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    Amsterdam

    Amsterdam

    Land/Jahr:
    USA 2022
    Genre:
    Krimi
    Regie:
    David O. Russell
    Darsteller:
    Christian Bale
    Margot Robbie
    John D. Washington
    Chris Rock
    Anya Taylor-Joy
    Zoe Saldana
    Mike Myers
    Michael Shannon
    Timothy Olyphant
    Rami Malek
    Robert De Niro
    Casey Biggs
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    134 Minuten
    Kinostart:
    3. November 2022
    Label:
    Walt Disney Studios
    Motion Pictures

    Der Arzt Dr. Burt Berendsen wird im Jahre 1933 eines Tages von seinem alten Freund Harold Woodman in ein Bestattungsinstitut gerufen, wo er in der Pathologie einen kürzlich verstorbenen Leichnam untersuchen soll. Die Angehörige des Toten, Liz Meekins, ist fest davon überzeugt, dass es sich bei dem Todesfall um keinen natürlichen Tod handelt und vermutet einen Mord auf Grund seiner kürzlich anstehenden Rede bei einer Gala für Veteranen. Kaum zu dem Entschluss gekommen, das Opfer sei vergiftet worden, wird auch Liz brutal auf offener Straße ermordet, sodass Burt und Harold kurzerhand unter Mordverdacht stehen. Plötzlich ist jedoch nicht nur die Polizei hinter den beiden her, sondern auch die eigentlichen Mörder der beiden Opfer. Noch ahnen sie jedoch nicht, dass sie sich längst inmitten einer der größten Verschwörungen der Geschichte befinden, die sie nur gemeinsam mit der Krankenschwester Valerie Voze lösen können, die sie einst während dem Einsatz im Ersten Weltkrieg kennenlernten…

    Kritik:
    Christian Bale, Margot Robbie, Chris Rock, Zoe Saldana, Timothy Olyphant, Robert de Niro, Rami Malek – an den größten Namen Hollywoods mangelt es „Amsterdam“ wahrlich nicht. Kombiniert mit einem Setting im Jahre 1933 sind die Erwartungen dementsprechend hoch. Und immerhin: Regisseur David O. Russell versucht in der Tat, ein richtiges Storymonster zu erschaffen.

    Auf den Spuren von L.A. Noire
    Der erste Eindruck jedenfalls kann sich ziemlich gut sehen lassen. Im wunderschönen New York der 1930er Jahre hat das Setting rund um klassische Oldtimer, hübsche Leuchtreklame und prachtvolle Straßen schon einiges zu bieten. Mehrere recht skurille Freunde untersuchen die Leiche eines Verstorbenen, bevor sich zwei Detectives im stilvollen langen Mantel der damaligen Zeit auf die Jagd nach den beiden machen. Eigentlich die perfekten Voraussetzungen für einen fantastischen Noir-Krimi in den 1930ern, den man wunderbar im Stile des Videospiels „L.A. Noire“ hätte inszenieren können. Dumm nur, dass David O. Russell diese geniale Vorlage gleich verwirft und offenbar ganz andere Pläne mit seinem Streifen hat. Pläne, die in das Jahr 1918 zurückführen.

    Belanglosigkeiten einer Freundschaft
    Russell, der auch schon für „Silver Linings“ und „American Hustle“ verantwortlich war, setzt an dieser Stelle nämlich eine Rückblende ein, die das Publikum prompt wieder aus der Geschichte herauswirft. Nicht mehr die Krimigeschichte steht im Mittelpunkt, sondern plötzlich eine im Krieg entstandene Freundschaft zwischen zwei Soldaten und einer Krankenschwester. Die soll im späteren Verlauf aufschlussreiche Details für die Hintergründe der Geschichte bereit halten – zumindest so weit die Idee. Doch bereits hier wird schnell klar, dass „Amsterdam“ schnell seinen Fokus verliert und sich mit Belanglosigkeiten auseinandersetzt. So richtig interessant sind sinnlose Gespräche über Vögel, das Präsentieren moderner Kunst oder Debatten über persönliche Meinungsäußerungen der Protagonisten nämlich nicht. Und wer hier glaubt, relevante Details oder bestenfalls sogar Metaphern vorzufinden, der wird bald größtenteils enttäuscht: Die belanglosen Dialoge von „Amsterdam“ bleiben auch am Ende ernüchternderweise meist tatsächlich Belanglosigkeiten.

    Schaulaufen der Stars
    Da zeigt sich dann auch das große Problem von „Amsterdam“, so spannend die Story eigentlich sein könnte: Der Krimi macht auf den ersten Blick einen anspruchsvollen und komplexen Eindruck, verkompliziert sich aber lediglich künstlich auf Grund seines fehlenden inhaltlichen Fokus. Letztendlich will David O. Russell mit seinem Film ziemlich viel aussagen, in Wirklichkeit aber bläst er diesen künstlich mit zahlreichen irrelevanten Momenten auf. Im Ergebnis schwanken einige Zuschauer sodann zwischen Langeweile und Überforderung, ob der Tatsache, dass „Amsterdam“ nicht so richtig zum Punkt kommen möchte. Schlussendlich mag das daran liegen, dass auch diesem Film jenes Problem widerfährt, dass zahlreiche Produktionen mit großem Staraufgebot haben: Das Drehbuch wurde um die Darsteller herumgeschrieben und lässt den Krimi mit hohem Potential zu einem Schaulaufen der Hollywood-Stars verkommen, damit auch jeder der großen Namen einmal durch das Bild laufen kann – sei sein Auftritt auch noch so überflüssig.

    Starke Verschwörung im letzten Drittel
    Dummerweise ändert sich genau das erst im letzten Drittel des Films, also viel zu spät, um das Publikum ausreichend mitnehmen zu können. Dann nämlich entwickelt sich die Story von „Amsterdam“ in eine geradezu geniale Richtung, wenn der Fokus der Krimihandlung wieder aufgenommen wird und eine Geschichte um politische Verschwörungen in den faschistischen 1930er Jahren entsteht. Das ein oder andere (aber bei weitem nicht jedes) Detail aus dem Anfang des Films wird plötzlich relevant und lässt so auf einmal tatsächlich ein komplexes Puzzle entstehen. Ein Puzzle, das mit einer politischen Verschwörungs- und Spionagegeschichte sogar einen gewissen Anspruch und Tiefgang hat. Schade also, dass sich Russell so sehr in der Darstellung uninteressantem zwischenmenschlichem Geplänkel verrennt – auch wenn dieses durchaus den ein oder anderen vergnüglichen Moment zu bieten hat, der mit pointiertem Humor begeistert.

    Fazit:
    Mit einem politischen Verschwörungskrimi im Setting der 1930er Jahre und einem ausgesprochen großen Staraufgebot hätte „Amsterdam“ zu einem Geniestreich werden können. Leider findet der Krimi jedoch selten seinen Fokus und entfaltet seine Stärken nach zahlreichen unnötig verkomplizierenden Belanglosigkeiten erst im letzten Drittel.