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    Juror #2

    Juror #2

    Land/Jahr:
    USA 2024
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Clint Eastwood
    Darsteller:
    Nicholas Hoult
    Toni Collette
    Zoey Deutch
    Kiefer Sutherland
    Gabriel Basso
    Francesca Eastwood
    Leslie Bibb
    Chris Messina
    J. K. Simmons
    Amy Aquino
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    114 Minuten
    Kinostart:
    16. Januar 2025
    Label:
    Warner Bros.

    Es ist schon einige Jahre her, dass Justin Kemp auf der Fahrt nach Hause ein Tier angefahren hat. Dachte er jedenfalls. Heute sitzt er als freiwilliger Geschworener in einem Gerichtsprozess. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, vor einigen Jahren seine Frau am Straßenrand ermordet zu haben. Die Parallelen werden schnell klar. Es handelt sich offenbar um den gleichen Zeitraum und den gleichen Ort, an dem Justin einst glaubte, ein Reh angefahren zu haben. Hat er womöglich an diesem Abend, in der finsteren Nacht und bei einem heftigen Gewitter in Wirklichkeit eine Frau angefahren? Durch Gewissensbisse möchte Justin alles daran setzen, dass der Angeklagte freigesprochen wird, ohne sich dabei selbst zu belasten. Doch wenn die Ermittlungen noch einmal neu aufgerollt werden, könnte das ungünstig für den Geschworenen enden. Justin Kemp steht vor einem moralischen Dilemma…

    Kritik:
    Es gibt wahrscheinlich keinen Regisseur auf der Welt, der eine vergleichbare Filmografie vorzuweisen hat. Mit inzwischen 94 Jahren kann er es immer noch nicht lassen: Clint Eastwood setzte sich ein letztes Mal auf den Regiestuhl, um sein abschließendes Werk zu schaffen. Das Gerichtsdrama „Juror #2“ zeigt sich dabei bewusst oldschool, ein typisches Markenzeichen von Eastwood.

    Oldschool und geradlinig
    Schon damals als der Meister-Regisseur noch seine beliebten Western gedreht hat, war er dafür bekannt, nicht allzu lange um den heißen Brei herum zu reden. Die meisten seiner Filme waren gradlinig und überzeugten mit einer stringenten Erzählstruktur. Sein neuestes Werk „Juror #2“ soll dabei keine Ausnahme sein. Wir nehmen dieses Mal aber weder die Perspektive des Angeklagten, noch der Verteidiger ein, sondern beobachten das Geschehen aus dem Blickwinkel eines Geschworenen. Seitlich in der Jury den Argumenten der Anwälte folgend, um abschließend zu klären, ob der Angeklagte schuldig oder nicht schuldig ist. Auf Zeitsprünge und andere Experimente verzichtet Eastwood dabei, auf den ersten Blick ist „Juror #2“ eher trocken, wie ein Gerichtsdrama aus den 1980er Jahren.

    Ein innerer Konflikt
    Und doch gelingt es Eastwood noch immer, innovative Ideen und Sichtweisen in seinen Film einzubauen. Dass sich einer der ehrenamtlichen und zuvor nicht mit dem Fall vertrauten Geschworenen als der wahre Täter herausstellt, der sein Gewissen wahren, aber auch seine Tat im Dunkeln lassen möchte, ist ein völlig neuer Kniff, der so noch in keinem anderen Gerichtsfilm zu sehen war. Das aber macht „Juror #2“ auch so unglaublich spannend: Als Zuschauer stehen wir schnell auf der Seite des Geschworenen, der zuvor gar nicht von seiner Tat wusste und tatsächlich im Glauben war, einst ein Tier angefahren zu haben. Ein vermeintlicher Bösewicht mit hochschwangerer Frau zuhause, der längst ein normales, geregeltes Leben führt, sich sogar auf positive Weise als Geschworener für die Gesellschaft einsetzt.

    Das moralische Dilemma
    Eastwood gelingt es, aus dem vermeintlich trockenen Stoff eines Gerichtsdramas eine Art inneres Katz-und-Maus-Spiel zu machen, bei dem Nicholas Hoult in der Hauptrolle vor allem gegen sich selbst agiert. Den Täter lebenslänglich ins Gefängnis bringen, obwohl er von seiner Unschuld weiß – das kann er mit seinem Gewissen wohl nicht so einfach vereinbaren. Sich selbst allerdings belasten, nachdem er bereits eine Vorgeschichte als Alkoholiker hinter sich hat, dürfte sich nicht zu Gunsten seines weiteren Lebens auswirken. Der innere Zwiespalt der Hauptfigur steht dabei im Mittelpunkt, stets den Spagat versuchend, den Schuldspruch abzuwenden, ohne dass der Fokus auf ihn selbst gerät. Mit diesem Charakterfokus, der von Nicholas Hoult bis Kiefer Sutherland herausragend besetzt wurde, erschafft Eastwood vor seinem Gang in die wohlverdiente Rente wohl den wahrscheinlich besten Gerichtsfilm aller Zeiten.

    Fazit:
    Clint Eastwood kann es noch: Mit einer außergewöhnlichen Perspektive und dem Fokus auf ein inneres moralisches Dilemma hat Eastwood das wohl beste Gerichtsdrama aller Zeiten erschaffen. Ein kleines Meisterwerk mit 94 Jahren.