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    Moonlight

    Moonlight


    Land/Jahr:
    USA 2016
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Barry Jenkins
    Darsteller:
    Ashton Sanders
    Alex R. Hibbert
    Trevante Rhodes
    Mahershala Ali
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    111 Minuten
    Kaufstart:
    25. August 2017
    Label:
    Universum Film

    Der junge Afroamerikaner Chiron wächst mit seiner Mutter in einem heruntergekommenen Viertel von Miami auf. Die Drogendealer stets vor der Haustüre, bekommt er täglich zu spüren, dass er offensichtlich der Unterschicht abstammt. Vom Anblick seiner drogenabhängigen Mutter und ihrer emotionalen Ausreißer regelrecht eingeschüchtert, entwickelt sich Chiron zunehmend zu einem stillen Außenseiter, der sich auch in der Schule nicht besonders gut durchsetzen kann. Dort schließlich geht es nicht viel besser zu: Seine Schulklasse besteht ausschließlich aus Schwarzen, von denen ihn so mancher auf dem Schulhof verprügelt und niedermacht. Unter Seinesgleichen zu sein, ist für Chiron absolut kein Vorteil. Doch ausgerechnet in dieser Zeit, muss sich der junge Mann entscheiden, welchen Weg er schon bald einschlagen möchte. Dazu gehören wichtige pubertäre Erfahrungen ebenso, wie die Hin- und Hergerissenheit zwischen Zuneigung und Ablehnung gegenüber der Drogenszene. Die Freundschaft zum Dealer seiner Mutter verbessert die Lage unterdessen nicht gerade…

    Kritik:
    Normalerweise handeln Filme über Farbige in den amerikanischen Ghettos und der dortigen Drogenszene eher von klischeehaften und eher härteren Gesellen, die reichlich Probleme mit sich bringen. „Moonlight“ allerdings wählt einen anderen Weg und möchte seine Geschichte als echtes Coming-of-Age-Drama erzählen, bei der ein eigentlich netter junger Mann im Drogenviertel aufwächst und dabei potentiell psychische Probleme davon trägt.

    Entfernung von Klischees
    Den meisten Zuschauern wird dabei schnell auffallen, dass „Moonlight“ in vielerlei Hinsicht völlig anders sein möchte, als die meisten Filme seiner Art. Das fängt schon damit an, dass der Streifen vollständig mit farbigen Darstellern besetzt wurde und man somit auf klassische Gut-und-Böse-Klisches zwischen Schwarzen und Weißen gänzlich verzichtet. Gleichzeitig fällt im selben Atemzug aber auch erfrischenderweise auf, dass die Hautfarbe hier ganz schnell absolut egal ist. Denn die Geschichte, die „Moonlight“ uns erzählt, könnte genauso gut auch von einem weißen Jungen in einem weißen Umfeld handeln. Vom Aufwachsen in einem schwierigen Elternhaus mit drogenabhängiger Mutter, Mobbing in der Schule und starker Schüchternheit sind schließlich nicht nur farbige Kinder betroffen. Damit geht der Streifen aber auf den ersten Blick auch einen gelungenen Schritt, auch wenn das komplette Fehlen von weißen Darstellern zunächst ungewohnt erscheint, denn der Verzicht auf aus anderen Filmen bekannte „Rassenklischees“ (etwa: schwarzer Drogendealer, weißer Cop) verhilft dem Publikum schnell dazu, sich auf die eigentliche Geschichte konzentrieren zu können, statt auf die Tatsache, dass es sich um das Schicksal eines Schwarzen handelt.

