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    Speak No Evil

    Speak No Evil


    Land/Jahr:
    DK 2022
    Genre:
    Psychothriller
    Regie:
    Christian Tafdrup
    Darsteller:
    Morten Burian
    Sidsel Siem Koch
    Fedja van Huet
    Karina Smulders
    Liva Forsberg
    Marius Damslev
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    97 Minuten
    Kaufstart:
    7. Dezember 2023
    Label:
    Plaion Pictures

    Die dänischen Eltern Bjørn und Louise machen gemeinsam mit ihrer Tochter Agnes einen entspannten Urlaub in der Toskana, als sie einer niederländischen Familie begegnen. Schnell freundet sich die Gruppe an, verbringt ganze Abende mit gemeinsamen Restaurantbesuchen. Es dauert auch nicht lange, bis die Dänen schon bald zu ihren Freunden in die Niederlande eingeladen werden. Den ungewöhnlichen Urlaub angenommen, erwartet sie dort ein aufregendes Abenteuer in einer völlig neuen Umgebung. Doch bei aller Neugierde, entwickelt sich auch eine noch ungeahnte Spannung zwischen den beiden Familien. Die Niederländer testen die Grenzen der befreundeten Familie aus, stellen ihre Geduld gewaltig auf die Probe und konfrontieren sie mit befremdlichen Erziehungsmethoden. Doch wann ist der Zeitpunkt gekommen, endlich Grenzen zu setzen?

    Die Schwäche des Gutmenschentums
    In gebildeteren europäischen Kreisen kennt man derartige Umgangsformen nur zu gut. Der oftmals etwas negativ betitelte „Gutmensch“ möchte es einfach allen recht machen, jedem gefallen, offen für alles sein und stets auch tolerant gegenüber anderen Sitten und Gebräuchen. Egal, ob ihre Mitmenschen sich noch so sehr daneben benehmen, mehr als fragwürdige Ansichten vertreten oder aus kulturellen oder religiösen Gründen gar bösartiges Verhalten an den Tag legen. Für den „Gutmenschen“ steht Verständnis und Toleranz an oberster Stelle. Damit ist der Kern des psychologischen Horrorfilms „Speak No Evil“ auch schon getroffen. Hier gibt es kein blutiges Gemetzel, keinen typischen Splatter, sondern Gesellschaftskritik, bei der vor allem westliche Werte gewaltig auf die Probe gestellt werden. Die verstümmelte Zunge, die einen Jungen daran hindert, das Böse auszusprechen, ist eher nur eine Metapher auf die Schwäche des westlichen Bildungsbürgertums, das gegen ernsthafte Bedrohungen nicht mehr wehrhaft ist.

    Der Horror durch westliche Werte
    „Warum tut Ihr uns das an?“ fragt der Däne Bjørn, der eher einen ökologisch-hippen Lebensstil führt, seine Peiniger. Die antworten darauf: „Weil ihr es zulasst“ – und kommt damit recht genau auf den Punkt. „Speak No Evil“ zieht seinen Horror aus der Wehrlosigkeit, die durch westliche Kultur und modernen Zeitgeist begründet wird. Übertragen ließe sich das – durchaus tiefgründig – auf verschiedene Bedrohungen für westliche Werte: Der Umgang mit vermeintlich stärkeren, skrupelloseren Kulturen. Die Unfähigkeit, sich gegenüber Bedrohungen, die der modernen Sichtweise partout nicht entsprechen wollen, auch nur im Ansatz wehren zu können – oder es überhaupt zu wollen oder es zu versuchen. Die Opfer lassen ihre Peiniger geradezu machen. Einfach, weil sie so erzogen sind. Weil es der gesellschaftliche Zeitgeist ihnen so eingetrichtert hat. „Speak No Evil“ macht die Qual durch selbstauferlegte Wehrlosigkeit zur Gesellschaftssatire.

    Von Öko-Geplänkel und Konfrontation
    Die Tiefgründigkeit seiner Geschichte lässt aber zugleich nicht darüber hinweg täuschen, dass „Speak No Evil“ ganz einfach einige handwerkliche Probleme hat. Die Auseinandersetzung mit den stark abnormen Werten der „Gegnerfamilie“ besteht letztendlich aus einem etwa einstündigen Geplänkel. Da wird über Umweltschutz gesprochen, über Vegetarismus, über Erziehungsmethoden, über allerlei völlig belangloses und größtenteils extrem langweiliges Zeug. Eine ganze Stunde des Films vergeht, in der gefühlt einfach rein gar nichts passiert und der Spannungsbogen von „Speak No Evil“ auch nicht ansatzweise in Gang kommt. Die Charaktere sind für den Zuschauer nicht interessant genug, um sich mit ihnen zu identifizieren und das viele Gerede überhaupt erdulden zu wollen. Im Gegenteil, die Figuren nerven allesamt sogar eher. Sogar und vor allem der Antagonist, der im Kern noch zu den interessantesten Figuren gehört. Das ist bei aller Gesellschaftssatire dann einfach nicht ausreichend, um das Publikum – vor allem als Horrorfilm – zu fesseln. Falls der Mainstream-Zuschauer in der Zwischenzeit überhaupt verstanden hat, was der Film eigentlich aussagen will.

    Fazit:
    Der außergewöhnliche psychologische Horrorfilm „Speak No Evil“ verzichtet auf Splatter und macht stattdessen die eigene Hilflosigkeit auf Grund westlicher Werte und des Zeitgeistes zum wahren Horror. Das ist innovativ und tiefgründig, hilft aber leider nicht darüber hinweg, dass der dänische Horrorfilm mit Dauergeplänkel über lange Strecken langweilt.

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