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    Boxhagener Platz

    Boxhagener Platz


    Land/Jahr:
    D 2010
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Matti Geschonneck
    Darsteller:
    Gudrun Ritter
    Samuel Schneider
    Horst Krause
    Michael Gwisdek
    FSK:
    ab 6 Jahren
    Dauer:
    103 Minuten
    Kaufstart:
    10. September 2010
    Label:
    Pandora Film

    DDR: Holger ist jung und wächst in einer schwierigen Welt auf. Sein Vater ist ein staatstreuer Polizist und akzeptiert die Freiheitseinschränkungen des ostdeutschen Staates. Seine Mutter dagegen ist rebellisch und hört am liebsten West-Musik. Noch dazu ist sein Opa Rudi, bettlegerisch krank und in der Schule gilt er sowieso als Außenseiter. So wächst er also größtenteils bei seiner Oma auf, die ihn tagtäglich mit auf den Friedhof schleppt, wo er erstmals in Kontakt mit einem sogenannten „Staatsfeind“ tritt, mit dem seine Oma später zu allem Überfluss auch noch eine Affäre beginnt. Als seine Mutter dann auch noch droht, in den Westen abzuhauen, beginnt Holger sich erstmals für Politik zu interessieren – und muss feststellen, dass freie Meinungsäußerung in seinem „deutsch-demokratischen“ Land nicht so gern gesehen ist. Dumm außerdem, dass der neue Freund der Oma womöglich mit einem Mord in der örtlichen Gaststätte „Feuermelder“ in Verbindung steht – und das alles natürlich politischen Hintergrund.

    Kritik:
    Normalerweise teilen sich die Meinungen bezüglich Filme über die DDR deutlich. Das mag oftmals daran liegen, dass derartige deutsche Filme meist mit einem Zeigefinger inszeniert wurden und den Zuschauer belehren wollen. Nicht so jedoch „Boxhagener Platz“, der uns einfach nur aus dem Leben eines kleinen Jungen erzählen will und dabei die Probleme der DDR gar nicht so sehr thematisiert. Der Junge wächst nämlich größtenteils bei seiner Oma auf, die einen neuen Mann kennenlernt, welcher sich selbst anscheinend als politischer Aktivist sieht. So kommt der Junge nur ganz nebenbei in Kontakt mit Widerstand gegen die DDR, Antikapitalisten und ähnlichem. Dennoch lässt der Film aber den Konflikt innerhalb der DDR nicht aus, der insbesondere dann zustande kommt, wenn innerhalb einer Familie mehrere Personen mit völlig gegenteiliger Meinung aufeinander treffen. So auch die Eltern des Jungens. Ganz nebenbei werden auch grundsätzliche soziale Probleme kritisiert, die nicht nur die DDR betreffen. So gibt es einen Nachbarsjungen, der von seinem Vater brutal verprügelt wird und froh ist, wenn er im Gefängnis landet. So zeigt sich „Boxhagener Platz“ also als Sozialstudie, die viele interessante Punkte hat. Trotz alledem ist es aber nicht einmal nur die Story, die den Film zu etwas besonderem macht, sondern auch die spezielle Darstellung der Charaktere. So bekommen wir hier auch einen ganz besonderen Humor zu spüren, der sich sowohl mit Politik, als auch mit dem Thema Tod beschäftigt. Beispielsweise Szenen, in denen der Opa von Holger plötzlich völlig ruhig im Bett liegt und keinerlei Reaktionen von sich gibt. So wirkt es regelrecht heuchlerisch, als die Oma völlig erschrocken nach seinem Gesundheitszustand sieht und dann enttäuscht „er lebt noch“ sagt. Oder aber die Frage, „Könnten Sie meine Frau mitgießen“, als selbige einen Mann auf dem Friedhof trifft. Andererseits aber auch die Ansichten jenen Mannes bezüglich Kapitalismus und der „Kommune 25“, welche angeblich mit Gruppensex gegen Kapital ankämpfen soll. „Boxhagener Platz“ nimmt also in gewissem Maße auch die DDR-Situation auf die Schippe – und das sehr gekonnt. So ist der Film durchgehend sehr unterhaltsam, obwohl er stets einen ruhigen und lebensnahen Stil bietet. Auf Action und offensichtlichen Gags wird verzichtet, stattdessen wird intelligenter Humor geschickt eingebaut. Für Filmliebhaber bietet „Boxhagener Platz“ also genau das Richtige. Schade ist allerdings, dass der Film für den Mainstream kaum geeignet ist, da die Dramatik und Spannung ein wenig zu kurz kommt. Wer sich für geschickte Dialoge und politisch motivierter Story nicht wirklich begeistern kann, wird sich hier wohl eher ein wenig gelangweilt fühlen. Alle anderen dürfen aber bedenkenlos zugreifen.

    Fazit:
    Intelligente DDR-Sozialstudie mit geschicktem Humor, die sich speziell an Filmliebhaber richtet.