    Beeindruckender Jungdarsteller
    Und diese Geschichte hat es tatsächlich in sich. So sehr, dass wir von den Leistungen des jungen Alex R. Hibbert, der Chiron im ersten der drei Kapitel als Schulkind zeigt, wahrlich beeindruckt sind. Seine eingeschüchterte und schämende Mimik, wenn der Junge einfach nicht mit seinen Mitmenschen sprechen möchte, geradezu apathisch wirkt und wie ein Autist dem Gegenüber nicht problemlos in die Augen sehen kann, ist für einen Darsteller dieses Alters überwältigend. Man ist beinahe überrascht darüber, dass „Moonlight“ für drei andere Punkte seine Oscars bekommen hat und nicht Hibbert diesen für die Rolle als bester Hauptdarsteller – verdient hätte er ihn. Dasselbe gilt beinahe auch für Ashton Sanders, der Chiron dann im zweiten Abschnitt als Jugendlicher darstellt und die Emotionen so richtig hochfahren kann. Die ersten Erfahrungen als homosexueller Junge stellt er ebenso meisterhaft dar, wie seinen Wutausbruch während eines Beinahe-Amoklaufs an der Schule, nachdem ihn das Mobbing ans Ende seiner Kräfte gezerrt hat. Hinsichtlich der Hauptdarsteller scheint „Moonlight“ also wahrlich nichts falsch zu machen.

    Zu schnell erwachsen
    Etwas länger brauchte hingegen der dritte Abschnitt des Films, um tatsächlich bei uns zünden zu können. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die körperliche und charakterliche Veränderung im Erwachsenenalter dann ein wenig zu abrupt und zu extrem erscheint, um die Rolle von Trevante Rhodes gleich im ersten Moment abkaufen zu können. Noch dazu die – vermutlich beabsichtigte – optische Ähnlichkeit zu Mahershala Ali, der hier den Oscar für den besten Nebendarsteller erhalten hat. Die durchaus gelungene Ähnlichkeit verhindert letztendlich dann aber nicht, dass wir uns mit der Glaubwürdigkeit von „Moonlight“ zunächst schwer tun, wenn der Hauptdarsteller vom freundlichen, schüchternen Jungen plötzlich zum harten Draufgänger mutieren soll. Obwohl man auch Rhodes letztendlich lassen muss: Die Mimik hat er hervorragend drauf, was letztendlich auch dazu führt, dass wir zumindest Verhaltensähnlichkeiten feststellen können und wir bei der Körpersprache den jüngeren Chiron wiederzuerkennen glauben. Ganz falsch kann die Wahl des Darstellers also auch hier nicht gewesen sein.

    Der zweifelhafte Oscar
    Trotzdem hinterlässt „Moonlight“ am Ende dann aber einen Beigeschmack, der dazu führt, dass wir hier – trotz der drei vergebenen Oscars – keine Bestwertung abgeben wollen. Verwundert stellen wir nämlich fest, dass ausgerechnet der „beste Nebendarsteller“ Mahershala Ali, den wir bereits in „Luke Cage“ kennen und lieben gelernt haben, in so mancher Szene nicht ganz überzeugen kann. Nicht etwa deshalb, weil er kein hervorragender Schauspieler wäre, sondern weil das Drehbuch – welches paradoxerweise ebenfalls mit einem Oscar ausgezeichnet wurde – an dieser Stelle seine Schwächen zeigt. Da wirkt schließlich der Drogendealer doch einen Tick zu freundlich, um die Rolle tatsächlich ernst zu nehmen und auch seine Familie macht einen etwas zu perfekten Eindruck, für eine solch zweifelhafte Laufbahn. Und dann noch das ein wenig zu flott aufgebaute Vertrauen zwischen Chiron und Juan, die wir Mahershala Ali – dem Oscar zum Trotz – irgendwie nicht abkaufen wollen. Denn wenn das Vertrauen eines extrem ängstlichen Jungen gleich in der zweiten Szene aufgebaut werden kann, ist das doch ein wenig zu holprig, um nicht von Schwächen des Drehbuchs sprechen zu können.

    Fazit:
    „Moonlight“ ist ein herausragendes Coming-of-Age-Drama in der afroamerikanischen Unterschicht, das erfrischend innovative Wege geht und uns paradoxerweise ausgerechnet in jenen Aspekten überzeugen kann, für die der Streifen nicht ausgezeichnet wurde.

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