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    Midsommar

    Midsommar


    Land/Jahr:
    USA 2019
    Genre:
    Horror
    Regie:
    Ari Aster
    Darsteller:
    Florence Pugh
    Jack Reynor
    Will Poulter
    William Jackson Harper
    Vilhelm Blomgren
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    147 Minuten
    Kaufstart:
    Bluray / DVD:
    7. Februar 2020

    Amazon Prime:
    26. März 2020
    Label:
    Weltkino

    Obwohl ihre Beziehung kriselt, beschließt die junge Dani gemeinsam mit ihrem Freund Christian und ihrer gemeinsamen Clique nach Schweden zu reisen, wo sie von einem Freund eingeladen wurden, einem traditionellen Mittsommerfestival in einer kleinen Gemeinde beizuwohnen. Schon kurz nach der Ankunft entpuppt sich das ungewöhnliche Event als kleiner Kulturschock, da die Großstädter eine solch geteilte Harmonie bisher nicht gewohnt waren. Doch während sich die Freunde gemeinsamen Mahlzeiten und spaßigen Tanznachmittagen in hellen Kleidern hingeben, wird das Verhalten der Bewohner, die sich auf ein besonderes Ritual vorbereiten, das nur alle 90 Jahre durchgeführt wird, immer merkwürdiger. Schon bald bereuen es die Freunde, diese Einladung jemals angenommen zu haben…

    Kritik:
    Ein Meisterwerk sagen die einen. Ein überaus seltsamer Film, finden die anderen. Klar ist: Der neueste Horrorfilm von Ari Aster, der bereits mit „Hereditary“ gewisse Erfahrungen in diesem Genre sammeln konnte, scheidet die Geister – und ist vor allem nicht gerade ein Streifen, der sich an den Mainstream richtet. Zu gewöhnungsbedürftig und experimentell die Bilder, um den Massengeschmack zu treffen. Doch wer sich darauf einlässt, könnte „Midsommar“ lange im Gedächtnis behalten.

    Ein visueller Drogentrip
    Auf den ersten Blick scheint „Midsommar“ zunächst mit üblichen Horrorfilmklischees zu spielen und täuscht mit einem unschuldig harmlosen Eindruck. Wir begleiten eine Gruppe junger Menschen auf der Reise nach Schweden, wo sie sich den Feierlichkeiten einer Gemeinde, oder besser gesagt Sekte anschließen, die sich auf die Besonderheit der Mitsommernacht freuen. Natürlich mit den üblichen Elementen, die wir aus solchen Filmen gewohnt sind: Der typische Drogenrausch mit halluzinogenen Pilzen darf natürlich nicht fehlen, wenn die Gruppe Jugendlicher sich den harmonischen „Wald-Hippies“ anschließt, die das Fest zu etwas ganz Besonderem machen wollen. Man kann zu diesem Zeitpunkt allerdings noch kaum erahnen, dass die späteren Szenen des Films so ziemlich gar nichts für schwache Nerven sind. „Midsommar“ baut seine verstörenden Szenen erst sehr langsam auf und lässt sich damit Zeit.

    Das Spiel der Erwartungen
    Zeit, die „Midsommar“ vor allem damit nutzt, einen Kontrast aufzubauen, der beim Publikum eine unangenehme Wirkung hinterlässt. Es ergibt sich eine Mischung aus extremer Harmonie und entsetzlicher Gewalt im stetigen Wechsel, die dafür sorgt, dass der Horrorfilm seine Wirkung überhaupt erst entfalten kann. Und dabei zeigt sich, warum Ari Asters Werk eigentlich so ein Geniestreich ist: Der Regisseur spielt nämlich mit den Erwartungen seiner Zuschauer. Es gibt viele Momente, in denen „Midsommar“ absolut vorhersehbar ist und Aster gelingt es, jene Szenen überhaupt deshalb erst so verstörend werden zu lassen. Diese vielen Augenblicke, in denen der Zuschauer sich entsetzt vor den Mund fasst, weil er einfach nicht glauben kann, dass die Protagonisten diese Aktion nun tatsächlich getan haben. Und zugleich führt Aster den Zuschauer peinlich berührt vor, wenn er merkt, dass er selbst auf die gleiche Weise reagiert, wie die Jugendlichen, die hier als Besucher und Beobachter agieren. Wir bekommen damit geniale Identifikationsfiguren an die Hand, die das Geschehene unglaublich greifbar machen.

    Verstörende Kontraste
    Und dennoch bleibt der verstörende Effekt, wenn die zu sehende Gemeinde kurz nach dem Schockmoment in wundervoller Harmonie wieder zur Normalität übergeht. Auf einen Gewaltexszess folgt sogleich wieder die liebevolle Gemeinschaft aus Teilen, Tanzen und hellen hübschen Bildern zwischen weißen Kleidern und hübschen Frühlingsblumen. Ganz so, als wäre überhaupt nichts passiert, lässt „Midsommar“ das Publikum damit zurück, dass er die verstörenden Ereignisse verarbeiten muss – und verteidigt sie geradezu. Einen solchen inszenierten Kontrast kann man optisch vermutlich gar nicht noch mehr intensivieren, als dies bei „Midsommar“ regelmäßig der Fall ist. Insbesondere in der zweiten Hälfte verstärkt der Horrorfilm diesen Effekt immer mehr, da er zunehmend entsetzlichere und verstörendere Momente aneinanderreiht, für die dem Zuschauer immer wieder das kulturelle Verständnis fehlen und wodurch Ari Aster einen Mix aus Wohlfühlatmosphäre und Misstrauensstimmung aufbaut, welcher als zusätzlicher weiterer Kontrast dient. In dieser Kombination ist „Midsommar“ ein Film, der schwer zu verarbeiten ist.

    Ein Film wie im surrealen Rausch
    Diese Kontraste setzt der Streifen dann natürlich auch in der Bildsprache fort, die ebenfalls durchaus einen verstörenden Effekt haben können. Gerade, weil bei der stellenweise psychedelischen Kameraführung wirklich jeder Handgriff sitzt. Ari Aster nutzt in „Midsommar“ vor allem die Darstellung der Symmetrie, die zunehmend in einer Art Rauschzustand für das Publikum mündet. Wenn auch die Bewegungen der Protagonisten scheinbar im symmetrischen rechten Winkel zu Landschaft und Gebäuden stehen, fällt es dem Zuschauer immer schwerer zu erfassen, was er hier eigentlich zu sehen bekommt. Die Kombination mit der Darstellung eines Drogenrausches, der immer wieder vor allem wichtige Schlüsselobjekte in Unschärfe setzt, sorgt für eine surreale Ungreifbarkeit, die den Horrorfan am Ende der über zwei Stunden psychologischem Exzess sprachlos zurücklässt. Ein Meisterwerk in vielerlei Hinsicht.

    Fazit:
    Kein Werk für den Mainstream, aber in seiner Bildsprache beeindruckend: Ari Aster gelingt es mit seinem neuesten Horrorfilm einen surrealen Rauschzustand zu erzeugen, der mit den Erwartungen des Publikums spielt und erst dadurch seine verstörende Wirkung entfaltet. Mit einem unglaublich intensiven Kontrast aus Harmonie und Gewalt erzeugt „Midsommar“ eine nur schwer zu ertragende Symmetrie, die das Publikum im Anschluss erst einmal verdauen muss. Ein Geniestreich.

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