Ein bisschen anders als viele andere Convention ist das Weekend of Hell aber dann doch: Statt zahlreicher Besucher mit Wochenendtickets, die hier in eine “fremde Welt” eintauchen möchten, begegnet man in Neuss eher Tagesgästen, die es vor allem auf Stars und deren Autogramme abgesehen haben. Und nebenbei wird sich natürlich auch noch mit Horrorfilmen eingedeckt, denn viele ungeschnittene Exemplare müssten ansonsten extra aus Österreich bestellt werden: Im speziell dafür eingerichteten FSK18-Bereich lagen somit vor allem auch indizierte Titel aus, die nur für Erwachsene zugänglich sein sollen und im normalen Einzelhandel nur schwer erhältlich sind. Auf etlichen Quadratmetern fanden sich dort also vor allem Horrorfilme der härteren Gangart in besonderen Editionen wie Mediabooks und Steelbooks.
Das “Drumherum” wird dabei hingegen manchmal auch von den Besuchern etwas vernachlässigt: Hat man an Halloween noch zahlreiche Cosplayer in Horror-Kostümen auf dem Zombiewalk in Essen gesehen, suchte man die meisten davon auf dem Weekend of Hell vergeblich: Nur wenige Besucher kamen in aufwändigen selbstgemachten Kostümen und wenn doch, handelte es sich bei den meisten um bezahlte Walking Acts mit eigenem Stand. Dass es dementsprechend ebenso wenig einen Cosplay Contest gab, wie Vorträge von Fans und Insidern dürfte wenig verwundern. Dem typischen langjährigen Publikum des Weekend of Hell stört das aber wenig: Der Fokus der Besucher liegt auf Stars und Filme – und genau das bekommen sie hier auch geboten.
Die Stars boten unterdessen bei ihren Bühnenauftritten reichlich Unterhaltung. So trat etwa Regisseur Uwe Boll, der oftmals als “schlechtester Regisseur aller Zeiten” bezeichnet wird und kürzlich mit seiner Verfilmung des Anschlags von Hanau für Schlagzeilen sorgte, am Samstag Abend vor einem vollen Panelraum auf. Boll ist immerhin dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen und mit teils auch fragwürdigen Inhalten völlig frei Schnauze zu sagen, was er denkt. Statt über seine Arbeit als Regisseur zu sprechen, wurde daraus jedoch schnell ein etwa einstündiger politischer Rant, bei dem Uwe Boll über die deutsche Regierung herzog, sich über mangelnde Integration von Flüchtlingen aufregte und auch kein gutes Haar am öffentlich-rechtlichen Fernsehen ließ. Doch auf die Frage eines Fans, warum er denn nicht in die Politik gehe, antwortete Boll: “Das ist in Deutschland genauso sinnlos, wie Filme drehen”. Er muss es ja wissen.
Ein bisschen mehr über ihre Arbeit am Set hatten dann jedoch einige andere Stars zu sagen: Eva Habermann (u.a. bekannt aus Lexx – The Dark Zone) kam beispielsweise extra nach Neuss, um ihren neuesten Horrorfilm “Cyst” vorzustellen. Für ihre Fans wurde da schnell klar, dass sie bei diesem Werk mit richtig viel Liebe vorgegangen ist: Der Film solle schließlich eine Hommage an die Horrorfilme der 80iger Jahre sein, was sich auch auf die Handarbeit bei Kreaturen und Effekten auswirke. Auf CGI hingegen hätte man größtenteils verzichtet und ohnehin sei man ein großes Risiko eingegangen, einen Film selbst zu finanzieren, ohne vorher zu wissen, ob die Macher damit wohl Erfolg haben würden. Von der Qualität des Films konnten sich die Besucher des Events jedoch an beiden Tagen überzeugen, denn im hauseigenen Kino gab es eine Vorführung noch vor dem offiziellen BluRay-Start am 12. November 2021.
Ohnehin bot das Weekend of Hell auch dieses Mal wieder gute Gelegenheiten, spannende neue Filme zu entdecken. Die Indie-Filmemacher rund um Christian Koch stellten im Kino etwa ihre neuesten Horror-Kurzfilme “Lips & Tips”, sowie eine etwas andere Version von “A Christmas Carol” vor. Darin konnten wir wahlweise die Bedrohung einer Frau durch einen Triebtäter beobachten, oder einem Polizisten mit fragwürdigen Methoden zusehen, wie er einen vermeintlichen Pädophilen bedrängte. Und bei Gefallen gab es die BluRay auch gleich am Stand der Filmemacher vor der Tür des Kinosaals – perfekt, um mit Newcomern des Filmbusiness direkt ins Gespräch zu kommen.
Unter dem Strich war das Weekend of Hell damit auch in diesem Jahr wieder eine recht geradlinige Convention, die sich auf das Wesentliche konzentriert. Ein Grund womöglich, warum vor allem der zweite Tag recht überschaubar und mager ausgefallen ist, denn am Sonntag fanden nur noch etwa halb so viele Besucher den Weg ins Crown Plaza in Neuss. Vielleicht wird es dafür im nächsten Jahr wieder etwas voller, wenn die Horror-Convention am 5. und 6. November 2022 wieder nach Neuss einlädt.