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    Die Fremde

    Die Fremde


    Land/Jahr:
    D 2009
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Feo Aladag
    Darsteller:
    Sibel Kekilli
    Nizam Schiller
    Derya Alabora
    Settar Tanriogen
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    114 Minuten
    Kaufstart:
    27. August 2010
    Label:
    Majestic


    Die junge Umay hatte bisher kein besonders gutes Leben. Mit gerade einmal 25 Jahren lebt sie zusammen mit ihrem Ehemann Kemal und ihrem kleinen Sohn Cem in Istanbul. Ihr Haus ist dabei alles andere als luxuriös und für deutsche Verhältnisse beinahe unbewohnbar. Doch ihr schlimmstes Problem liegt bei der Gewalttätigkeit ihres Mannes, der sowohl sie, als auch ihren Sohn bereits des öfteren geschlagen und misshandelt hat. Eines Tages hat Umay jedoch die Schnauze voll und beschließt, ihren Mann zu verlassen. Auf die Unterstützung ihrer Familie hoffend, flieht sie prompt in ihre Heimat Berlin, wo sowohl Eltern, als auch Geschwister bereits auf sie warten. Doch statt Unterstützung zu erhalten, wird sie prompt von ihrer Familie, dessen Ehre sie beschmutzt haben soll, verstoßen. Von nun an, ist sie mit ihrem Sohn völlig auf sich allein gestellt…

    Kritik:
    „Die Fremde“ erzählt uns von einem Problem, welches in Deutschland keineswegs eine Seltenheit ist. Während sich unsere Politiker nämlich immer noch über schlechte Integration Gedanken machen, haben oftmals die Frauen besonders schlechte Karten in der türkischen Gesellschaft. Viele von ihnen werden zwangsverheiratet und/oder erfahren Gewalt in ihrer Ehe. An Scheidung ist dort kaum zu denken, andernfalls werden sie zu Ausgestoßenen und leben ständig in der Gefahr, von der eigenen Familie ermordet zu werden. Doch die Hauptfigur in „Die Fremde“ wagt einen Schritt, den nur wenige türkische Frauen wagen: Sie verlässt ihren Mann und will fortan allein mit ihrem Sohn leben. Doch auf Unterstützung hofft sie meist vergebens. „Die Fremde“ inszeniert diese Story dabei äußerst realitätsnah und glaubwürdig. Der Film zeigt die Hilflosigkeit der türkischen Frauen in einer solchen Situation und verschönert diese keineswegs durch angebliche Hilfsangebote seitens Behörden. Wie viele Frauen in der Realität, ist auch Umay völlig auf sich allein gestellt, während ihre Familie ihr das Kind wegnehmen und zurück nach Istanbul bringen will. Von Jugendämtern und Sozialarbeitern kommt dabei keine Hilfe. Die schwierige Rolle spielt Hauptdarstellerin Sibel Kekilli dabei so authentisch, wie es nur möglich ist, sodass sie während der gesamten Laufzeit des Films überzeugt. Der Zuschauer hat problemlos die Möglichkeit, sich mit dieser Person zu identifizieren und kann meist mühelos mitfühlen. Traurige Momente, die den Zuschauer beinahe zu Tränen rühren könnten, gibt es dabei nicht selten und auch sonst kommt stets eine ausgesprochen hohe Dramatik auf. Somit hat „Die Fremde“ völlig zurecht einige Auszeichnungen bekommen, wie den Deutschen Filmpreis für die beste Hauptdarstellerin. Von diversen anderen europäischen Auszeichnungen, die „Die Fremde“ völlig zurecht erhalten hat, ganz zu schweigen. Doch kein Wunder, prangert der Film schließlich die größten gesellschaftlichen Probleme an, die Deutschland so zu bieten hat. Den Problemen zweier Kulturen, die bereits seit Jahrzehnten völlig aneinander vorbeileben und regelrechte Parallelwelten erzeugen. In Umays türkisch-muslimischer Welt scheinen deutsche Gesetze jedenfalls völlig irrelevant zu sein. Es zählt nur die Ehre – koste es, was es wolle. Inmitten von Deutschland gibt es also Väter, die ihre Töchter regelrecht verkaufen, Kinder, die in die Türkei verschleppt werden sollen und junge Mütter, die bis aufs Äußerste gejagt werden. Mütter, wie Hatun Sürücü, die vor einigen Jahren denselben Schritt wagte und dafür auf offener Straße erschossen wurde. „Die Fremde“ soll ein ähnliches Ende nehmen und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund, um sich schonungslos, wie einfühlsam zu präsentieren. Ein Film, der also die knallharte Realität zeigen will.

    Fazit:
    Ausgesprochen realitätsnahes Drama um eine junge türkische Mutter, die ausgestoßen von ihrer Familie und geflohen vor ihrem gewalttätigen Ehemann versucht, ein neues eigenes Leben zu beginnen – emotional, dramatisch und voller schauspielerischer Energie.