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    Contra

    Contra


    Land/Jahr:
    D 2020
    Genre:
    Komödie
    Regie:
    Sönke Wortmann
    Darsteller:
    Christoph Maria Herbst
    Nilam Farooq
    Ernst Stötzner
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    104 Minuten
    Kaufstart:
    7. April 2022
    Label:
    Constantin Film

    Professor Richard Pohl macht sich bei seinen Studenten nicht besonders beliebt. Nachdem er die arabische Jura-Studentin Naima Hamid in einer Vorlesung beleidigt hat, droht ihm ein Disziplinarverfahren und damit der Verweis von seiner Universität. Seine rassistischen Äußerungen wurden nämlich mit einem Smartphone aufgezeichnet und sind anschließend im Internet gelandet. Um den Job seines geschätzten Kollegen noch zu retten, bietet ihm Universitätspräsident Alexander Lambrecht noch eine letzte Chance: Schon bald steht der bundesweite Debattier-Wettbewerb an, bei dem auch seine Studenten antreten werden. Und Professor Pohl soll ausgerechnet Naima so gut darauf vorbereiten, dass sie als Siegerin aus dem Wettbewerb hervor geht. Dumm nur, dass dieses ungleiche Paar sich überhaupt nicht leiden kann…

    Kritik:
    Seinen richtigen großen Durchbruch hatte Christoph Maria Herbst bereits im Jahre 2004: In der Rolle des Stromberg schien er geradezu perfekt, einen unangenehmen Vorgesetzten in einem Büro zu spielen, der mit beleidigenden Kommentaren seine Mitarbeiter fertig macht – und das Publikum zum Lachen bringt. Sein neuester Film „Contra“ scheint die Perfektionierung eben dieser Rolle.

    Ein intellektueller Stromberg
    Dieses Mal schlüpft Chrishoph Maria Herbst nämlich in die Rolle eines Professors an der Goethe-Universität in Frankfurt und macht sich auch dort als wortgewandtes Arschloch nicht gerade beliebt bei den Jura-Studenten. Als Professor Richard Pohl provoziert er, stichelt er, lockt seine Studenten immer wieder aus der Reserve und hat regelrechte Freude an der Überforderung seiner Studenten, auf die verbalen Ausfälle zu reagieren. Allerdings macht seine jüngste Rolle noch deutlich mehr Spaß als in der damaligen deutschen Adaption von „The Office“: Herbst mausert sich nämlich zu einem „Stromberg der Intellektuellen“. Die Worte sind deutlich gewählter, die verbalen Konflikte wesentlich eloquenter und die andauernden Dialog-Auseinandersetzungen sitzen auf den Punkt genau. Herbst perfektioniert die Figur des Antihelden, den man doch irgendwie liebgewinnt nicht nur, sondern baut ihn geradezu aus. Wenig verwunderlich, dass er für „Contra“ also die Optimalbesetzung ist.

    Der deutsche Diskussionswahn
    Anders als jedoch die britische Comedyserie „The Office“, auf der einst „Stromberg“ basierte, dürfte „Contra“ allerdings ein Film sein, der es im Ausland wesentlich schwieriger haben wird, als beim deutschen Publikum. Schwer vorstellbar ist es, dass die gehäuften deutschen Probleme, von denen der Film handelt, bei ausländischem Publikum überhaupt nachvollziehbar wären. „Contra“ nämlich zelebriert regelrecht den deutschen Diskussionswahn, wirklich jedes noch so banale und mitunter lächerliche Thema bis zum bitteren Ende ausdiskuttieren zu müssen. Da wird debattiert über Rassismus, über Schockbilder auf Milchverpackungen, über die Gefährlichkeit des Islams oder verbale Kunstgriffe. Die Komödie ist so dermaßen extrem auf deutsche Befindlichkeiten zugeschnitten, dass sich das deutsche Publikum durchaus gut unterhalten fühlt – würde man „Contra“ allerdings ins englische synchronisieren, stünde ausländisches Publikum vermutlich mit einem großen Fragezeichen vor dem Fernseher. Diesem verbalen Konflikt zwischen Christoph Maria Herbst und Nilam Farooq zu lauschen, macht dabei zwar Spaß. Ganz ohne Probleme bleibt die Handlung allerdings nicht.

    Der Hang zum politischen Statement
    So unterhaltsam und zugegeben innovativ die Idee von „Contra“ sein mag, so ist die Komödie über Rhetorik auch stellenweise das große Problem des Films: Allzu sehr darf man die Ausführungen des rassistischen Antihelden nämlich nicht zur Schau stellen, sonst wird es mitunter unangenehm. Damit aber erweckt „Contra“ hier und da den Eindruck, politische Statements der Autoren präsentieren zu wollen, oder gar Aktivismus zu betreiben. Etwa, wenn Nilam Farooq als Studentin Naima einen Vortrag darüber hält, warum der Islam keine gefährliche Religion sei – wir aber die Gegenposition des Debattenwettbewerbs an dieser Stelle nicht zu hören bekommen. So viel Mut hatte „Contra“ dann leider doch nicht, obwohl die Komödie doch zuvor noch erwähnte, die Pro- und Contra-Positionen der Wettbewerbsteilnehmer würden zufällig ausgelost. In solchen Momenten fehlt der Komödie einfach ein bisschen der Biss, weil Regisseur Sönke Wortmann sein Publikum ein wenig zu sehr an die Hand nehmen möchte oder diesem nicht die nötige Reflektion zutraut – schade.

    Culture-Clash nach bekanntem Muster
    Diese Scheu vor der Kontroverse ist allerdings genauso deutsch, wie die Rahmenhandlung, in welche „Contra“ seine Rhetorik-Komödie einbaut: Neben der innovativen Debattenauseinandersetzung liefert uns der Film nämlich – mal wieder – die übliche Culture-Clash-Komödie über Deutsche und Muslime, die aufeinander treffen und versuchen, mit gesellschaftlichen Vorurteilen aufzuräumen. Das trieft aber leider auch dieses Mal vor lauter Klischees, die jene Vorurteile beinahe eher befeuern: Die intelligente Studentin Naima, die sich in einem sozial schwachen Umfeld aufgewachsen, mit dem kriminellen Bruder herumschlagen muss und die Verantwortung für ihre alleinerziehende Mutter zu übernehmen hat – das könnte wohl klischeehafter kaum sein. Kommt dann noch die Love Story mit dem netten Klischeetürken vom Schlage Eko Fresh hinzu, neigt „Contra“ ein wenig zur Übertreibung mit seinen altbekannten Stereotypen. Das ist zwar alles irgendwie süß und funktioniert im Sinne des emotionalen deutschen Filmkitsches zwar ganz gut, verhindert aber leider die Entstehung wirklich interessanter Nebencharaktere. So richtig überraschen kann uns „Contra“ mit seinen Figuren nämlich nicht.

    Fazit:
    Christoph Maria Herbst perfektioniert seine bekannteste Rolle und liefert uns einen Stromberg als Intellektuellen. Das macht Spaß und wirkt als Komödie über Rhetorik sogar überraschend innovativ. Beim Drumherum aus typischer Culture-Clash-Komödie kann „Contra“ das Innovationsniveau jedoch nicht aufrecht erhalten.

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