• Startseite|
  • News|
  • Games|
  • Kino|
  • Bücher|
  • Verlosung|
  • Partner|
  • Impressum
  • Review

    Mein fabelhaftes Verbrechen

    Mein fabelhaftes Verbrechen

    Land/Jahr:
    F 2023
    Genre:
    Krimi / Komödie
    Regie:
    François Ozon
    Darsteller:
    Nadia Tereszkiewicz
    Rebecca Marder
    Isabelle Huppert
    Dany Boon
    Fabrice Luchini
    André Dussollier
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    102 Minuten
    Kinostart:
    6. Juli 2023
    Label:
    Weltkino

    Im Paris der 1930er Jahre will es mit der Schauspielkarriere von Madeleine Verdier nicht so richtig klappen. Die nächste Hauptrolle, die ihr versprochen wurde, lässt weiterhin auf sich warten und auch das jüngste Angebot musste sie wegen unanständiger Forderungen ablehnen. Doch wie es der Zufall so will, wird kurz danach ausgerechnet jener Produzent ermordet – und Madeleine kurzerhand des Mordes verdächtigt, da sie nach der Ablehnung ihrer Rolle ein recht eindeutiges Motiv hat. Statt sich allerdings für unschuldig zu bekennen, sieht sie gemeinsam mit ihrer Anwältin Pauline die Chance gekommen: Gemeinsam gestehen sie die angebliche Tat, deuten den Mord als feministischen Befreiungsakt um und nutzen diesen aus, um die Karriere der Schauspielerin zu pushen. Bis eines Tages die wahre Mörderin an ihrer Haustür klingelt…

    Kritik:
    Ein Mordvorwurf, eine Umdeutung – und schon gelingt der perfekte Coup. Die Storyidee von „Mein fabelhaftes Verbrechen“ klingt auf den ersten Blick wie ein ziemlich genialer Einfall. Doch kann das französische Arthouse-Kino auch auf der Leinwand überzeugen?

    Ein Krimi der alten Schule
    Mainstream-Kino war es jedenfalls offenbar nicht, das Regisseur Francois Ozon mit diesem Film machen wollte. Im Setting der französischen 1930er Jahre kommt die Inszenierung des Films so altmodisch und konservativ daher, wie die Zeit, in der dieser Film spielt. Ein bisschen steif, mit gehobener Wortwahl und recht förmlichem Umgangston kollidiert das durchaus ein wenig mit unseren heutigen Sehgewohnheiten: Freunde duzen sich, Liebespaare siezen sich trotz engerer Bindung. Das mag ein bisschen spießig wirken und ist letztendlich wohl auch so gewollt: Das Publikum soll sich wie in den authentischen 1930er Jahren fühlen, lange vor der weiblichen Emanzipation und den heutigen gesellschaftlichen Standards. Das kann zuweilen anstrengend erscheinen, hat aber immerhin stilistisch einen gewissen Anspruch.

    Konstruierte Handlung
    Das Problem liegt unterdessen eher darin, dass der vermeintliche Krimi eben kein klassisches „Who done it“-Movie im Agatha Christie-Stil ist, sondern viel mehr ein Lustspiel, das von seinen Charakteren lebt. Da gibt es weder etwas zum Miträtseln über den eigentlichen Mordfall, noch muss dabei immer alles realistisch erscheinen. „Mein fabelhaftes Verbrechen“ wurde eher inszeniert, wie ein Theaterstück auf der großen Leinwand. Die gesamte Geschichte wirkt mitunter arg konstruiert, als hätte man jede Handlung und jede Szene arrangiert, um (eher künstlich) zu unterhalten. Der Glaubwürdigkeit tut das keinen Gefallen, verhalten sich zahlreiche Figuren einfach zu unrealistisch und abwegig. Und spätestens bei der Gerichtsverhandlung, bei der die Befangenheit der Anwältin mehr als offensichtlich ist, wirkt „Mein fabelhaftes Verbrechen“ geradezu lächerlich.

    Schwarzer Humor mit Anspruch
    Dabei soll die Absurdität der Handlung gerade mit ihrer Abwegigkeit durchaus unterhalten: Da wird auch gerne erklärt, dass die Unglaubwürdigkeit der Geschichte schlicht mit der Faulheit der Behörden zusammenhängt. Möchte doch gleich eine zweite angebliche Mörderin ebenfalls die gleiche Tat gestehen, fordert die Justiz sie doch kurzerhand auf, sich „ein verfügbares Verbrechen“ auszusuchen, das nicht bereits abgeschlossen ist – einfach, um einen weiteren Fall möglichst ohne großen Aufwand abzuschließen. Der oftmals sarkastische und schwarze Humor des Films, für den vor allem Nadia Tereszkiewicz verantwortlich ist, ist nämlich die große Stärke des Films – und gleicht wiederum die unglaubwürdige Konstruiertheit des Krimis aus. Möchte die Protagonistin etwa Selbstmord begehen und wird durch das trockene Angebot eines Baguettes vom Gegenteil überzeugt, hat das schon einige schwarhumorige Lacher zu bieten.

    Victim Blaming als genialer Storykniff
    Gleichzeitig hat der Streifen auch dadurch einen gewissen Anspruch, dass er sich mutige Storykniffe wagt, die sicherlich in gewissen Kreisen für Kritik sorgen werden. So bedient sich „Mein fabelhaftes Verbrechen“ nämlich des klassischen Victim Blamings, bei dem Opfern von sexuellem Missbrauch vorgeworfen wird, die Vorwürfe lediglich zu erheben, um Ruhm oder Aufmerksamkeit zu gewinnen. Der Film von Ozon wagt jedoch den Schritt, seinen Figuren genau diesen Hintergrund zu verpassen und zum Kerninhalt zu machen: Er unterhält in seinem Film damit, dass Frauen eine Falschaussage für ihren Erfolg missbrauchen – und wird damit sicherlich bei so manchen Feministen hart anecken. Einen Teil des Publikums zu empören, macht manchmal aber auch die Qualität eines Films aus. „Mein fabelhaftes Verbrechen“ mag zwar Schwächen haben, ist damit aber auch kein weichgespülter Political Correctness-Film, dem es an Charakter mangelt.

    Fazit:
    Der etwas altmodische und stilistisch konservative Krimi wirkt mitunter arg konstruiert, punktet andererseits aber mit anspruchsvollem schwarzen Humor und einer mutig aneckenden Story. Ein Spaß für Liebhaber abseits des Mainstream-Geschmacks.