Dabei ist die diesjährige Tour von Faun wohl auch eine kleine Besonderheit für die Band. Multi-Instrumentalistin Fiona Rüggeberg-Frewert etwa soll im Laufe des Jahres die Band verlassen, womit die Tour zur letzten Gelegenheit wird, sie noch einmal live zu erleben. Gleichzeitig ist Sängerin Laura Fella momentan sichtbar schwanger, lässt sich dadurch aber nicht daran hindern, auf der Bühne ihr Bestes zu geben. Als Gesamtes merkt man Faun diese Besonderheiten allerdings nicht an: Wenn die sechsköpfige Band gemeinsam auf der Bühne steht, harmoniert sie gemeinsam so voller Liebenswürdigkeit, dass sie einen beeindruckend perfekt routinierten Auftritt hinlegen.
Einen Auftritt, der anders als bei vielen anderen Bands des Genres, einem außergewöhnlichen Konzept folgt. Bei der “Märchen & Mythen”-Tour möchte man dem Namen natürlich auch gerecht werden und dem Publikum jeder Altersklasse einmal die Möglichkeit bieten, sich in vergangene Tage hineinzufühlen, an denen wir als Kind den Märchenerzählugen unserer Eltern lauschten und uns in eine Welt hineinträumen konnten, in der unsere Fantasie angeregt wurde und wir ein Gespür für all jene Dinge bekamen, die auf der Welt nicht so einfach greifbar sind. Dazu gehören dann natürlich auch richtige Märchenerzählungen von Frontmann Oliver “SaTyr” Pade, der uns von den Geheimnissen unserer Natur erzählt und eben solchen Geschichten einen musikalischen Rahmen verleiht.
Musikalisch wurde es unterdessen sehr abwechslungsreich, während man dem Storykonzept des Konzertes stets treu blieb. Da gehören langsame und einfühlsame Balladen ebenso dazu, wie flottere mittelalterliche Tanzmusik, bei der mancher Besucher trotz der Bestuhlung auch mal das Tanzbein schwang. Überschneidungen zur Mittelalterszene wurden dabei allerdings mehr als deutlich: Zahlreiche Besucher des Konzerts dürften bekannte Gesichter gewesen sein, die auch Mittelalterfestivals in der Region besuchen – und zum Teil sogar in authentischer Gewandung erschienen. Und doch widmet sich Faun einem besonderen Subgenre des Mittelaltergenres, einem in dem laute Dudelsäcke und E-Gitarren keine so große Bedeutung einnehmen, sondern eher melodischere handgemachte Klänge mit den vielseitigsten Instrumenten im Mittelpunkt stehen. Dazu ein umfangreiches Repertoire unterschiedlicher Sprachen, denn manche Songs klingen bewusst exotisch. Man könnte sagen: “Faun” bedient damit eine Kunstform, die in der Mittelalterszene leider oftmals etwas zu kurz kommt – und die ihnen womöglich gerade deshalb inzwischen so viele Fans beschert.