Kritik:
Brettspiele, in denen wir Streckennetze der Eisenbahn aufbauen müssen, erfreuen sich auch nach vielen Jahren noch großer Beliebtheit und findet man vermutlich zuhauf. Legendäre Titel wie „Zug um Zug“ oder auch das inzwischen nicht mehr produzierte „Union Pacific“ sorgten schon bei vielen Familien für lange spaßige Abende und einen gewissen Suchtfaktor. Ein ähnliches Spiel ist dabei auch „Trans Europa“, das bereits vor knapp fünfzehn Jahren zum ersten Mal erschienen ist und ebenfalls auf das Aufbauen eines Eisenbahn-Streckennetzes setzt. Anders als etwa bei „Zug um Zug“ gilt es hier aber nicht, die Gegner möglichst zu blockieren, sondern deren Streckennetz geschickt mitzunutzen, um seine eigenen Ziele schneller miteinander zu verbinden.
Hübsche Neuauflage
Vergleicht man die Neuauflage von Ravensburger nun mit dem damaligen Original, hat sich doch einiges verändert und das Brettspiel ist insgesamt größer und auch hübscher geworfen. Die Landkarte des Brettspiels wurde immerhin ein wenig in die Breite gezogen und nimmt auf dem heimischen Wohnzimmertisch nun ein wenig mehr Platz ein. Und der ist auch dringend nötig, denn anstelle von schnöden kleinen Holzteilen finden wir nun liebevoll modellierte Schienen vor, an denen sich die Spieler gemeinsam bedienen können. Und auch beim sonstigen Spielmaterial hat man sich ein paar Neuigkeiten ausgedacht: Die mitgelieferten Sonderkarten sorgen nämlich für regelmäßige Änderungen der Spielregeln und machen den Ablauf somit noch ein wenig spannender.
Zug um Zug trifft Europareise
Trotzdem ist das Spielprinzip aber insgesamt recht simpel ausgefallen. Frei inspiriert durch Spiele wie Europareise oder Deutschlandreise ziehen schließlich alle zwei bis sechs Spieler fünf Karten aus unterschiedlichen Regionen der Landkarte. Für die Spieler gilt es nun, alle diese fünf Städte möglichst schnell miteinander zu verbinden – und je mehr Streckenabschnitte zum Verbinden aller Städte am Ende der Runde noch notwendig sind, umso weniger Punkte bekommt der Spieler im Einzelnen. Letztendlich wiederholt sich das Spielprinzip dann so lange, bis einer der Spieler eine bestimmte Anzahl von Punkten erreicht hat. „Trans Europa“ sorgt somit für ein eher simples und kurzweiliges Spielerlebnis, in das vor allem auch jüngere Spieler schnell und einfach einsteigen können. Immerhin beschränkt sich auch die Anleitung auf wenige Seiten.
Die Liebe zur Einfachheit
Schade ist dann allerdings, dass „Trans Europa“ weder die spielerische Tiefe von „Zug um Zug“, noch die hohe Spannung von „Union Pacific“ erreicht. Das liegt vor allem daran, dass sich die jeweiligen Strecken kaum voneinander unterscheiden, wenn man einmal davon absieht, dass etwa Gebirge oder Flüsse gleich zwei Züge statt nur einen benötigen und dadurch einen längeren Bau benötigen. Dass man aber etwa unterschiedliche Schienenkarten wie in „Union Pacific“ oder Strecken mit farblichen Besonderheiten wie in „Zug um Zug“ vorfindet, kommt bei „Trans Europa“ leider nicht vor. Auch auf Aktien, Gelder oder Blockadetaktiken müssen wir verzichten. Damit eignet sich das Spiel zwar umso mehr für ein noch jüngeres Einstiegsalter, könnte aber vor allem erwachsene und erfahrene Spieler auch schnell langweilen.
Ein kleiner Bonus
Damit das nicht ganz so schnell passiert, liefert Ravensburger aber immerhin gleich zwei Spiele in einem: Auf der Rückseite des Spielbretts finden wir nämlich auch noch eine Karte der Vereinigten Staaten von Amerika. Anders ausgedrückt: Neben „Trans Europa“ findet sich somit auch das Gegenstück „Trans Amerika“ in der Schachtel, das man in der Vergangenheit noch einzeln kaufen musste. Vor allem für Neueinsteiger bietet sich somit eine enorme Preisersparnis im Vergleich zur Erstauflage von Winning Moves. Das Spielprinzip allerdings unterscheidet sich auch auf der amerikanischen Karte nicht wirklich und bleibt langfristig ähnlich eintönig. Da hätten wir uns doch ein paar spannendere Neuheiten gewünscht, die es in der damaligen Version noch nicht gab. Dennoch: Für den kurzweiligen Familienspaß, der ohne große Erklärungen der Regeln auskommt, eignet sich „Trans Europa“ trotzdem perfekt.
Fazit:
Auch die Neuauflage des inzwischen knapp fünfzehn Jahre alten Klassikers des Eisenbahn-Legespiels sorgt noch immer für einen kurzweiligen Spaß für die ganze Familie, der mit einem sehr einfachen Einstieg überzeugt. Leider erreicht „Trans Europa“ dabei aber zu keiner Zeit die Spieltiefe von „Zug um Zug“ oder „Union Pacific“.