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    Feinde – Hostiles

    Feinde – Hostiles


    Land/Jahr:
    USA 2017
    Genre:
    Western
    Regie:
    Scott Cooper
    Darsteller:
    Christian Bale
    Rosamund Pike
    Wes Studi
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    134 Minuten
    Kaufstart:
    12. Oktober 2018
    Label:
    Universum Film

    New Mexico im Jahre 1892: Der erfahrene Captain Joseph J. Blocker hat schon zahlreiche schreckliche Erlebnisse mit den Indianern hinter sich gebracht und ist durch das viele Töten inzwischen komplett abgestumpft. Kein Wunder also, dass er von seinem neuesten Auftrag alles andere als begeistert ist: Blocker soll den Cheyenne-Häuptling Yellow Hawk zurück in seine Heimat bringen, um ihm damit seinen letzten Wunsch zu erfüllen, bevor er qualvoll den Krebstod erleidet. Dumm nur, dass Blocker schon seit vielen Jahren noch eine persönliche Rechnung mit dem Häuptling offen hat. Doch ausgerechnet in einer solchen Situation, stoßen sie auf brutale Komantschen, die alles plündern und morden, was ihnen über den Weg läuft – Frauen und Kinder inklusive. Für Blocker und Yellow Hawk bedeutet das: Sie müssen ihre Feindseligkeiten beiseite legen und gemeinsam in den Kampf ziehen, wenn sie überleben wollen. Allerdings macht es die geflohene Witwe Rosalee, die ebenfalls Opfer der Komantschen wurde, nicht gerade einfacher…

    Kritik
    Eigentlich ist das Westerngenre in der heutigen Zeit eine viel zu große Seltenheit geworden. Dabei hat die aktuelle Technik durchaus Vorteile, wenn es darum geht, eine besonders raue Wildnis mit brutalen Typen und schnellen Schießduellen darzustellen. Für manche Filmemacher offenbar ausschlaggebend genug, sich doch einmal an ein solches Genre zu wagen.

    Der raue Wilde Westen
    Und wenn es bereits in der ersten Szene zu gleich vier Todesfällen und einer Skalpierung kommt, dann weiß man, dass Regisseur Scott Cooper hier alles andere als zimperlich zur Sache kommt. Der Einstieg in „Feinde – Hostiles“ ist schnell und brutal. Noch vor einigen Jahrzehnten wäre ein solcher Western für diese Brutalität womöglich auf dem Index gelandet. Der eingefleischte Westernfan aber erwartet genau das: Richtige Arschlöcher, denen keine Gräueltat zu grausam ist und die auch vor Frauen und Kindern nicht zurückschrecken. So hat immerhin schon Clint Eastwood vor vielen Jahren seine herausragenden Westernklassiker gedreht und genau so möchte auch „Feinde – Hostiles“ an die Genrereferenzen anknüpfen. Das passende Setting liefert er gleich mit: Die dichten Wälder von New Mexiko mit ihren beeindruckenden Bergen und hübschen Flüssen sorgen schließlich für das richtige Terrain, um mit der klassischen Westernstory eine Gruppe von Reitern durch die Wildnis zu schicken. Hinsichtlich der Handlung orientiert man sich also auch recht großzügig an den Klassikern.

    Moderner Klassiker
    Trotzdem aber macht „Feinde – Hostiles“ ein paar Dinge anders. Insgesamt hat man den Streifen schließlich etwas stärker an den heutigen Zeitgeist angepasst, was sich natürlich auch in der Darstellung der Hauptcharaktere widerspiegelt. Ein bisschen patriotischer geht es schließlich zu, wenn der Captain und seine Truppe selbst im damaligen Wilder Westen-Setting den Soldaten mimt und die Männer respektvoll vor ihm salutieren. Kein Wunder, dass sich das natürlich auch auf das Frauenbild dieses Films ebenso auswirkt, wie auf den Helferkomplex, den die Hauptfigur natürlich – wie es in heutigen Filmen meist üblich ist – haben muss. Statt einen sexistischen und rassistischen Captain als vermeintlichen Antihelden in den Mittelpunkt der Story zu platzieren, wie es Clint Eastwood einst in „Ein Fremder ohne Namen“ und vergleichbaren Filmen tat, gibt es hier den waschechten Helden, Retter und mitfühlenden Anführer. So jedenfalls glaubt Scott Cooper anscheinend, das Genre an die heutigen Sehgewohnheiten anpassen zu müssen.

    Western wird zum Antikriegsfilm
    Erstaunlicherweise allerdings ist das gar nicht so schlimm, weil „Feinde – Hostiles“ dafür an anderer Stelle punktet und dadurch überraschend innovativ erscheint. Immerhin möchte man die Westernklassiker ja nicht einfach kopieren, sondern eine ganz eigene Interpretation des Wilden Westens inszenieren. So kommt es, dass sich Scott Cooper anstelle von Arschlochcharakteren lieber auf psychologischen Tiefgang konzentriert. Die Beschäftigung mit den eigenen Erlebnissen spielt dabei eine ebenso große Rolle, wie die Selbstreflektion im Umgang mit den Ureinwohnern. Als gebrochene Persönlichkeit kann Christian Bale schließlich hervorragende Leistungen abliefern und muss sich mit den Kriegstraumata auseinandersetzen, die das vermutlich hundertfache Morden bei ihm hinterlassen hat. Einen solch starken Fokus auf Psychologie kennt man aus Western jedenfalls kaum. Dass ein Western zugleich auch noch zu einem Antikriegsfilm tendiert, ist gleich doppelt ungewöhnlich.

    Vom Krieg gezeichnet
    Dabei kann Christian Bale den typischen Westernhelden auch sonst mit Bravour. Eher schweigsam und wortkarg, beteiligt er sich meistens nur so viel an Dialogen wie unbedingt nötig. Dabei hält er sich zwar nicht so extrem zurück, wie es in den 70er oder 80er Jahren noch üblich war, kann aber die Figur des harten Mannes perfekt rüber bringen. Da leistet immerhin auch die deutsche Synchronisation eine hervorragende Arbeit, wenn seine raue, stets ernsthafte Stimme wie auf die Hauptfigur zugeschnitten erscheint. Schade ist dann nur, dass man auf interne Konflikte zwischen den Reitern ein wenig verzichtet und daher keine solche Dramatik aufbauen kann, wie einst etwa „Chatos Land“. Doch auch hier bleibt den Machern ihre eigene, eben etwas andere Perspektive durchaus gegönnt. Fans des Genres werden an „Feinde – Hostiles“ also vermutlich ebenso viel Spaß haben, wie komplette Neueinsteiger auf Grund der gelungenen Anpassung an heutige Sehgewohnheiten. Ein absolut empfehlenswertes Werk.

    Fazit:
    Moderner Klassiker: „Feinde – Hostiles“ passt das Genre perfekt an die heutigen Sehgewohnheiten an, überrascht mit einem starken Fokus auf die Psychologie der Charaktere und überzeugt gleichzeitig mit seinem trotzdem typisch rauen Westernstil.

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