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    Biutiful

    Biutiful


    Land/Jahr:
    MEX 2010
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Alejandro G. Iñárritu
    Darsteller:
    Javier Bardem
    Maricel Álvarez
    Eduard Fernández
    Hanaa Bouchaib
    Guillermo Estrella
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    141 Minuten
    Kaufstart:
    13. Oktober 2011
    Label:
    Prokino


    Uxbal ist ein sehr vielseitiger Mensch. Er ist liebender Vater, verzweifelter Liebhaber und zugleich auch ein Kleinganove. Hauptberuflich kümmert er sich daher um die nicht immer legalen Geschäfte in seiner Gegend und sorgt für den Verkauf von gefälschten Waren und Raubkopien auf den Straßen von Barcelona. Doch während in seinem Berufsleben offensichtlich alles rund läuft, hat er privat doch so einige Probleme, denn seit er wegen der bipolaren Störung seiner Frau nicht mehr mit ihr zusammen sein kann, muss er sich völlig allein um die beiden Kinder Ana und Mateo kümmern. Dumm nur, dass er längst an Krebs erkrankt ist und plötzlich erfährt, dass er nur noch wenige Monate zu leben hat. Da beschließt er kurzerhand, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und lebt fortan zwischen dem Kampf gegen skrupellose Ganoven und der Versöhnung mit seiner Frau und den Kindern. Keine leichte Aufgabe…

    Kritik:
    Nicht alle Filme folgen einem typischen vorgegebenen Muster und haben ein Ziel, welches bereits zu Beginn sofort klar wird. Manche erzählen auch einfach eine Geschichte mitten aus dem Leben und konzentrieren sich voll auf einen Charakter, dessen Richtung noch völlig unklar ist. So soll es auch in „Biutiful“ sein, einem Drama, das uns die Handlung eines verzweifelten, aber charakterstarken Mannes präsentiert, der sicher kein leichtes Leben haben kann.

    Dem Ende so nah…
    „Biutiful“ will schließlich überhaupt nichts erreichen und hat auch keinen Verlauf, der etwa einem Actionfilm gleicht. Wir sehen stattdessen in aller Ruhe den reif wirkenden Uxbal, der nicht nur einen ungewöhnlichen Namen besitzt, sondern auch noch einfach nur lebt. Er ist alleinerziehender Vater, liebt innerlich immer noch seine Frau und muss gegen eine schwerwiegende Krankheit ankämpfen. Er weiß nicht, ob er schon bereit für das Ende ist, oder ob er noch so viele Dinge zu erledigen hat. In jedem Fall hat er jedoch große Angst davor, seine Kinder allein zu lassen, denn die können womöglich nicht bei ihrer Mutter aufwachsen, die unter schweren Depressionen leidet und bei der nächstbesten Möglichkeit zu grober Gewalt greift, sofern sie nicht wöchentlich mit einem anderen Kerl auftaucht. Die Leistungen der etwas „billig und heruntergekommen“ erscheinenden Maricel Alvarez sind dementsprechend gut und verkörpern die Rolle der psychisch kranken Frau stets sehr glaubwürdig und nachvollziehbar. Dennoch sollen die wahren Meisterleistungen beim Hauptdarsteller Javier Bardem bleiben.

    Hektische Ruhe
    Ihn nämlich kann man zunächst gar nicht recht einordnen. Eigentlich ist er ein vernünftiger und rücksichtsvoller Mensch, der weiß, wie er seine Kinder zu erziehen hat und voller liebender Gefühle stets für seine (Ex-)Frau da ist. Doch manchmal, da überkommen ihm die Emotionen und hat sich kaum mehr unter Kontrolle. Entweder könnte er vor lauter Angst vor dem Tod beinahe zusammenbrechen und heulen, oder er sieht einfach keinen Ausweg mehr und zeigt sich einen Gegenüber mit extremer Aggression und Gewaltbereitschaft. Doch kein Wunder, denn viel Zeit hat Uxbal ebenso wenig, wie irgendetwas zu verlieren. Trotz der eigentlich sehr ruhigen und langsamen Inszenierung kann Javier Bardem diese Zeitknappheit und Unruhe rein durch seine Körpersprache wiedergeben. Während alles um ihn herum und sogar die Kameraführung gemütlich voran gehen, zeigt er in vielen seiner Handlungen eine Hektik, die seine Verzweiflung umso mehr verdeutlicht. Szenen zu Anfang, in denen er sich sogar selbst die Spritze für die Blutabnahme setzt, weil ihm die Arzthelferin schlichtweg zu lange braucht, bringen dies perfekt zur Geltung. Damit dürfte Javier Bardem einer der wohl vielfältigsten und besten Charakterdarsteller der letzten Zeit sein.

    … und doch so fern
    Trotz der Stärken, die eindeutig bei den Darstellern und den Charakterzeichnungen liegen, hat „Biutiful“ allerdings auch Schwächen, die den allgemeinen Unterhaltungswert dieses Films doch deutlich senken können. So tauchen doch leider immer wieder einige starke Längen auf, die sicherlich auf die enorme Laufzeit von 141 Minuten zurückzuführen sind. Diese ist für einen Film dieses Kalibers doch einfach deutlich zu lange angesetzt, sodass einfach keinerlei Tempo aufkommen kann und sich der Mainstream-Zuschauer doch sicher schnell langweilen wird. Zudem sorgt auch das Drehbuch, welches die Handlung des Films absichtlich so langsam voranschreiten lässt, in diesem Falle nicht gerade für Verbesserung. In diesem Sinne kann man „Biutiful“ sicherlich aus zwei Perspektiven betrachten: Die Storyliebhaber, die eine besondere Vorliebe für interessante Charaktere haben, werden diesen Film lieben. Der Mainstream, der einen gewissen Drang nach Tempo und Unterhaltungswert hat, könnte hier jedoch umso mehr abgeschreckt werden. Die Meinungen werden diesbezüglich sicher weit auseinander gehen, doch einen Versuch ist „Biutiful“ sicher für jeden allemal wert.

    Fazit:
    Javier Bardem verleiht seiner Rolle einen der vielfältigsten Charaktere der Filmgeschichte, dennoch kann „Biutiful“ wegen seiner teils starken Längen nicht jeden überzeugen.