• Startseite|
  • News|
  • Games|
  • Kino|
  • Bücher|
  • Verlosung|
  • Partner|
  • Impressum
  • Review

    Umrika

    Umrika


    Land/Jahr:
    Indien 2015
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Prashant Nair
    Darsteller:
    Suraj Sharma
    Tony Revolori
    Prateik Babbar
    Adil Hussain
    Pramod Pathak
    Rajesh Tailang
    Smita Tambe
    Sauraseni Maitra
    FSK:
    ab 6 Jahren
    Dauer:
    101 Minuten
    Kaufstart:
    11. März 2016
    Label:
    Ascot Elite

    Mitte der 80iger Jahre befindet sich das kleine indische Dorf Jitvapur in großer Aufruhr. Der junge Udai möchte nämlich als erster aus dieser Gegend in die ferne Welt reisen und in Amerika ein neues Leben beginnen. Seine Familie glaubt unterdessen, er würde dort zu großem Wohlstand finden und ihnen regelmäßig Briefe mit Bildern aus der neuen Heimat schicken. Doch eines Tages bleiben all diese Nachrichten plötzlich aus und sein kleiner Bruder Ramakant möchte sich unter allen Umständen auf die Suche nach ihm machen. Wie es allerdings scheint, stammten die vielen Briefe gar nicht von ihm persönlich und er gilt als verschollen, seit er in der Stadt auf einen mysteriösen Schlepper getroffen ist. Für Ramakant steht fest: Er muss sich in eben jener Stadt einen Job suchen, das viele Geld für den Schlepper ansparen und dem Weg seines Bruders folgen. Dumm nur, dass er noch gar nicht ahnt, dass die Wahrheit ganz woanders liegt und Ramakant dabei viel mehr seinen eigenen Weg im Leben finden könnte…

    Kritik:
    Bollywood-Produktionen werden häufig nur belächelt und finden doch meist speziell beim männlichen Publikum nicht gerade Freunde. Das liegt natürlich speziell an dem meist ausufernden Vorkommen von indischem Tanz und Gesang, der viele Filme aus diesem Land künstlich in die Länge zieht. Hin und wieder begegnen wir allerdings auch mal diesen wenigen besonderen Produktionen, die gänzlich andere Wege einschlagen. „Umrika“ ist einer davon.

    Drama statt Bollywood
    Eigentlich ist der Film auch überhaupt keine typische Bollywood-Produktion, zumindest sieht man ihr das auf den ersten Blick gar nicht an. Kitschige Liebesgeschichten spielen eher untergeordnet eine Rolle und auf indische Tanzeinlagen wird sogar vollständig verzichtet. Doch eine Komödie, wie man anhand der geringen Altersfreigabe zunächst annehmen würde, handelt es sich bei „Umrika“ auch nicht. Eher versteht sich der Streifen um die Sehnsucht der einfachen Leute nach der wohlhabenden westlichen Welt eher als ein waschechtes Drama. Obwohl der Streifen durchaus seine kleinen humorvollen Szenen zu bieten hat, aber Witze sind hier wahrlich nicht dominant. Die Suche nach dem verschollenen Bruder steht also im Vordergrund und damit auch die schwierige Selbstfindung eines jungen Inders, der in neue Welten versucht vorzudringen.

    Zwei Welten
    Interessant ist dabei, dass diese neuen Welten in „Umrika“ gar nicht auf Übersee sein müssen. Tatsächlich sehen wir in diesem Film nicht eine einzige Szene, die in den Vereinigten Staaten spielt. Das Drama möchte viel mehr zwei indische Welten aufeinander prallen lassen, wenn die traditionsbewussten Dorfbewohner in ihrer heilen Welt plötzlich auf die heruntergekommenen großen Städte treffen, in denen sich Menschen mit geringem Lohn und schwerster Arbeit ihre Zeit um die Ohren schlagen und sei es nur, um den üblichen Traditionen aus dem Weg zu gehen. Denn in einer Gesellschaft, in der die potentielle Partnerin möglichst den gleichen sozialen Status haben soll, dienen die Städte als Zufluchtsort – und werden im Laufe der Geschichte ein klein wenig zum Ankerpunkt bei der Selbstfindung unserer Hauptfigur, ganz ohne gleich kitschig werden zu wollen.

    Ohne Urteile
    Damit dürfte „Umrika“ also sicherlich ein breiteres Spektrum ansprechen, als die üblichen Produktionen aus dem fernen Indien. Hier beweisen die Macher schließlich, dass eine kleine, durchaus realistische Liebesgeschichte auch ohne übertriebenes Geschnulze möglich ist. Gleichzeitig liefert uns allerdings auch Hauptdarsteller Suraj Sharma einen durchweg gekonnten und mitunter sehr emotionalen Auftritt. Ganz ohne die Arbeit von Regisseur Prashant Nair geht es allerdings nicht, denn ihm gelingt es mit der Kamera wirklich jeden passenden Moment richtig einzufangen. So perfekt, dass uns in manchem eigentlich freudigen Augenblick auch fast schon die Tränen kommen könnten, weil „Umrika“ selbst in positiven Momenten den Spagat hinbekommt, den eigentlich traurigen Hintergedanken der Situation einzufangen. Das sorgt dann beim Zuschauer, vor allem zum Ende hin, für eine kleine Gefühlsachterbahn aus welcher man mit gemischten Gefühlen heraus geht und bei der sich der Streifen zu keiner Zeit genau festlegen möchte, ob die Entwicklung letztendlich positiv oder negativ ist. Das nämlich überlässt man dem Zuschauer, der sich gerne seine eigene Meinung aus der Geschichte formen kann. Selten, dass ein Drama sich so sehr weigert, selbst klare Stellung zu beziehen, was auch gleich die Stärke von „Umrika“ ist. Sehenswert.

    Fazit:
    Bollywood geht auch ohne Tanz und Gesang: In diesem Drama über die Selbstfindung eines jungen Inders verzichtet man gänzlich auf schnulzigen Kitsch und bietet stattdessen eine emotionale Geschichte, dessen Beurteilung man dem Publikum überlässt.

    Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt..