenlernt, stellt Mark schon bald fest, dass er offenbar tatsächlich ein ernstzunehmendes Alkoholproblem hat…

    Kritik:
    Es ist noch gar nicht so lange her, dass der Alkohol dank Mads Mikkelsen in „Der Rausch“ zu einem guten Unterhaltungswert beigetragen hat. Frederick Lau und Nora Tschirner versuchen nun allerdings das gegenteilige Experiment: Schaffen sie es, mehrere Monate nüchtern zu bleiben?

    Der Abgrund des Alkoholmissbrauchs
    Irgendwie ist und bleibt es doch offenbar ein ungeschriebenes Gesetz: Deutsche Filme müssen sich um ernste Themen und Drama drehen. Da soll natürlich auch „One for the Road“ vom deutschen Road Movie-Meister Markus Goller keine Ausnahme bleiben. Die Alkoholabhängigkeit scheint perfekt, um eine ernstzunehmende Geschichte mit einer ebenso ernstzunehmenden Warnung zu drehen. Die Klischeefigur, der Bauarbeiter, der sich an sein Feierabendbierchen schon lange gewöhnt hat, ist da natürlich schnell gefunden. Pädagogisch wertvoll ist das, wie man es im deutschen Kino schließlich mag, natürlich auch, wenn man dem Zuschauer die Auswirkungen des Alkoholmissbrauchs vor Augen führt. Aber ist es auch unterhaltsam, einem Alkoholiker bei der Bewältigung seines Problems zuzuschauen?

    Glaubwürdigkeit bis zum Exzess
    Eines kann man dem Film jedenfalls schnell attestieren: Glaubwürdigkeit ist etwas, das „One for the Road“ hervorragend meistert. Seine Dramatik baut der Film nämlich mit Realismus auf, denn vom Alkohol wegzukommen, ist gar nicht so einfach. Der Freundeskreis und die Vorgesetzten wussten es schon längst, haben aber lange weggesehen. Die neue Freundin aus dem Kurs, die selbst Alkoholikerin ist, meint es zwar gut, macht es aber auch nicht unbedingt besser. Und am Ende muss die Hauptfigur da wohl ganz alleine durch, denn geretettet wird hier niemand – auch wenn Mark, gespielt von Frederick Lau, ein überraschend funktionaler Alkoholiker ist. Der Strudel des Scheiterns hat also begonnen und das kann durchaus auch mal erdrückend sein. Bevorzugt man die etwas emotional tiefgehenderen Filme, ist „One for the Road“ zweifelsohne eine Empfehlung.

    Die vergebliche Suche nach Highlights
    Was dem Film hingegen fehlt: Die notwendige Leichtigkeit und einer gehörige Portion Humor. „One for the Road“ ist auf maximalen Realismus ausgelegtes Dauerdrama, scheint aber gar nicht so richtig zu versuchen, den Zuschauer dabei auch zu unterhalten. Das führt leider zu dem Problem, dass es dem Streifen auch an Highlights und wirklich starken Charakteren mangelt. Das hier gezeigte Drama ist sozusagen „Über-Deutsch“ nach Schablonenformat. Dabei deutete der Trailer ja noch tolle Momente an, wie etwa die großartige Eva Weißenborn, die in der Rolle als Frauke schon seit 15 Jahren trinkt und das mit „Messfehlern“ zu rechtfertigen versucht. Mehr als die kurze, unterhaltsame Szene aus dem Trailer, gibt es in „One for the Road“ dann aber leider nicht von ihr zu sehen. Stattdessen stürzt sich das Drama auf das Schicksal von Frederick Lau, der gefühlt den gesamten Film über nur eine Mimik drauf hat, nämlich die des extrem besorgten Blicks. Ob das reicht, daran darf gezweifelt werden.

    Fazit:
    Markus Gollers Film über Alkoholismus ist eine pädagogisch wertvolle, bebilderte Warnung: Mit starkem Realismus und hoher Glaubwürdigkeit zeichnet er den Abwärtsstrudel des Alkoholmissbrauchs. Leider verliert er sich dabei zu sehr in der typisch deutschen Inszenierung nach Schema F, wodurch es an Highlights und herausstechenden Charakteren mangelt.