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    Baby Jane

    Baby Jane


    Land/Jahr:
    Finnland 2019
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Katja Gauriloff
    Darsteller:
    Roosa Söderholm
    Maria Ylipää
    Nelly Kärkkäinen
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    90 Minuten
    Kaufstart:
    26. März 2021
    Label:
    Salzgeber

    Die junge Studentin Jonna ist gerade frisch nach Helsinki gezogen, um dort vor allem das Nachtleben in den Bars und Clubs zu genießen. Als sie in einer gefährlichen Situation mit Fremden aneinandergerät, wird sie von Piki verteidigt. Fasziniert von der maskulinen fünfzehn Jahre älteren Frau, verliebt sich Jonna und beginnt eine Beziehung mit aufregenden neuen Erfahrungen. Die geheimnisvolle, dominante Art ihrer neuen Geliebten weckt in ihr eine tiefe Sehnsucht. Doch während Piki ihre psychischen Probleme offenbart und sie zu Telefonsex mit männlichen Kunden überredet, wird Jonna immer tiefer mit in den Abgrund gezogen, der ihre Beziehung zunehmend toxischer werden lässt…

    Kritik:
    Beziehungsprobleme – die gibt es nicht nur bei heterosexuellen Paaren. Das finnische Drama „Baby Jane“ erzählt uns von einer überhaupt nicht klischeehaften, eher natürlichen lesbischen Beziehung, die schon bald in eine toxische Richtung umschwenkt.

    Faszination einer Dominanz
    Dabei zögert das Drama gar nicht lange, auf den Punkt zu kommen. Die Geschichte ist auf den ersten Blick recht einfach und schneidet die Einführung nur kurz an. Ein Besuch in einem queeren Club, eine Auseinandersetzung – und schon sind die beiden Frauen Jonna und Piki noch am gleichen Abend ein Paar. Einfühlsam, natürlich und zärtlich wirken die beiden frisch Verliebten selbst dann, wenn Piki ihre Vorliebe zu Bondage und SM zum Vorschein bringt. Genau die ist es auch, die diesen Film mit einer faszinierenden Charakterdarstellung prägt: Maria Ylipää macht selbst dem heterosexuellen Zuschauer schnell verständlich, warum die junge Jonna ihr gleich so verfallen ist. Sie überwältigt nicht nur ihre Freundin, sondern auch das Publikum mit einer maskulinen Dominanz und Strenge, die wir ihr in ihrer Natürlichkeit jederzeit abkaufen. Zugleich entfaltet ihre Rolle etwas Geheimnisvolles, das regelrecht dazu einlädt, ihre Psyche erkunden zu wollen.

    Beziehung mit Panikattacken
    Mit der ist nämlich so einiges nicht in Ordnung. Es dauert eine Weile, bis Piki in „Baby Jane“ ihre psychischen Probleme nicht mehr verheimlichen kann, die sie anfangs mit Pillen und Alkohol gut verstecken konnte. Doch irgendwann fällt auch der verliebten Jonna mit ihrer rosaroten Brille auf, dass etwas gewaltig nicht stimmen kann, wenn ihre Freundin zu keinem Zeitpunkt freiwillig das Haus verlässt und sich vehement davor scheut, mir ihr Unternehmungen zu machen. Piki leidet an einer Sozialphobie und Panikattacken – kann das Haus nicht ohne größte Überwindung verlassen. Und verzweifelt zunehmend an der mangelnden Lebensfreude, die durch die ständige Isolation in den eigenen vier Wänden zustande kommt. Da wird die eigentliche Hauptfigur Jonna, gespielt von der hübschen Roosa Söderhalm schon fast zu einer Nebenrolle. Die Psyche von Piki nimmt in diesem Film den gesamten Raum ein. Und das soll sie auch, denn sie erdrückt damit ihre Partnerin, die einerseits ihre Zukunftspläne über Bord werfen muss und andererseits doch eine Art ungesunde Sucht nach ihrer Liebe entwickelt.

    Mut zur Kontroverse
    „Baby Jane“ geht dabei auch einen mutigen Schritt, weit ab üblicher Klischees und dem aktuellen Hollywood-Drang, homosexuelle Beziehungen als wunderschöne heile Welt darzustellen. Das Drama nämlich hat den Mut, häusliche Gewalt unter Frauen darzustellen – und damit ein Thema anzusprechen, das auch in der heutigen Zeit immer noch heruntergespielt und als „Zickerei“ abgetan wird. Spätestens an dieser Stelle, wenn zwei psychisch zerstörte Frauen aufeinander losgehen und voller Verzweiflung zu echter Gewalt greifen, hat „Baby Jane“ sein Publikum endgültig gepackt. Da wird klar: Dieses Drama ist ein ernster Film, der auch einen kritischen Blick auf die nach außen hin so befreite, offene queere Szene wirft. Und damit die Thematik auch weitaus ehrlicher behandelt, als aktuelle Hollywood-Produktionen, die dem Mainstream-Publikum etwas Feel-Good-Diversität vorgaukeln, um gute Kritiken zu ernten.

    Fazit:
    Ein intensives, ehrliches Drama über eine toxische lesbische Beziehung, bei der uns Maria Ylipää als Piki mit ihrer von psychischen Problemen geprägter Dominanz voll in ihren Bann zieht.

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