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    Barbie

    Barbie

    Land/Jahr:
    USA 2023
    Genre:
    Komödie
    Regie:
    Greta Gerwig
    Darsteller:
    Margot Robbie
    Ryan Gosling
    Will Ferrell
    America Ferrera
    Rhea Perlman
    Ariana Greenblatt
    Michael Cera
    Scott Evans
    Ncuti Gatwa
    John Cena
    FSK:
    ab 6 Jahren
    Dauer:
    114 Minuten
    Kinostart:

    Label:
    Warner Bros.

    Aus den Kinderzimmern dieser Welt ist sie nicht mehr wegzudenken: Die beliebte legendäre Puppe namens Barbie. Seit Generationen macht sie junge Mädchen glücklich und sorgt dafür, dass emanzipierte Frauen einmal alles erreichen können. Das jedenfalls denken die Barbies, die ihr Leben im geheimnisvollen Barbieland verbringen. Als die stereotypische Barbie eines Tages Todesgedanken entwickelt, ihre Füße sich verändern und sich auch zum ersten Mal Cellulite an ihren Beinen zeigen, wird klar: Irgendetwas stimmt nicht mit dem Kind, das mit ihr spielt. Gemeinsam mit Ken muss sie nun in die echte Welt reisen, um dieses Problem wieder geradezu biegen. Doch eine Barbie in der echten Welt bringt noch ganz andere, neue Probleme mit sich…

    Kritik:
    Bei der Sichtung des Trailers zu „Barbie“ mag sich so mancher Kinofan wohl gefragt haben: Wie soll man eigentlich ernsthaft eine „Barbie“-Realverfilmung drehen? Das kann doch eigentlich nur purer Trash werden, oder? Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich der Streifen aber als weitaus tiefgründiger, als zunächst angenommen.

    Pretty in Pink
    Natürlich: Beim ersten Blick auf die hier inszenierte Welt ist erst einmal klar, dass „Barbie“ wohl einen Nerv beim weiblichen Publikum treffen wird. Die zahlreichen Frauen zwischen 20 und 40 Jahren, die mitunter sogar pink gekleidet die vollen Kinosäle stürmen, haben schließlich in ihrer Kindheit mit den verschiedsten Varianten der „Barbie“ gespielt und kennen sich da bestens aus. Wenn Barbie schwebend ihre Traumvilla verlässt oder im rosa Cabrio die Landschaft entlang brettert, wird sich so manche Frau an ihre Kindheit zurückerinnert fühlen. Optisch ist der Film also purer Kitsch: Die Kulissen durchgehend in pink und rosa gehalten, die Gebäude und Flora besteht aus Plastik und selbst Ken könnte klischeehafter kaum umgesetzt sein. Das allerdings macht Spaß, ganz besonders dem weiblichen Publikum.

    Die Umkehr des Patriarchats
    Größtenteils natürlich an ein weibliches Publikum ausgerichtet, möchte „Barbie“ wenig überraschend ein feministischer Film sein. Da wird das zweifelhafte Schönheitsideal der „stereotypischen“ Ursprungs-Barbie auf der einen Seite in Frage gestellt, auf der anderen Seite jedoch die Emanzipation der Frau durch Puppen angesprochen, die plötzlich auch in den Uniformen höherer Berufe wie Präsidentin, Ärztin oder Anwältin gekleidet werden konnte. Das Patriarchat ist hier der offizielle Feind der Barbies und die Welt des „Barbieland“ inszeniert, als hätte man jene patriarchale reale Welt einfach einmal umgekehrt. Böse Zungen behaupten sogar: Barbie sei „plumpe Männerherabwürdigung“, da sämtliche männlichen Figuren als Idioten dargestellt werden. Das mag zwar in gewisser Weise zutreffen, sollte man an der Stelle allerdings bedenken, dass mindestens siebzig Prozent der männlichen Rollen aus der Puppe Ken in zig verschiedenen Varianten bestehen. Die Männerfiguren sind daher also ohnehin kaum ernstzunehmen.

    Ein bisschen Anti-Feminismus?
    Tatsächlich entpuppt sich „Barbie“ mit seiner Gesellschaftskritik, seinem Feminismus und seiner Kampfansage an das Patriarchat sogar als weitaus tiefgründiger und viel weniger trashig, als zunächst vermutet. Und so manches Klischee wird dabei sogar in Frage gestellt. Sind Männer im Patriarchat denn wirklich so priviligiert, wie ihnen zugedichtet wird? Wenn Ken in der echten Welt plötzlich das Patriarchat kennenlernt und glaubt, die tollsten Jobs einfach nur zu bekommen, weil er ein Mann ist, scheitert er jedenfalls kläglich – und „Barbie“ stellt plötzlich all jene vermeintlichen Privilegien und damit auch die Behauptungen des modernen Feminismus in Frage. Und sowieso kommen schließlich auch die Frauen nicht allzu gut weg: Nicht nur wird das zweifelhafte, weinerliche Frauenbild indirekt kritisiert. Tatsächlich sind die weiblichen Figuren – hier: Barbie in zig verschiedenen Varianten – durchweg falsch, intrigant, manipulativ und letztendlich wohl sogar ursächlich für die Kriege in dieser Welt. Wer da behauptet, „Barbie“ sei männerfeindlich, hat offensichtlich die Aussage des Films nicht verstanden. Feministische Kritik am Selbstbild der Frau trifft es da schon eher.

    Blödsinn mit Gag-Feuerwerk
    Bei all der Tiefgründigkeit, die ein Großteil des Publikums bei „Barbie“ sicherlich nicht erwartet hätte, darf man allerdings auch nicht vergessen: Vordergründig ist der Streifen vor allem ein ziemlich alberner, durchgedrehter Spaß. Die zahlreiche Aneinanderreihung typischer Klischees über Barbie und Ken sorgen schließlich für ein Gag-Feuerwerk, an dem – erstaunlicherweise – beide Geschlechter gleichermaßen viel Spaß haben. Schlussendlich ist die Komödie trotz ihres vielen Pinks gar nicht so sehr ein „Mädchenfilm“, wie anfänglich vermutet und bietet stattdessen Humor, der auch den männlichen Begleitern wohl ziemlich viel Spaß machen wird. Und eines ist klar: Barbies kackenden Hund möchten anschließend wahrscheinlich sogar die Männer haben.

    Fazit:
    Obwohl die Realverfilmung zu „Barbie“ zunächst wie ein kitschig-pinker Trash-Film wirkte, entpuppt sich die Komödie als tiefgründige feministische Gesellschaftskritik, das mit seinem Gag-Feuerwerk sogar den männlichen Zuschauern Spaß machen dürfte. Ein überraschend guter Streifen.