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    Civil War

    Civil War

    Land/Jahr:
    USA / GB 2024
    Genre:
    Kriegsfilm / Action
    Regie:
    Alex Garland
    Darsteller:
    Kirsten Dunst
    Wagner Moura
    Cailee Spaeny
    Stephen M. Henderson
    Jesse Plemons
    Nick Offerman
    Sonoya Mizuno
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    109 Minuten
    Kinostart:
    18. April 2024
    Label:
    DCM

    Die Vereinigten Staaten in der Zukunft: Das Land ist tief gespalten, ein immer weiter eskalierender Bürgerkrieg versetzt die Bevölkerung in Angst und Schrecken. In Washington D.C. übt der Präsident eine verfassungswidrige dritte Amtszeit aus und versucht gegen die „Western Forces“, die Streitkräfte von Texas und Kalifornien, vorzugehen. So befiehlt er unter anderem schwere Luftangriffe gegen die Western Federation. Seinen Gegnern gelingt es dennoch, in Richtung Hauptstadt vorzudringen und sie drohen, den Präsidenten am Unabhängigkeitstag, dem 4. Juli, zu ermorden. Bis es soweit ist, versucht die Pressefotografin Lee sich jedoch noch ein echtes Denkmal zu setzen. Gemeinsam mit ihren Kollegen Joel, Sammy und der Nachwuchsfotografin Jessie versucht sie, quer durch die Kriegsfront, Washington D.C. zu erreichen und ein letztes Interview mit dem Präsidenten zu führen, bevor dieser womöglich erfolgreich hingerichtet wird. Ein waghalsiges Unterfangen, das womöglich einem Selbstmordkommando gleicht…

    Kritik:
    Ein möglicher Bürgerkrieg in den USA, ausgelöst durch Konflikte zwischen Republikanern und Demokraten? Angesichts der Spaltung der Amerikaner und einer möglichen Wiederwahl von Donald Trump kein völlig unmögliches Szenario. Regisseur Alex Garland wagt dieses experimentelle Setting.

    Neutralität um jeden Preis
    Einen Bezug zur aktuellen Realität meidet Garland in seinem Actionspektakel „Civil War“ allerdings. Hier sitzt kein Trump im weißen Haus, sondern ein fiktiver, zukünftiger Präsident, dessen Namen wohl bisher noch niemand gehört hat. Auch die eigentlichen Kriegsgeschehnisse werden nicht aus der Perspektive einer militärischen Einheit inszeniert. Im Mittelpunkt des Films steht ein Team aus Journalisten und Fotografen, das die Ereignisse aus ihrer eigenen Perspektive erlebt und sich auf der Jagd nach einem Interview quer durch die Kriegsfront bewegt. „Civil War“ bleibt dabei knallhart neutral und lässt den Hauptfiguren jene Aufgabe zukommen, die sie auch in der Realität eigentlich haben sollten: Neutrale Beobachter, die nur dokumentieren und die Kamera drauf halten. Eine politische Haltung nehmen sie nicht ein. Den Zeigefinger erheben sie genauso wenig, wie sie in die Geschehnisse aktiv eingreifen. Selbst dann nicht, wenn Menschen erschossen werden.

    Bilder statt Haltung
    Die neutrale Haltung des Films, die vielleicht nicht immer den Erwartugen aller Zuschauer entspricht, ist zwar hart, aber auch angenehm erfrischend. Publikum, das hier eine Anti-Trump-Haltung oder antifaschistische Statements erwartet haben, werden von „Civil War“ schnell enttäuscht. Garland lässt seine Zuschauer stattdessen selber denken. Und bringt dabei einige erschreckende Bilder zustande. Gewalt und Gräueltaten zeigt sein Film ohne Blatt vor dem Mund und versetzt die Figuren trotzdem nicht in die Position der Helden. Das neutrale Draufhalten der Kamera der Journalisten entfaltet gerade deshalb eine starke Wirkung, weil es doch moralisch so falsch erscheint, Menschen nicht an der Ermordung anderer Menschen zu hindern. Dieses Verhindern nicht einmal zu wollen oder anzustreben, sondern im Gegenteil, scharf auf die Bilder der Tötung zu sein. Je mehr Action, desto besser für die Arbeit der Fotografen. Und diese Neutralität bis ins Extremste, muss das Kino-Publikum dann auch erst einmal verarbeiten.

    Dezente Action mit hohem Realismusgrad
    Dabei kommt Garlands „Civil War“ sogar ganz ohne Effekthascherei aus, ist in vielen Momenten sogar eher ruhig. Man hätte eigentlich Dauerbeschuss, ausuferndes CGI und unrealistische Actionszenen erwartet. Stattdessen aber bekommt der Zuschauer einen charakterbasierten Fokus, der sich Zeit für die Figuren und ihre Erlebnisse nimmt. Manchmal sogar mit zahlreichen Szenen, die abseits des Kriegsschauplatzes stattfinden. Umso härter wirken dadurch jene Momente, in denen die Action voll zur Sache kommt. Auch hier verzichtet Garland aber auf übertriebene Effekte und setzt stattdessen auf ein realistisches Kriegsszenario. Schießt dabei ein Kampfhubschrauber im Tiefflug in einer engen Gasse um sich, während Soldaten am Boden vorrücken und die Fotografen mitten drin sind, haben es die Actionszenen aber trotzdem in sich. Zwischendurch sorgen immer wieder kuriose Szenen für die starken Momente des Films. Etwa Jesse Plemons als rechtsextremer Soldat, oder eine Schießerei an einem großen Farmhaus, bei dem der beteiligte Gegner nicht einmal bekannt ist. „Civil War“ begeistert mit Szenen, die lange in Erinnerung bleiben.

    Fazit:
    Alexander Garlands Actionspektakel um einen fiktiven amerikanischen Bürgerkrieg der Zukunft überrascht mit einer konsequent politisch neutralen Haltung und animiert das Publikum damit zum Selberdenken. Gleichzeitig verzichtet „Civil War“ auch auf übertriebene Effekte und inszeniert die Kriegsaction so realistisch, wie möglich. Damit entpuppt sich Garlands Werk als Überraschungs-Hit.