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    Antichrist

    Antichrist


    Land/Jahr:
    D / DK / F / SWE / I / PL 2009
    Genre:
    Horror / Psychodrama
    Regie:
    Lars von Trier
    Darsteller:
    Charlotte Gainsbourg
    Willem Dafoe
    FSK:
    ab 18 Jahren
    Dauer:
    104 Minuten
    Kaufstart:
    18. März 2010
    Label:
    MFA +


    Manchmal bringt das Leben traumatische Ereignisse mit sich: Als sich ein Paar eines Tages im Winter dem Liebesakt widmet, muss ein Mensch sterben. Ihr kleiner Sohn kommt plötzlich in das Zimmer hinein und stürzt bei ihrem wilden Treiben aus dem Fenster, direkt auf eine etwa zwei Etagen tiefer liegende Steintreppe. Aus Trauer ziehen sich die beiden daraufhin in eine abgelegene Holzhütte im Wald zurück. Er ist Psychiater und will sie dort therapieren, obwohl eigentlich niemand seine eigene Familie therapieren sollte, wie seine Kollegen sagen. Doch er lässt sich davon nicht beirren und versucht es mit Hypnose- und Konfrontationstherapie. Dort angekommen folgt allerdings nach der Trauer auf einmal die Angst, Angst vor dem umliegenden Wald. Um sich von dieser Angst abzulenken, scheint es für sie nur zwei Möglichkeiten zu geben: Sex und Gewalt. Dumm nur, dass schon bald alles außer Kontrolle gerät und er feststellen muss, dass ihre Furcht vor dem Wald vielleicht begründet ist.

    Kritik:
    Schon der Prolog beginnt äußerst künstlerisch. In klassischem Schwarz-Weiß gehalten, widmet sich ein Paar hingebungsvoll ihrem Liebesspiel. Die Kamera bewegt sich sehr langsam und wird von episch anmutender Opernmusik begleitet. Dabei achtet der Film auch auf Details, selbst die Geschlechtsteile der beiden Darsteller sind erkennbar. Kurze Zeit später schwenkt die Kamera weich und langsam zu ihrem Sohn, der das Liebesspiel beobachten kann, dann jedoch direkt auf das offene Fenster zusteuert und mehrere Etagen hinabstürzt. Die Frau beobachtet ihn dabei schockiert. Ähnlich künstlerisch geht es auch im Rest des Filmes weiter. Die Atmosphäre ist stets stimmungsvoll, die Musik betont lieber die eindrucksvollen Szenen, statt mit Chartsgedudel bei Laune zu halten. Die Kamera bleibt auch weiterhin langsam, meist weich, um die Detailverliebtheit von „Antichrist“ perfekt darzustellen.

    Hypnosetherapie
    Da der Mann versucht, seine Frau mit Hypnosetherapie selbst zu heilen, bieten sich dem Film enorme künstlerische Möglichkeiten. Diese nutzt er auch und vermittelt zwischen den vielen Sexszenen und Gewalteskapaden auch ein „Gefühl“ der Tiefenentspannung, die sich in den außergewöhnlichen Bildern wiederspiegelt. Die vielen Symptome, Angstzustände und Trauergefühle werden perfekt und aus Nahaufnahme dargestellt. Wir sehen mit genauesten Details, wie der Puls der Protagonisten rast, die Hände der Frau zittern und die Äste gegen das Haus prallen. Die eindrucksvolle Kulisse in einem einsamen Wald, umgeben von düster wirkenden Nebelschwaden stärkt diese spezielle, beeindruckende Atmosphäre zudem. Doch „Antichrist“ geht noch weiter und bietet uns einen Einblick in die Psyche der Frau. Wir sehen, wie sich ihre Sichtweise verzerrt, warum sie sich vor dem Wald, der in ihren Augen gänzlich anders aussieht, fürchtet. Und wir können in ihre Gedanken eindringen, wie sie sich während der Hypnose durch einen düsteren Wald wagt, in dem scheinbar überall Gefahren lauern. Die Atmosphäre zerrt manches Mal sogar an den Nerven des Zuschauers.

