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    I, Anna

    I, Anna


    Land/Jahr:
    GB / D 2012
    Genre:
    Psychothriller
    Regie:
    Barnaby Southcombe
    Darsteller:
    Charlotte Rampling
    Gabriel Byrne
    Eddie Marsan
    Jodhi May
    Hayley Atwell
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    93 Minuten
    Kaufstart:
    19. November 2013
    Label:
    NFP*

    Frisch getrennt, kann sich die bereits etwas ältere Anna nicht so wirklich mit dem Alleinsein anfreunden. Ein neuer Mann soll her und der Besuch bei einer Singleparty scheint ihr da gerade recht zu kommen. Zum ersten Mal auf einer solchen Veranstaltung ist sie noch ziemlich unsicher, scheut den Kontakt und lässt sich von einem völlig fremden Mann bereits am ersten Abend in dessen Wohnung einladen. Alles beginnt recht schön und romantisch, sodass es schnell zur Sache kommt. Bereits am nächsten Morgen ist jedoch alles anders: Anna wacht gänzlich ohne Erinnerungen auf – mit der Leiche des Mannes neben ihr auf dem Boden. In Panik und ohne Wissen darüber, ob sie vielleicht selbst die Mörderin ist, flüchtet sie sich in eine Fantasiewelt und scheut weiterhin größtenteils den Kontakt zu anderen Menschen. Die Polizei hat unterdessen gleich mehrere Tatverdächtige, darunter Anna, der Mitbewohner des Opfers und eine dritte Person. Eigentlich hat jeder ein Motiv und könnte gleichermaßen der Täter sein, doch die Indizien sind unklar…

    Kritik:
    Die meisten Krimis im deutschen Fernsehen laufen nach dem immer gleichen und vorhersehbaren Muster ab. Anspruchsvolle Zuschauer haben sich daher längst vom „Tatort“ & Co verabschiedet und sind auf der Suche nach qualitativ hochwertigen Streifen mit spannenden Themen zum Mitdenken. Mit dem britischen Psychothriller „I, Anna“ könnten wir nun tatsächlich fündig werden.

    Der Mord
    Wie die meisten Filme um Kriminalfälle handelt auch „I, Anna“ von einem Mordfall. Der nämlich steht im Mittelpunkt des Geschehens und die Verdächtigen befinden sich drum herum. Kurz gesagt: Es gibt drei mögliche Verdächtige, allesamt mysteriös und unnahbar und die Beweise sind keineswegs eindeutig. Anna selbst, die Hauptfigur des Films und etwas ältere reife Frau, ist zugleich die mysteriöseste und unerreichbarste. Sie hat keine Erinnerungen, wird zur Hauptverdächtigen und verfügt auch über kein offensichtliches Motiv. Der Mitbewohner, der einem Dealer viel Geld schuldet, hat ein offensichtlicheres Motiv – und doch anscheinend ein Alibi. Und die dritte Person war in der Nähe, hat ebenso ein Motiv, kann aber doch nicht direkt mit der Tat in Verbindung gebracht werden. Unklar ist dabei, bei welchem der Figuren es sich tatsächlich um den Täter handelt und erzählerisch bietet „I, Anna“ etliche Ansatzpunkte um wirklich mitdenken zu können. Betrachtet man den Streifen als reinen Krimi und nicht nur als Psychothriller, so dürfte dies der beste Genrevertreter sein, den wir in den letzten Jahren gesehen haben.

    Drei Charaktere
    Regisseur Barnaby Southcombe macht nämlich alles richtig. Bei den Charakterzeichnungen hätte man kaum bessere Arbeit leisten können, denn alle sind die vielseitig und undurchschaubar. Besonders Charlotte Rampling kann in ihrer Rolle bestens überzeugen, spielt sie doch die mysteriöse Frau, die irgendwie am falschen Ort war und doch selbst nichts von einer möglichen Tat weiß. Sie wirkt verloren, überfordert und in ihrem eigenen Kopf versunken. Überall um sie herum herrscht hektischer Alltag, Menschen reden und diskutieren – doch Anna gehört einfach nirgendwo dazu. Sie lässt sich berieseln und ist doch passiv, nicht richtig anwesend und irgendwie auch nicht normal. Sie trägt den Film und macht ihn gleichzeitig so spannend, weil unklar und unvorhersehbar. Der junge Mitbewohner hingegen ist viel impulsiver und aggressiver. Mit einem Motiv und tiefer Verzweiflung ist er kurz vor dem Durchdrehen, gerät immer mehr ins Visier der Ermittler und geht weniger subtil vor, als Rampling. Doch er lenkt uns von den eigentlichen Fakten ab, zwingt den Zuschauer dazu, nachzudenken. Mitdenken muss man ohnehin, sonst ist man bei diesem Film falsch – zumal noch eine dritte Person eine mögliche große Rolle spielt, aber kaum erwähnt wird. Ein Schatten im Dunkeln, irgendwie anwesend und doch nicht da. Spannend!

    Die Imagination
    Erzählerisch läuft „I, Anna“ schon bald zu Hochleistungen auf. Immer wieder wechselt der Film die Charaktere und lässt sie gerade deshalb so im Dunkeln erscheinen. Mal ist der Ermittler an der Reihe, mal Anna und mal der Mitbewohner. Immer abwechselnd, immer mit offensichtlichen Motiven und doch undurchschaubar. Southcombe schafft es sogar, mit stilistischen Mitteln einen hochspannenden Krimi und Psychothriller zugleich zu schaffen, denn er verbindet psychisch verwirrte Figuren mit einer klassischen Krimigeschichte, um sie so komplexer und interessanter zu machen. Kaum für möglich hätte man wohl die Erzählweise gehalten, die sich stark von den üblichen TV-Krimis abgrenzt und mit Innovationen überzeugt. Man merkt, Southcombe hat den Film von Beginn bis zum Schluss bestens durchdacht. Und wir fühlen uns schon bald ähnlich wie Anna, mit der Geräuschkulisse um uns herum und doch in Gedanken versunken. Eindeutige Empfehlung!

    Fazit:
    Der britische Psychothriller entpuppt sich als bester Krimi des Jahres und lädt den Zuschauer mit undurchsichtigen Charakteren und fragwürdigen Motiven zum Mitdenken ein. Must-See für jeden Krimi-Fan.