So mancher Besucher hatte damit sogar die Möglichkeit, seinem Idol Norman Reedus endlich einmal live zu begegnen. Zumindest dann, wenn man viel Glück hatte, viel Geld für ein Autogramm oder Photoshoot ausgab, oder optimalerweise gleich am Sonntag kam. Besucher mit einem Tagesticket am Samstag hatten es da hingegen schon schwieriger. Einen Bühnenauftritt des Stars, der ohnehin recht selten ist, gab es nämlich ausschließlich am Sonntag Morgen. Und vor seinem Autogrammstand versammelte sich durchgehend eine derartig riesige Menschenmenge, dass sie vermutlich eher als Tumult, denn als nachvollziehbare Warteschlange bezeichnet werden könnte. Für den Samstag-Besucher ohne Autogrammticket konnte das aber auch bedeuten: Hinter diesem Menschenauflauf war es eher ein Glücksfall, Norman Reedus tatsächlich live zu sehen. Für manchen, der 54 Euro für seine Tageskarte ausgegeben hat, könnte der Tag dadurch womöglich auch zur Enttäuschung geworden sein.
Ein Glück also, dass die Walker Stalker Germany immerhin auch noch ein paar andere hochkarätige Stars aus “The Walking Dead” und “Sons of Anarchy” zu bieten hatte. Chandler Riggs beispielsweise, der in “The Walking Dead” den jungen Carl spielte und damit zum Hauptcast der Serie zählt. Da war es auch am Autogrammstand dann gleich ein wenig leichter, einen Blick auf den Darsteller zu erhaschen. Ganz zu schweigen etwa von Stars wie Ryan Hurst, Ron Perlman oder Tommy Flanagan, die als Schauspieler aus der Serie “Sons of Anarchy” ein klein wenig weniger Andrang vor ihrem Autogrammstand zu sehen bekamen – dafür aber nicht weniger aufgeschlossen und kontaktfreudig den Fans gegenüber waren. Denn während Norman Reedus und Jeffrey Dean Morgan sich vor Fans kaum retten konnten, freut sich so mancher Star über jedes nette Gespräch, das sie mit den Fans führen können.
Trotz allem muss man aber doch zu der Feststellung kommen, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis vor allem für jene Besucher, die keine Autogrammjäger sind, etwas enttäuschend ausgesehen haben könnte. Das liegt vor allem daran, dass das restliche Programmangebot nicht unbedingt dem üblichen deutschen Convention-Standard entsprach. Haben andere Events dieser Art ein Ganztagsprogramm auf mehreren Bühnen, so fand man auf der Walker Stalker Germany leider lediglich vier bis fünf Panels pro Tag auf der Hauptbühne und suchte weitere Bühnen etwa mit Vorträgen oder Workshops vergeblich. Kein Wunder, wenn da mancher Besucher ohne Autogramm- und Photoshootticket zwischen den Panels womöglich wenig mit seiner Zeit anzufangen wusste.
Nicht zuletzt auch deshalb, weil das Fandom – im Vergleich zu den zahlreichen anderen Cons in Deutschland – nur recht spärlich eingebunden wurde. Schmerzlich vermisst hat der Kenner schließlich die bekannten Walking Acts und Cosplay-Gruppen, die üblicherweise bei der Konkurrenz eigentlich mit eigenen Ständen vertreten sind. Da blieben dann natürlich auch nur wenige Möglichkeiten, interessante Kulissen anzusehen oder sich mit gruseligen Zombies abzulichten. Bis auf eine überschaubare Anzahl an Cosplayern und den Doubles der Figuren “Rick” und “Negan”, bei denen viele Besucher offenbar ebenfalls dachten, Geld für das dazugehörige Photoshoot ausgeben zu müssen. Generell fiel manchem Besucher schließlich auf, dass er für ziemlich viele Attraktionen auf dem Event zusätzlich in die Tasche greifen musste.
Und doch muss man eingestehen, dass auch die Walker Stalker Germany an der ein oder anderen Stelle ein Alleinstellungsmerkmal zu bieten hatte, das sie bei diesem Punkt zur Referenz unter den Conventions machte. Etwa wenn es um das auffallend umfangreiche Angebot für Besucher mit Behinderungen geht, bei dem man vor allem Gehörlosen den Besuch ein wenig erleichtert hat. Absolut einzigartig in Deutschland sind etwa ein Gebärdensprachendolmetscher, der bei jedem einzelnen Panel auf der Bühne stand und eingeblendete deutsche Live-Untertitel auf der Leinwand, die in Sekundenschnelle das englischsprachige gesprochene Wort der Stars übersetzten. Trotz aller Kritik: Derartiges haben wir noch auf keiner anderen Convention gesehen.
Wem die Walker Stalker Germany vielleicht gerade deshalb gefallen hat, der darf sich in einigen Monaten gleich auf ein weiteres Event des Veranstalters freuen. Am 2. und 3. Juni 2018 findet nämlich die Heroes & Villains Convention in der Dortmunder Westfalenhalle statt, die sich thematisch vor allem auf “Arrow” und viele weitere spannende DC Comics-Serien bezieht – und dabei selbst Hauptfigur Oliver Queen persönlich am Start hat.