    Die verbotene Frucht
    Was das allerdings mit Religion, oder gar dem Anti-Christen zu tun haben soll, ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Die christliche Religion drängt sich dem Zuschauer nicht, wie in den meisten Horrorfilmen direkt auf. Doch wir bekommen zugleich auch kein anti-religiöses Machwerk eines Neo-Atheisten zu sehen. Stattdessen hat Regisseur Lars von Trier offensichtlich die Metapher der verbotenen Frucht verstanden und versteckt entsprechende Parallelen geschickt in seinem Film. Immer wieder geht es schließlich um den Wald, der hier schlicht „Eden“ genannt wird. Doch „Eden“ ist nicht das Paradies, sondern ein dunkler, nebliger Wald, der einem Angst bereitet. Bis wir allerdings diese Anspielungen verstanden haben, kann es ein wenig dauern. Lars von Trier nutzt nun nämlich seine kreativen Möglichkeiten, um „Eden“ völlig auf den Kopf zu stellen. Denn alles ist hier irgendwie gegenteilig, also ganz und gar nicht so, wie wir es aus der Bibel kennen.

    Die Geilheit
    Wer die Bibel einmal kritisch hinterfragt, könnte nämlich auf den Gedanken kommen, dass die „verbotene Frucht“ lediglich eine Metapher für die Enthaltsamkeit ist. Was wäre also naheliegender, als aus der Enthaltsamkeit, schiere Geilheit zu machen? Um ihre Angst zu verdrängen, hat die weibliche Protagonistin ständig ein großes Verlangen nach Sex. Kein Wunder, ist die Natur doch, „Satans Kirche“, wie sie einmal verkündet. Hierbei sehen wir immer wieder Szenen, die in ihren Details, aber auch Natürlichkeit, ein wenig an „Intimacy“ erinnern. Lars von Trier hat schließlich keine Probleme damit, die Szenen in ihrer Natürlichkeit zu zeigen. Doch schockierend ist dabei gar nicht mehr die Darstellung der Geschlechtsteile, denn dieses Tabu wurde vor Jahren längst gebrochen. Es sind viel mehr die Gewalteskapaden, die immer wieder hinzu kommen. Denn die Frau schwankt immer wieder zwischen der Geilheit und der Gewalt hin und her. Wenn dann beides aufeinander trifft, lässt das selbst den abgehärteten Zuschauer nicht kalt. Da kommt es dann auch vor, dass sie mit einem großen Holzstück auf das beste Stück ihres Mannes einschlägt, ihm daraufhin einen runterholt und wir die Gelegenheit bekommen, zuzusehen, wie er Blut ejakuliert. Natürlich alles aus Nahaufnahme, ohne dass Effekte erkennbar wären und ohne, dass die Kamera im entsprechenden Moment ausblendet. Wir dürfen alles bis zum Schluss genauestens beobachten. Wer allerdings denkt, dies sei bereits alles gewesen, hat sich da gehörig getäuscht und wird mit der Selbstabtrennung der Klitoris daraufhin prompt eines Besseren belehrt. Da sind die eigentlichen Horrorszenen, wie das Bohren eines Loches in das Bein des Mannes, um daraufhin eine große runde Steinscheibe daran zu befestigen, fast schon ein schlechter Witz. Und man mag es kaum glauben, dieser Film wurde teilweise in Deutschland gedreht.

    Fazit:
    „Antichrist“ ist zwar nicht der erwartete Anti-Religions-Film, dafür aber ein eindrucksvoller und schockierender Horrorfilm, der sich dank künstlerisch-detailvollen Bildern und diversen Tabubrüchen in unser Gedächtnis prägt.

    Externe Review: Filmempfehlung.com bewertete “Antichrist” in ihrer Kritik mit 4,5/5 Punkten.