Kritik:
Japanische Routen für den Train Simulator sind schon eine echte Seltenheit. Immerhin dominieren doch überwiegend britische, deutsche und amerikanische Erweiterungen den Markt. Dass dann ausgerechnet auch noch eine fiktive Route mit ausgefallenen Fahrzeugen auftaucht, überrascht umso mehr. Bei „The Story of Forest Rail“ begeben wir uns auf eine solche fiktive Fahrt.
Grün – überall grün
Ganz so fiktiv, wie es auf den ersten Blick den Anschein macht, ist die Strecke allerdings nicht. Tatsächlich basiert die Route nämlich auf der heute stillgelegten Furusato Ginga Strecke, die einst vor allem für Holztransporte und später überwiegend für den Passagierverkehr eingesetzt wurde. An dieser Stelle allerdings endet bereits der reale Bezug, denn jegliche Orte und auch Ortsnamen sind vollständig fiktiv. Das merkt man dann auch bei der Streckengestaltung selbst, die insgesamt sehr grün gehalten wurde. Gräser und Wälder dominieren die Route und nur kleine Ortschaften mit meist eingleisigen Bahnhöfen laden zu einer verträumten Fahrt ein. Die besondere Herausforderung der Strecke besteht derweil in den häufigen starken Steigungen und Gefällen von teilweise mehr als fünf Prozent. Das macht es nicht gerade einfach, die Geschwindigkeit zu halten und erhöht den Schwierigkeitsgrad deutlich.
Die letzten Glühwürmchen
Und obwohl man hier auf der fast gänzlich eingleisigen Strecke kaum Gegenverkehr vorfindet und nicht einmal auf die nahezu immer grünen Signale achten muss, hat die Strecke ihren ganz eigenen Charme. Das kommt daher, dass die Streckendesigner besonders viel Wert darauf gelegt haben, die japanische Kultur möglichst gut wiederzugeben. Das sehen wir einerseits an den Gebäuden und buddhistischen Tempeln, andererseits aber auch an den liebevoll eingebauten animierten Glühwürmchen, die wir entlang der Strecke vorfinden. Und auch das umherfliegende animierte Laub erhöht den Detailgrad ein wenig. Ganz überzeugen kann die Strecke damit aber leider trotzdem nicht, denn schnell stellt sich auch ein hoher Wiederverwertungseffekt ein. Vor allem die Flora und die Gebäude wurden sichtlich häufiger wiederverwendet. So haben wir schnell den Eindruck, doch immer wieder dasselbe Gras und dieselben Blumen zu sehen, was wohl auch den Tatsachen entspricht. Viel Abwechslung gibt es auf der Route selbst also nicht.
Die Geschichte von Izumi
Dafür gibt es eine weitere Besonderheit, denn den Namen der Route darf man gerne wörtlich nehmen: In „The Stoy of Forest Rail“ gibt es nämlich tatsächlich eine Geschichte. In drei Standardszenarien, die nicht im Karrieremodus spielbar sind, erleben wir nämlich die Story von Izumi Chisa, die einen neuen Job bei einem Eisenbahnunternehmen annimmt. In kleinen Texteinblendungen sehen wir dabei die Dialoge zwischen ihr und ihrem neuen Arbeitgeber und treffen auf liebevoll gestaltete Anime-Figuren, die Fans des Genres sicherlich begeistern können. Und ganz ohne sind diese drei Standardszenarien nämlich auch nicht: Izumi muss nämlich einen defekten und demolierten kleinen Schienenbus fahren, der seine besonderen Eigenheiten hat. Dazu zählen unter anderem ausfallende Bremsen und spannende andere Schäden, die die Szenarien ziemlich witzig werden lassen. Derartiges haben wir jedenfalls in noch keiner Erweiterung für den Train Simulator erlebt.
Eintönigkeit in der Karriere
Das Hauptproblem der Strecke liegt allerdings darin, dass die Aufgaben doch relativ schnell eintönig und damit langweilig werden. Die Standardszenarien bieten nämlich gerade einmal eine Spielzeit von nur 90 Minuten. Danach bleiben lediglich die Karriereszenarien, die auf Grund der ansonsten wenig abwechslungsreichen Strecke ausschließlich aus einfachen Fahrten von A nach B bestehen. Entgegenkommender KI-Verkehr, Umleitungen oder wenigstens rote Signale suchen wir dabei vergebens. Und auch Güterverkehr ist nicht mit von der Partie, obwohl die Strecke bestens für den historischen Holztransport geeignet wäre. Das mindert den Spielspaß somit recht schnell, auch wenn wir in den Karriereszenarien immerhin einen weiteren (besser funktionierenden) und moderneren Schienenbus fahren dürfen, der doch recht ausgefallen gestaltet wurde und ebenfalls einem realen Vorbild entspricht.
Finsternis im Führerstand
Da ein Schienenbus allerdings auch nicht so viele Funktionen erfüllt, wie größere Lokomotiven, ist allerdings auch der Simulationsgrad des Innenlebens recht klein ausgefallen. So können wir also überwiegend nur Beschleunigen, Bremsen und die Richtung ändern. Ansonsten finden wir gerade einmal eine Handbremse und – immerhin – zwei Schalter für das manuelle Öffnen der linken und rechten Tür vor. Dafür fehlen aber selbst Knöpfe zum Einschalten des Lichts innerhalb des Fahrzeuges komplett und auch andere Funktionen vermissen wir schnell. Dass man übrigens aus der Fahrersicht diverse Fahrgäste im Zug sieht, diese von außen allerdings nicht mehr erkennbar sind, trübt den Spielspaß zusätzlich ein wenig. Damit dürfte „The Story of Forest Rail“ also vermutlich nicht zu den Favoriten unter den Streckenerweiterungen gehören, bietet aber zumindest mal eine kleine Abwechslung vom üblichen „Train Simulator“-Alltag.
Fazit:
Mit einer ungewöhnlichen fiktiven Route, zwei ausgefallenen Fahrzeugen und kreativen Standardszenarien samt Story hebt sich „The Story of Forest Rail“ durchaus positiv von der Konkurrenz ab. Leider sorgt der hohe Wiederverwertungseffekt und mangelnder KI-Verkehr schnell für eine aufkommende Eintönigkeit, welche die Spielspaßkurve auch ebenso schnell wieder sinken lässt.