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    Cuties (Mignonnes)

    Cuties (Mignonnes)


    Land/Jahr:
    F 2020
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Maïmouna Doucouré
    Darsteller:
    Fathia Youssouf Abdillahi
    Maïmouna Gueye
    Mbissine Therese Diop
    Médina El Aidi-Azouni
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    96 Minuten
    Kaufstart:
    Netflix:
    9. September 2020
    Label:
    Netflix

    Die elfjährige Amy wächst in einer streng konservativen muslimischen Familie auf. Während der Vater schon bald seine zweite Frau heiratet und damit die Mehrehe praktiziert, wird das junge Mädchen in ein Kopftuch gezwängt und von einer Gebetsstunde in die nächste geschleppt. Schon früh lernt sie, dass die Frau sich dem Mann unterzuordnen hat. Ihr persönliches Umfeld inmitten von Paris ist hingegen vom Gegenteil geprägt: An ihrer neuen Schule lernt sie freizügige Klassenkameradinnen kennen, die sich in bauchfreien Tops zu Popsongs räkeln und sich mit ihren Videos die Anerkennung in den sozialen Medien sichern. Für Amy strahlt das einen großen Reiz aus: Sie möchte sich vom Islam emanzipieren und unbedingt Teil dieser Gruppe werden. Doch dafür muss sie erst einmal ein paar eigene, laszive Tanzmoves lernen…

    Kritik:
    Um den französischen Film „Cuties“ gab es kurz nach seiner Veröffentlichung ziemlich großen Wirbel: Unter dem Hashtag #CancelNetflix warf man der Streaming-Plattform vor, Pädophilie zu fördern, da in dem Film sexuell anreizende Tanzszenen mit 11-jährigen Mädchen zu sehen seien. Doch was ist dran am Vorwurf der Pädophilie?

    Verstörende Abbildung der Realität
    Eines ist zumindest schon einmal klar: Betrachtet man das fragwürdige Marketingplakat, das Netflix ausschließlich in Deutschland verwendete und mittlerweile zurückgezogen hat, könnte man angesichts von 11-jährigen in aus dem Kontext gerissenen sexuell anziehenden Posen tatsächlich auf verstörende Gedanken kommen. Tatsächlich aber sehen wir in „Cuties“ nichts, was auf europäischen Schulhöfen nicht bereits Alltag wäre: Junge Mädchen in freizügigen Klamotten, die sich auf dem Schulhof Pornos anschauen, ihre Mitschüler heimlich auf der Toilette filmen, um sie anschließend im Netz bloßzustellen und in Online-Chats Nacktfotos verbreiten, sind leider die traurige Realität. „Cuties“ wagt es, diese Realität abzubilden und lotet dabei seine Grenzen aus – übertritt sie aber nicht, da er auf explizit pornographische Szenen gänzlich und bewusst verzichtet.

    Sexualisierung durch Influencer
    Stattdessen baut „Cuties“ die Thematik stets in einen überaus kritischen Kontext ein. Das Drama von Regisseurin Maimouna Doucoure prangert die Hypersexualisierung minderjähriger Schüler und den negativen Einfluss der sozialen Medien auf selbige an. Er macht deutlich, wieso Kinder und Jugendliche so dringend vor dem Einfluss von Influencern geschützt werden müssen und warum es noch dringender notwendig ist, dessen Nachahmung zu unterbinden. „Cuties“ ist dabei vollgestopft mit Gesellschaftskritik, denn er geht gar einen Schritt weiter: Durch die Hauptfigur, die in konservativ muslimischen Kreisen aufwächst, stellt er die streng religiöse Welt des Islams der freizügigen, sexualisierten Gesellschaft des Westens gegenüber – und schafft es, beide gleichzeitig zu kritisieren. Dem Zuschauer bleibt es dabei überlassen, die Vor- und Nachteile beider Gesellschaftsformen selbst zu beurteilen.

    Emanzipation gegen den Islam
    Innovativ ist „Cuties“ damit aber allemal: Noch nie zuvor gab es einen vergleichbaren Film, der die Sexualisierung Minderjähriger als Motiv für die Emanzipation gegen den Islam verwendete. Das ist mutig, manchmal verstörend und in einigen Szenen durchaus grenzwertig. Etwa denn, wenn wir den 11-jährigen Darstellerinnen beim Tanzen tatsächlich in den (angezogenen) Schritt schauen können, was letztendlich auch zum Stein des Anstoßes wurde. Und ohne Frage: Man kann sich darüber streiten, ob jede dieser „Twerking“-Szenen – also das sexuell eindeutige Tanzen mit wackelndem Hinterteil – mit so jungen Darstellerinnen tatsächlich notwendig gewesen wäre. Eines aber ist „Cuties“ auf gar keinen Fall: Förderung von Pädophilie. Dafür ist der Kontext einerseits zu kritisch und andererseits sind die dargestellten Szenen letztendlich doch nicht explizit genug. Wie kritisch wird spätestens dann deutlich, wenn die laszive Twerking-Tanzeinheit der herausragenden Fathia Youssouf plötzlich ein weinendes Mädchen zurücklässt, das hilflos und auf sich allein gestellt mit dem Zwiespalt der Kulturen völlig überfordert ist.

    Fazit:
    Ein mutiges Drama über die Hypersexualisierung minderjähriger Kinder, vollgestopft mit Gesellschafts- und Islamkritik, das uns die traurige Realität auf europäischen Schulhöfen schonungslos vor Augen hält.

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