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    Pieces of a woman

    Pieces of a woman


    Land/Jahr:
    USA / CDN 2020
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Kornél Mundruczó
    Darsteller:
    Vanessa Kirby
    Shia LaBeouf
    Ellen Burstyn
    Molly Parker
    Sarah Snook
    Benny Safdie
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    128 Minuten
    Kaufstart:
    Netflix:
    7. Januar 2021
    Label:
    Netflix

    Martha und Sean führen eigentlich eine glückliche Beziehung und freuen sich auf die gemeinsame Tochter. Eine Hausgeburt soll es werden, bei der eine Hebamme dem Paar dabei behilflich ist, das Kind in den eigenen vier Wänden auf die Welt zu bringen. Doch aus dem lange ersehnten Familienglück wird schon bald ein schwerer Schicksalsschlag: Kurz nach der Geburt verstirbt das Baby in den Armen der Mutter. Die Beziehung der beiden beginnt von nun an zwischen Frust, Trauer und Wut zu zerbrechen. Ein Gerichtsprozess gegen die Hebamme soll Martha dabei helfen, ihre Trauer zu bewältigen und mit dem Thema abzuschließen. Doch der echte Weg aus der Krise stellt sich als wesentlich steiniger heraus…

    Kritik:
    In diesem Jahr punktet Netflix mit gleich mehreren Oscar-Nominierungen. Dazu gehört auch das Psychodrama „Pieces of a woman“, in dem eine Frau mit dem Verlust ihres eigenen Neugeborenen umgehen muss. Hauptdarstellerin Vanessa Kirby bekam dafür eine Nominierung als beste Hauptdarstellerin.

    An der Grenze des Darstellbaren
    Bereits in den ersten zwanzig Minuten des Films wird da auch schnell klar, warum: In den eigenen vier Wänden freut sich die baldige Mutter Martha auf die Geburt ihres Kindes. Aus nächster Nähe beobachten wir die Frau, wenn ihre Wehen einsetzen, sie das erste Fruchtwasser verliert und die Hebamme auf sich warten lässt. An dieser Stelle beginnt „Pieces of a woman“ an die Grenzen des Darstellbaren zu gehen. Mit einer beeindruckenden emotionalen Tiefe wechselt Vanessa Kirby zwischen Glücksgefühl, Schmerz und Verzweiflung im Sekundentakt hin und her, ohne dass der Film auch nur einen einzigen Schnitt macht. Als Zuschauer haben wir das Gefühl, hier bei einer echten Geburt dabei zu sein, denn „Pieces of a woman“ kann uns emotional an dieser Stelle extrem packen. Und auch die Kameraarbeit hätte ohne Zweifel einen Oscar verdient: Sensibel und langsam schwenkt die Kamera immer wieder ohne Schnitt zwischen den intensiven Gesichtsausdrücken der werdenden Mutter und intimen Einblicken hin und her, die viel Einfühlsamkeit beweisen, aber nie zu viel zeigen. Das Psychodrama geht schon jetzt unter die Haut – und wir bekommen nicht mehr genug von diesem insgesamt intensiven Werk.

    Schonungslose psychologische Tiefe
    Nach der Geburtsszene wechselt „Pieces of a woman“ dann grundlegend seine Richtung. Aus dem extrem emotionalen Geburtsdrama wird fortan ein waschechter Psychothriller, bei dem die Beziehungskonflikte und Psyche des Paares stark im Mittelpunkt stehen und beeindruckend realistisch inszeniert wurden. Während Shia LaBeouf als Sean in emotionalen Gefühlsausbrüchen der Trauer versinkt, versteift sich die geniale Vanessa Kirby als Martha in einen Zustand der Kälte, Abweisung und Gleichgültigkeit. Die Resignation vor dem Schockzustand spiegelt das glaubwürdige Auftreten einer Mutter wieder, die gerade erst ihr Kind verloren hat. Und dabei ist „Pieces of a woman“ alles andere als ein Wohlfühlfilm, bei dem wir mit der Hauptfigur mitfühlen möchten. Im Gegenteil sorgt der Streifen bewusst dafür, dass wir Martha eher hassen wollen, angesichts der Kälte und scheinbar gefühlsarmen Hinnahme ihres Verlusts. Das aber macht ihre Darstellung so grandios, weil realitätsnah: Der Umgang mit emotionaler Überforderung und Schock findet eben nicht so statt, wie es sich die Mitmenschen gerne wünschen. Kirby gelingt es, eine psychologisch sehr tiefgehende Figur darzustellen, die nach außen hin emotionslos erscheint, im Innern aber tief gebrochen ist. Die Oscar-Nominierung als beste Hauptdarstellerin hat sie sich ohne Zweifel verdient, denn in „Pieces of a woman“ präsentiert sie eine Meisterleistung.

    Ein schmerzhaftes Meisterwerk
    Dabei ist sie längst nicht die einzige Schauspielerin, die hier mit ausgesprochen guten darstellerischen Leistungen punktet. Vor allem die erfahrene Ellen Burstyn brilliert in ihrer Rolle als Mutter vor allem dann, wenn sie ihren Wut- und Gefühlsausbrüchen freien Lauf lässt. Fest davon überzeugt, ihrer Tochter mit dem Gerichtsverfahren helfen zu können, begeistert sie als vermeintliche Widersacherin mit Sticheleien, Nötigungen und einem unangenehm aufdringlichen Auftritt, der geprägt von ihren eigenen schrecklichen Kindheitserfahrungen ist. Eine Schauspielkunst, die uns auch nach dem Film noch lange in Erinnerung bleiben wird. Das liegt insbesondere daran, dass wir bei „Pieces of a woman“ stets das Gefühl haben, etwas völlig Neues, noch nie Dagewesenes zu sehen. Eine Kunst, die heute nur noch sehr wenige Filme beherrschen und die das Psychodrama tatsächlich zu einem Meisterwerk macht. Und zwar auf eine Weise, die so schmerzhaft ist, dass sie so mancher Zuschauer wahrscheinlich kaum ertragen kann, wenn er auf die intensivste denkbare Weise mit ansehen muss, wie zwei Menschen aneinander zerbrechen.

    Fazit:
    Ein Meisterwerk an der Grenze des Darstellbaren: Schon für die 20-minütige Geburtsszene voller extremer emotionaler Wechselstimmungen hätte Hauptdarstellerin Vanessa Kirby ihre Oscar-Nominierung als beste Hauptdarstellerin zweifelsfrei verdient. Was danach folgt ist eine der intensivsten und realistischsten Darstellungen der menschlichen Psyche, die wir je in einem Film gesehen haben. Kirby gelingt es, die äußere kalte Fassade einer zerstörten Frau aufrecht zu erhalten und uns dennoch ihre innere Zerbrochenheit spürbar zu machen. „Pieces of a woman“ geht auf schmerzhafte Weise unter die Haut.

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