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    Das Wochenende

    Das Wochenende


    Land/Jahr:
    D 2012
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Nina Grosse
    Darsteller:
    Katja Riemann
    Sebastian Koch
    Tobias Moretti
    Barbara Auer
    Sylvester Groth
    Robert Gwisdek
    Elisa Schlott
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    98 Minuten
    Kaufstart:
    8. November 2013
    Label:
    Universum Film


    Bereits achtzehn Jahre haben sich Inga Lonsky und Jens Kessler nicht mehr gesehen. Beide waren sie Mitglieder der RAF und an zahlreichen Terroranschlägen beteiligt. Gemeinsam wollten sie dem Kapitalismus den Kampf ansagen und möglichst erfolgreich in die Revolution gehen. Dennoch blieb der Erfolg aus, Jens Kessler verbrachte viele Jahre seines Lebens hinter Gittern. Kurz nach seiner Entlassung steht das große Wiedersehen an: Inga zögert nicht lange, ihren alten Freund bei sich aufzunehmen und auch die restlichen ehemaligen Freunde freuen sich über seine Entlassung. Doch Jens war als einziger von ihnen im Gefängnis – weil irgendjemand ihn verpfiffen hat. Die große Freude bleibt also getrübt durch Mutmaßungen und Unterstellungen, durch die wichtige Frage, wer Jens tatsächlich verraten hat. Dass er außerdem einen bisher unbekannten Sohn hat und einst mit der neu verheirateten Inga ein Verhältnis hatte, macht die Situation nicht gerade einfacher. Das schöne Wochenende im Landhaus steht kurz davor zu eskalieren…

    Kritik:
    Stellen wir uns einmal vor, ehemalige Mitglieder der RAF würden nach der Entlassung einer ihrer Freunde einfach einmal ein gemeinsames Wochenende in einem Landhaus verbringen. Die Meinungen haben sich teilweise radikal geändert, die Lebensarten auch und doch müssen sie irgendwie miteinander zurecht kommen. „Das Wochenende“ erfindet tatsächlich eine solche – auf den ersten Blick unglaubwürdige Konstellation – und hat es mit historischen Fakten nicht unbedingt so.

    Fiktion mit RAF
    Basierend auf dem Roman von Bernhard Schlink ist „Das Wochenende“ definitiv kein faktenorientierter Streifen über deutsche Terrorismusgeschichte, wie einst der „Baader Meinhof Komplex“. Hier geht Regisseurin Nina Große mit fiktionalen Figuren an den Start, denn um wen es sich bei Jens Kessler und Inga Lonsky handeln soll, erschließt sich uns nach Recherchen nicht – wirkliche Mitglieder der RAF waren die schließlich nicht. Noch unwahrscheinlicher da, dass einer von ihnen aus dem Gefängnis entlassen wird und ausgerechnet ein gemeinsames Wochenende im Landhaus verbringen darf. Die Story klingt hinsichtlich dessen schon arg konstruiert, denn warum Jens ausgerechnet dort einen Unterschlupf finden soll, scheint stark an der Nase herbei gezogen zu sein. Trotzdem hat diese Mischung der Charaktere ihren Reiz, denn verschiedene Meinungen treffen radikal aufeinander.

    Alle unter einem Dach
    Nach etwa 18 Jahren haben sich Ansichten schließlich geändert. Man reflektiert seine eigenen Taten und Sichtweisen auf völlig neue Weise, geht gar selbstkritisch mit sich selbst ins Gericht. Nicht jedoch alle, denn Jens, gespielt von Sebastian Koch, ist der noch irgendwie irritierte und unorientierte ehemalige Gefängnisinsasse, der an seinen alten Idealen tief im Herzen doch festgehalten hat. Doch er muss sich regelmäßig der Kritik seiner Mitmenschen aussetzen, denn Kampf gegen die Ausbeutung von Menschen kann doch keine Rechtfertigung dafür sein, selbst andere Menschen zu ermorden. Oder etwa doch? Mit diesen Fragen beschäftigt sich „Das Wochenende“ recht oberflächlich, aber doch insgeheim spannend. Die zwischenmenschliche Situation zwischen den alten Freunden und zum Sohn lässt den Film erst richtig aufleben und sorgt für die eigentliche Spannung.

    Idealist auf Abwegen
    Sebastian Koch spielt seine Rolle dabei überaus hervorragend. Als ruhiger und unerreichbarer Charakter, der doch eine gewisse Aggressivität innehält, wirkt er auf den Zuschauer unberechenbar – und ist es letztendlich auch. Seine Verhaltensweisen und Reaktionen sind nur schwer vorhersehbar, machen den Film aber letztendlich aus, denn „Das Wochenende“ baut auf Konflikte zwischen den Charakteren auf. Daneben auch Katja Riemann als irgendwie unentschlossene Frau und Robert Gwisdek als unbekannter Sohn, die schauspielerisch auf gleichem Niveau agieren. Die geschickten Dialoge, mit denen Gwisdek seinen Filmvater um den Finger zu wickeln versucht, haben Biss und sind unterhaltsam. Trotzdem sind alle restlichen Charaktere größtenteils austauschbar, spielen insgesamt eher eine nebensächliche Rolle. Das ist schade, denn erzählerisch macht der Film keine großen Sprünge. Hier fehlt Action und politisch motivierte Handlung. Die Charakterzeichnungen sind größtenteils hervorragend und machen den Film aus, sorgen sogar für ungewöhnliche Qualitäten. Leider sind diese aber auch das alleinige Qualitätsmerkmal des Films. Insofern handelt es sich um einen kurzweilig unterhaltsamen Film, der aber an vielen Stellen noch ausbaufähig gewesen wäre.

    Fazit:
    Das interessante und dramatische fiktionale RAF-Drama baut auf vielfältige Charakterzeichnungen und emotionale Konflikte zwischen den Figuren auf. Das gelingt dem Streifen hervorragend, erzählerisch bleibt „Das Wochenende“ aber zu unspektakulär.