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    Bob Marley: One Love

    Bob Marley: One Love

    Land/Jahr:
    USA 2024
    Genre:
    Biografie / Musikfilm
    Regie:
    Reinaldo M. Green
    Darsteller:
    Kingsley Ben-Adir
    Lashana Lynch
    James Norton
    Anthony Welsh
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    108 Minuten
    Kinostart:
    14. Februar 2024
    Label:
    Paramount Pictures

    Im Jahre 1976 wird Jamaika von Bürgerkrieg und Gewaltkriminalität geplagt. Durch verfeindete politische Fraktionen kommt es regelmäßig zu Schießereien auf offener Straße und eine Besserung der Situation ist nicht in Sicht. In dieser Zeit versucht sich auch der Raggae-Künstler Bob Marley an seiner eigenen Karriere, während die Umgebung für Frau und Kinder immer gefährlicher wird. Dass Bob zudem auch noch Opfer eines Mordanschlags wird und trotzdem anschließend ein Friedenskonzert geben will, bessert die Lage für die Familie nicht gerade. Kurz darauf, während die Gewalt in Jamaika weiter eskaliert, tourt Bob Marley durch Europa und arbeitet in London an einem weiteren Album. „Exodus“ macht ihn zu einem wahren „Star der dritten Welt“, denn seine Fans in der Heimat warten sehnsüchtig auf seine Rückkehr. Doch statt um Geld und Ruhm geht es Bob Marley nur um eines: Er will sein Land endlich wieder vereinen und die politischen Anführer zusammenbringen, um für Frieden in Jamaika zu sorgen…

    Kritik:
    Eine Biografie über den legendären Raggae-Musiker Bob Marley bietet eigentlich eine Steilvorlage für eine spannende Geschichte. Erst recht, wenn seine eigenen Verwandten mit am Werk sind. Seine Witwe Rita Marley fungiert gemeinsam mit ihrem Sohn Ziggy Marley als Produzentin. Die muss es ja wissen, wie Bob so war, oder?

    Ein Rastafari macht Musik
    Die dabei erzählte Zeitspanne bleibt für eine Musiker-Biographie zunächst ungewöhnlich klein. Bob Marley wurde 1945 geboren und starb bereits 1981 im Alter von nur 36 Jahren. Der Film jedoch zeigt lediglich einen Abschnitt zwischen 1976 und 1978, beginnt also quasi mit dem Attentat auf den Sänger und endet mit dem sagenumwobenen Friedenskonzert in seiner Heimat Jamaika. Da liegt allerdings auch schon das Problem: Die völlig ausgelassene Kindheits- und Jugendgeschichte macht es schwer, die mystische Figur erlebbar zu machen. Seine Motive werden so knapp angeschnitten, dass wir kaum nachvollziehen können, wieso dem Sänger so viel daran liegt, Frieden in seiner Heimat zu bewirken. Politische Debatten zwischen ihm und seiner Familie kommen praktisch nicht vor, seine persönlichen Ansichten und Meinungsentwicklungen sind nicht existent. Und das, obwohl Bob Marley einige Sympathien für die People’s National Party nachgesagt wurden und auch seine Rastafari-Religionsgemeinschaft sich keineswegs unpolitisch präsentierte (was der Film aber schlicht unter den Teppich kehrt).

    Kein Mut zur Kontroverse
    Generell kratzt „Bob Marley: One Love“ insgesamt sowieso viel zu sehr nur an der Oberfläche. Die Gewalt und politischen Auseinandersetzungen auf Jamaika werden zwar als präsent und gegeben dargestellt, auf die Hintergründe und Brisanz aber kaum eingegangen. Auch nicht darauf, welche politischen Folgen der musikalische Einsatz Bob Marleys haben könnte. Ähnliches gilt dann auch für die Figur Bob Marley selbst: So richtig erfährt der Zuschauer hier eigentlich nicht, wer Bob Marley nun wirklich war. Vielleicht auch, weil man es partout meidet, negative Seiten des Künstlers zu zeigen und lieber eine Art Heiligenverehrung inszeniert. Nicht einmal die Tatsache, dass Bob Marley seine Frau regelmäßig betrog und diverse Kinder mit anderen Frauen hatte, scheint mehr als einen Nebensatz wert. Die wirklich starken Momente des Films sind daher vor allem jene seltenen, in denen Bob Marley einmal wütend wird und sich von einer eher negativen charakterlichen Seite zeigt, wohingegen positive Momente so häufig und beliebig auftauchen, dass sie keine charakterformende Rolle mehr einnehmen. In Sachen Musikbiografie schneidet der deutsche Film über Milli Vanilli also im direkten Vergleich sogar deutlich besser ab.

    Ein musikalisches Genie
    Gelungen ist am Ende dann vor allem der musikalische Part. Immer dann, wenn Bob Marley im Studio neue Songs aufnimmt, mit der Gitarre auf der Couch neue Klänge ausprobiert oder einfach bei einem Festival vor einem großen Publikum auftritt, macht „One Love“ durchaus Spaß. Das liegt auch am hervorragenden Sound des Films, der sich insbesondere im Kino beeindruckend bemerkbar macht. Immerhin erhält der Zuschauer ein Gefühl dafür, welch großartige musikalische Leistungen Bob Marley einst vollbracht hat und kann daher einigermaßen nachvollziehen, wieso seine Fans den Musiker noch heute so sehr feiern. Selbst, wenn man persönlich eigentlich kein Fan der Raggae-Musik ist. Das ständige Zurschaustellen von Joints und Rastafari-Religion reicht am Ende aber leider nicht, um aus Bob Marley auch eine interessante Figur zu machen.

    Fazit:
    Die Familie von Bob Marley produzierte eine Biografie über den jamaikanischen Musiker. Das ist aber auch ihr Problem: „One Love“ meidet es nahezu vollständig, negative Seiten oder politische Ansichten des Künstlers zu präsentieren. So sehr, dass es der Figur an Leben und interessanten Momenten mangelt. Was bleibt ist nette Musik von einer belanglosen Hauptfigur.