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    Napoleon

    Napoleon

    Land/Jahr:
    USA / GB 2023
    Genre:
    Historiendrama
    Regie:
    Ridley Scott
    Darsteller:
    Joaquin Phoenix
    Vanessa Kirby
    Ludivine Sagnier
    Tahar Rahim
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    158 Minuten
    Kinostart:
    23. November 2023
    Label:
    Sony Pictures

    In den schwierigsten Zeiten Frankreichs braucht es fähige Strategen, die dem Land zu echtem Ruhm verhelfen. Es ist die Chance für den Kriegsherr Napoleon Bonaparte, in seiner Armee aufzusteigen und während der Revolution endlich echte Kriegserfolge zu versprechen. Ein schneller Aufstieg, der ihn schon bald auch zur Position als Kaiser verhilft, um Frankreich zu einer der wichtigsten Nationen der Welt zu machen. Doch während seine Liebe zu Kaiserin Josephine ihn stets beeinflusst und Erben ihm womöglich verwehrt bleiben, verbündet sich Russlands Zar Alexander I. Längst mit Groß-Britannien – um sich den Franzosen endgültig in den Weg zu stellen, bis die großen verlustbehafteten Schlachten schon bald unausweichlich sind…

    Kritik:
    Es ist das große Historienepos von Ridley Scott: Mit Joaquin Phoenix in der Hauptrolle und einer Länge von 2,5 Stunden (die auf Apple sogar auf 4 Stunden verlängert werden soll) sind die Erwartungen an die neueste Verfilmung über Napoleon Bonaparte unglaublich hoch. Dennoch stößt der Streifen vor allem bei den Franzosen auf große Kritik. Wie viel echter Napoleon steckt also in dem Film?

    Eine gequetschte Lebensgeschichte
    Ridley Scott jedenfalls versuchte, mit „Napoleon“ ein echtes Storymonster zu verfilmen. Zu Beginn der Geschichte zeigt sich das Historienepos zunächst etwas zäh. Viel zu viele Ereignisse aus der Geschichte Frankreichs möchte der Streifen behandeln, vermutlich soll seine endgültige Länge auf Apple TV auch deshalb ganze vier Stunden betragen. Von einer Szene zur nächsten hetzt der Streifen, der es dem Publikum zunächst nicht allzu leicht macht, der Geschichte zu folgen. Französische Revolution, Belagerung von Toulon, Terrorherrschaft, Ägyptenfeldzug – alles soll irgendwie unterkommen und wird dann doch nur viel zu kurz angeschnitten. So kurz, dass „Napoleon“ zuweilen abgehackt wirkt und gerade deshalb zu Beginn langatmig. Dem Film gelingt es zunächst nur schwer, seine Figuren zu vermenschlichen und die Charaktere wirklich näher zu bringen.

    Spannung einer toxischen Beziehung
    Das ändert sich im Laufe der Zeit, wenn sich „Napoleon“ einzelnen Ereignissen in der Geschichte etwas intensiver widmet und vor allem Napoleons große Liebe Josephine ins Spiel kommt. Während sich Joaquin Phoenix mit seiner für ihn vielleicht etwas zu großen Rolle des Napoleon noch schwer tut, brilliert vor allem Vanessa Kirby in der Rolle der Kaiserin Josephine. Die toxische Beziehung zwischen dem Herrscher und seiner untreuen Frau, deren Beziehung aus starker Anziehung und Streit gleichermaßen besteht und die offenbar von Unfruchtbarkeit getrübt wird, gehört klar zu den Highlights des Films. Erstmals kann auch Pheonix in seiner Rolle ein bisschen mehr aufleben, wenn die Anziehung zwischen dem Paar auch zu einigen humoristischen Momenten führt und Napoleon endlich ein zumindest etwas menschlicheres Gesicht gibt.

    Der strategische Blick
    Ansonsten begnügt sich „Napoleon“ allerdings damit, vor allem die strategischen Fähigkeiten des Herrschers aus einer gewissen Distanz hervorzuheben. Kommt es immer wieder zu den großen Schlachten Frankreichs, sind wir nicht so nah am Kriegsgeschehen, wie etwa in „Dunkirk“ oder vergleichbaren Filmen. Wir erleben nicht das Leid aus der ersten Reihe, sondern betrachten das Schlachtfeld aus den Augen Napoleons – stets mit einem strategischen Überblick, als würden wir die formierten Streitkräfte auf einer Landkarte in einem Globalstrategiespiel bewundern. Das ist durchaus gelungen und kann vor allem handwerklich überzeugen: Die riesigen Schlachten mit tausenden Statisten wirken ebenso eindrucksvoll, wie die opulenten originalgetreuen Kostüme und Uniformen aus der damaligen Zeit. Jetzt wird auch die Handschrift eines Ridley Scott bei diesem Epos mehr als offensichtlich – und genauso das hohe Budget des Streifens.

    Historisch erschreckend ungenau
    Das eigentliche Problem allerdings, das auch bei den französischen Zuschauern recht sauer aufstößt, ist die teils massive historische Ungenauigkeit der Geschichte. Obwohl Napoleon als Kriegsherr zahlreiches Leid über seine Bevölkerung gebracht hat und zehntausende Tote auf dem Gewissen, stellt Ridley Scotts Historienepos ihn immer wieder als Friedensbringer dar, der stets das Gute im Sinne hatte. Auch zahlreiche Fakten werden verfälscht oder gar ausgelassen – etwa Napoleons angebliche Anwesenheit bei der Hinrichtung von Marie Antoinette, das Auslassen der Völkerschlacht bei Leipzig oder gar das Geburtsdatum Napoleons, welches sich bereits als falsch herausstellt. Das hohe Budget des Films ist also offenbar vor allem in Optik, Requistien und Kostüme geflossen – auf einen historischen Berater hat Ridley Scott hingegen liebendgerne verzichtet.

    Fazit:
    Ridley Scotts neuestes Historienepos über Napoleon Bonaparte überzeugt mit epischen Schlachten und opulenten Kostümen, verichtet jedoch auf historische Korrektheit und hat Schwierigkeiten mit der Vermenschlichung seiner Hauptfigur. Das ist zwar sehenswert, aber nicht das zuvor erhoffte Meisterwerk.