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    Sweet Girl

    Sweet Girl


    Land/Jahr:
    USA 2021
    Genre:
    Thriller
    Regie:
    Brian Mendoza
    Darsteller:
    Jason Momoa
    Isabela Merced
    Adria Arjona
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    110 Minuten
    Kaufstart:
    Netflix:
    20. August 2021
    Label:
    Netflix

    Ray Cooper erlebt gerade einen der heftigsten Schicksalsschläge seines Lebens. Seine Frau liegt mit Krebs im Krankenhaus und die Behandlungskosten übersteigen bereits jetzt das Budget der Familie deutlich. Die Rettung jedoch scheint nah: Ein neuartiges Generika-Medikament soll dem Ehepaar aus dieser brenzligen Lage helfen und deutlich günstiger auf den Markt kommen. Dumm nur, dass er die Rechnung dabei ohne die Pharmaindustrie gemacht hat: Die Konkurrenz zahlt dem neuen Unternehmen schließlich Schmiergelder, um das Generika über Jahre vom Markt fernzuhalten und seine Frau stirbt bereits in Kürze qualvoll an ihrem Leiden. Für Ray ist der Schuldige damit schnell gefunden: Er will sich an dem verantwortlichen Pharmakonzern und seinem CEO rächen – und zwar mit brutaler Gewalt. Damit bringt er allerdings auch seine Tochter Rachel in ernsthafte Gefahr…

    Kritik:
    Jason Momoa – seines Zeichens der wohl beliebteste Frauenschwarm seit seinem Dreh von „Aquaman“ – versucht sich in der Rolle eines liebenden Familienvaters mit schweren Rachegelüsten. Und dabei darf er seine Fäuste mal wieder gewaltig schwingen lassen.

    Feind: Pharmaindustrie
    Ende November im zweiten Jahr der Corona-Pandemie wirkt die Geschichte von „Sweet Girl“ fast schon ein bisschen überraschend. Erfrischend kritisch geht der Thriller schließlich die Pharmaindustrie an, die gar nicht immer das Wohl der Menschen im Sinn hat. Ein inhaltliches Statement, das in Zeiten der Pandemie, während die ganze Welt den Erzeugnissen der Pharmakonzerne vertraut, irgendwie erfrischend anders wirkt. In „Sweet Girl“ hat der etwas einseitig böse Konzern Bioprime jedenfalls nicht im Sinne, seine Patienten zu heilen, sondern sie so lange leiden zu lassen, wie es irgendwie möglich ist. Alles im Sinne des Profites versteht sich, auch wenn der ein oder andere Patient dabei bedauerlicherweise drauf geht. So auch die Frau von Hauptfigur Ray Cooper, die deshalb an Krebs stirbt, weil ihr durch eine Schmiergeldaffäre ein lebensrettendes Medikament vorenthalten wird. Der Rachefeldzug gegen die Pharmaindustrie ist damit perfekt – und „Sweet Girl“ wird prompt zu einem rasanten Actionthriller.

    Moralisch fragwürdiger Held
    Die Rolle von Jason Momoa bleibt dabei stets interessant. Obwohl das Publikum seine Emotionen sehr gut nachvollziehen kann, bleibt die Figur von Einseitigkeit verschont. Ray Cooper ist schließlich nicht eindeutig der Gute in diesem Film. Mit seiner Selbstjustiz und brutaler Gewalt handelt er moralisch fragwürdig, ist vielleicht sogar selbst der Verbrecher und Bösewicht in diesem Film – und weckt gerade deshalb das Interesse des Zuschauers. Unklar bleibt schließlich, ob seine Frau tatsächlich auf Grund des fehlenden Medikaments gestorben ist oder in Wirklichkeit schlicht dem Krebs erlegen. Hätte sie womöglich sogar trotz des Medikaments die Krankheit nicht überleben können? Genau solche Fragen, die die moralische Perspektive der vermeintlichen Helden in Frage stellen, sorgen für charakterlichen Tiefgang der Hauptfigur und sind eindeutig eine Stärke des Films.

    Ein (zu) kampferprobter Vater
    Schade bleibt an dieser Stelle, dass es „Sweet Girl“ nicht gelingt, sich voll auf die moralischen und ethischen Fragestellungen zu fokussieren. Stattdessen möchte der Thriller scheinbar um jeden Preis auch ein Actionfilm sein, der mit kinoreifen Faustkämpfen, Schießereien und Verfolgungsjagden punkten kann. Darin liegt zugleich eine der größten Schwächen des Films, denn die teils übertriebene Action macht die Rolle der Hauptfigur zunehmend unglaubwürdig. Statt wie ein verzweifelter, kampfunerprobter Vater zu agieren, der schlicht aus Wut und im Affekt gegen das Subjekt seines Hasses agiert, wird Momoa dargestellt wie ein bestens trainierter Elitesoldat, der es sogar mit mehreren schwer bewaffneten Killern gleichzeitig aufnehmen kann. Das ist nicht nur maßlos übertrieben, sondern nimmt „Sweet Girl“ auch die interessanten charakterlichen Facetten seines Hauptcharakters. Die später eintretende Wendung des Films verstärkt diese Problematik dann zusätzlich.

    Fazit:
    Mit erfrischender Kritik an der Pharmaindustrie und einem nicht eindeutig auf der Seite der Guten stehenden Hauptcharakter bietet „Sweet Girl“ einen starken Rachethriller, der jedoch über seine eigenen Ambitionen zum Actionfilm stolpert, statt sich auf den charakterlichen Tiefgang zu fokussieren.

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