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    Daddio – Eine Nacht in New York

    Daddio – Eine Nacht in New York

    Land/Jahr:
    USA 2023
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Christy Hall
    Darsteller:
    Dakota Johnson
    Sean Penn
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    101 Minuten
    Kinostart:
    27. Juni 2024
    Label:
    Leonine

    Eine junge Frau steigt am New Yorker Flughafen in ein Taxi und erwartet eine recht lange nächtliche Fahrt in die Innenstadt. Mit dem gesprächigen Taxifahrer Clark kann sie dabei recht schnell interessante Gespräche führen. Mit ausgeprägter Menschenkenntnis hat er sich nach zwanzig Jahren in seinem Beruf inzwischen zu einer Art Seelsorger entwickelt. Da findet sein weiblicher Fahrgast schnell Vertrauen und berichtet ihm von ihrer Affäre, ihrer Familie und ihren Erinnerungen an die Kindheit. Und vielleicht lernt sie dabei auch etwas über sich selbst und die Wichtigkeit, das Leben auch einmal offline zu genießen…

    Kritik:
    Ein Taxi, zwei Personen und eine lange Fahrt durch New York: Fertig ist ein kompletter Film mit einer überraschenden Laufzeit von guten 101 Minuten. Das minimalistische Drama „Daddio“ ist wie ein Kammerspiel mit nur zwei Personen, gedreht in einem fahrenden Taxi. Erstaunlich genug, dass das möglich ist.

    Kammerspiel im Taxi
    Es ist auf den ersten Blick wohl kaum zu glauben, dass es keinerlei nennenswerte Handlung vor oder nach der Taxifahrt gibt. Dakota Johnson kommt in ihrer Rolle am Flughafen an, steigt in das Taxi. Am Zielort beschränkt sich auch der Ausklang des Films praktisch auf fünf Minuten, die noch als Erzänzung zum Gespräch mit dem Taxifahrer dienen. Kann eine solche Handlung wirklich interessant genug sein, um über seine komplette Laufzeit zu fesseln? Natürlich, die Möglichkeiten innerhalb dieses kleinen fahrenden Taxis sind begrenzt. Und doch schafft es „Daddio“ auf erstaunliche Weise, die Charakterdarstellung umfangreich auszuarbeiten. Nach und nach erfahren wir mehr charakterliche Hintergründe über beide Figuren und Regisseurin Christy Hall formt zwei tiefgründige, komplexe Personen mit Stärken und Schwächen. Und das allein durch eine sehr lange, ausgiebige Unterhaltung.

    Das Leben auf dem Smartphone
    Ein bisschen Gesellschaftskritik schwingt dabei natürlich mit. Dakota Johnson in der Hauptrolle der jungen Frau immer mit dem Smartphone in der Hand, hin und her gerissen, ob sie auf die Nachrichten antworten soll. „Daddio“ setzt das Unangenehme des digitalen Lebens gut in Szene. Die schlüpfrigen und sexuell eindeutigen Nachrichten, die sie von ihrer Affäre erhält, während sie sich in einer völlig unerotischen Situation wie einer Taxifahrt befindet. Die Aufforderungen, intime Bereiche zu fotografieren und ihrer Affäre Nacktfotos zu schicken – als ginge es einzig und allein darum, während er jegliche andere Sorgen und Probleme der Frau ignoriert, sich in keinster Weise für ihre Person interessiert. Sean Penn erinnert sie als Taxifahrer durch das Aufrechterhalten eines Gesprächs daran, wie viele reale Erlebnisse an ihr vorbeiziehen, während sie sich oberflächliche Nachrichten auf ihrem Handy ansieht. Kritik an Gesellschaft, digitalen Medien und dem sozialen Umgang miteinander bringt „Daddio“ dabei sehr gut hervor.

    Der (manchmal) unangenehme Seelsorger
    Gleichzeitig entpuppt Sean Penn in seiner vermeintlich einfachen Rolle eine gewisse Vielfalt und unerwartete Momente. Mit seiner aufdringlichen Art ist der Taxifahrer auch gerne einmal unangenehm, hält sein Mansplaining für Menschenkenntnis und glaubt doch arg viel über seine Passagierin zu wissen. Obwohl seine Rolle grundsätzlich sympathisch und interessant daher kommt, rechnet das Publikum jederzeit damit, er würde sich in eine ähnliche Richtung entwickeln, wie die Affäre auf dem Smartphone-Bildschirm. Vor allem dann, wenn er von seiner Frau berichtet, genauso explizite sexuelle Andeutungen macht und überzeugt davon ist, einmal genauso gewesen zu sein, wie ihre Affäre. Mitten im Stau entfaltet er zwischen seiner Freundlichkeit dabei auch etwas Unangenehmes, in einer Situation, aus der es an dieser Stelle kein Entkommen gibt. Aber am Ende soll seine Figur doch weitaus tiefgründiger und vielfältiger sein, als zunächst angenommen. Sodass sie im Laufe des Films immer weitere, spannende Überraschungen bereit hält. Faszinierend, was allein mit einem Gespräch erzählt werden kann.

    Fazit:
    Das minimalistische Drama mit nur zwei Darstellern wagt ein Experiment: „Daddio“ versucht, ein Charakterdrama nur mit einem langen Gespräch während einer Taxifahrt zu erzählen. Das ist manchmal gewöhnungsbedürftig, gelingt insgesamt aber deutlich besser, als erwartet.