Kritik:
Bereits beim Betreten des Zuges im Mannheimer Hbf zeigt sich, dass die Spieler kein großes Problem haben dürften, den überwältigenden Bahnhof wiederzuerkennen. Die komplexen Gleisanlagen sind nahezu originalgetreu angelegt und sogar die Oberleitungen entsprechen einigermaßen dem Original. Aber vor allem die legendäre gelbe Brücke mit ihren Straßenbahnen sorgt für den ersten markanten Wiedererkennungspunkt auf dieser Route. Die Macher haben sich alle Mühe gegeben, diese möglichst realistisch einzubauen. Schade ist an der Stelle, dass wir lediglich nach Karlsruhe fahren, denn vor allem die Einfahrt von Zügen aus Frankfurt ist entlang des Hafens mit Blick auf den Fluss doch sehr spannend. Dennoch sorgt auch die Strecke nach Karlsruhe für interessante Momente.
Doppelte Strecke
Eigentlich hat man bei „Mannheim – Karlsruhe“ ja gleich zwei Strecken eingebaut. Da wäre einerseits die Regionalbahnstrecke der Rheinbahn, die exakt dem originalen Streckenverlauf folgt. Der Weg führt dabei neben Hockenheim und Schwetzingen auch über den erstaunlich großen Bahnhof in Graben-Neudorf. Gleich daneben findet sich dann die Hochgeschwindigkeitsroute für den Fernverkehr, auf der neben dem Intercity Express auch die etwas langsameren IC-Züge verkehren. In der Nacht dann wird die Strecke – zumindest laut dieses Routen-Addons – für den Güterverkehr freigegeben, an den wir uns in den Szenarien ebenfalls wagen können. Besonders gelungen sind entlang der Strecke dann vor allem das Industriegebiet am Mannheimer Hafen mitsamt seiner zahlreichen Rohre, die interessante Einfahrt nach Karlsruhe, als auch ein paar der größeren Zwischenstationen. Ebenso ein langer Tunnel, durch den wir uns mit dem Fernverkehr begeben dürfen.
Umfangreiches Rollmaterial
Interessant ist wohl die Tatsache, dass dem Routen-Addon gleich vier verschiedene Lokomotiven beiliegen, was für einen solchen DLC wirklich ungewöhnlich ist. Primär begeben wir uns dabei dann in die Baureihe 189, die wir speziell im Güterverkehr entlang des Rangierbahnhofes und Umschlagplatzes steuern dürfen. Zusätzlich geht es dann mit der klassischen Baureihe 425, die wir mit ihren Triebwagen wohl im gesamten Land desöfteren bewundern dürfen, auf die Regionalbahnstrecke, ehe wir uns dann an ein paar kurze Sprints mit dem ICE 3M wagen dürfen, der ebenfalls zwischen Mannheim und Karlsruhe auf der Fernverkehrsstrecke verkehrt. Ebenfalls vorhanden ist eine Rangierlok der Baureihe 294, die wir innerhalb der Szenarien vor allem im KI-Verkehr entgegen kommen sehen und die damit den optischen Reiz der Strecke erweitert. Im Modus der „freien Fahrt“ dürfen wir aber auch an das Steuer dieser Lokomotive. Und wem das noch nicht reicht, darf auch gleich zum Twin Pack mit der Baureihe 145 greifen, die dann ebenfalls nochmal drei verschiedene Routen für die Mannheim – Karlsruhe-Strecke mitliefert.
Triebwagen ohne Details
Schade ist derweil allerdings, dass es sich bei all dem Rollmaterial leicht nicht um die besten Lokomotiven handelt, die es mittlerweile für den Train Simulator gibt. Das liegt dann vor allem an den mangelnden Details in der Führerstandansicht, wo eben doch viele Funktionen fehlen. Das Armaturenbrett wirkt oft etwas detaillos, die Bildschirme sind nicht animiert und auch sonst lässt sich bis auf die Standardfunktionen nicht viel bedienen. In der Außenansicht sieht das dann ähnlich aus: Bei der Baureihe 425 fehlt etwa die typischen Logos des Verkehrsverbundes an den Seiten und auch bei der Fahrgastansicht stellen wir doch schnell fest, dass typische Aufkleber an den Decken und Wänden nicht durch Texturen umgesetzt werden. Dabei wissen wir doch alle, dass sich über den Türen ein Plakat mit den Linien und Strecken des jeweiligen Verbundes befindet.
Fahren nach realem Fahrplan
Etwas realistischer wird es dann allerdings bei der Umsetzung der jeweiligen Karriereszenarien. So hält man sich doch ziemlich genau an den exakten Streckenverlauf und setzt auch die Linien korrekt um. In den Szenarien der Baureihe 425 dürfen wir etwa die Linie RB2 zwischen Mannheim und Karlsruhe fahren, die hier auch mitsamt der Liniennummer der realen Fahrt entspricht. Selbstverständlich finden wir selbige Beschriftung dann auch auf der Matrixanzeige des Zuges selbst vor. Schade ist dann, dass man jenes nicht unbedingt von den IC-Fahrten der Baureihe 145 sagen kann, wenn etwa auf den IC-Waggons solch unsinnige Angaben wie „IC RE3“ zu finden sind, die in der Realität so kaum vorkommen. Allerdings muss man an dieser Stelle eben noch einmal betonen, dass die Szenarien dieser Baureihe nicht zum Standardumfang des Routen-Addons gehören.
Grüne Welle
Apropos Szenarien: Leider muss man ebenso feststellen, dass sich die Karriereszenarien nicht unbedingt an erfahrene Spieler richten, sondern doch eher für Einsteiger von Interesse sein könnten. Eine echte Herausforderung suchen wir schließlich vergebens. In den meisten Fällen fahren wir nämlich lediglich eine vorgegebene Strecke von A nach B ab und halten dabei an den jeweils angegebenen Stationen. Dummerweise kommt es dabei auch selten zu unvorhergesehenen Ereignissen, sodass wir doch meist nur der grünen Welle nach Fahrplan entlang fahren – eine hohe Punktzahl sollte dabei sehr einfach erreicht werden können. Beim ICE 3M wird es dann gar noch einfacher: In jeweils zwei etwa 25-minütigen Szenarien fahren wir lediglich ohne Zwischenhalt von Mannheim nach Karlsruhe oder umgekehrt und müssen nicht einmal an einem Signal halten. Richtig spannend ist das nun nicht. Da sind wir schon froh, dass wir in einem der Güterszenarien einmal überlegen müssen, welche Weichen wir zu stellen haben und hin und wieder gar Waggons ankuppeln dürfen. Eine echte Herausforderung ist aber selbst das nicht.
Erweiterungsmöglichkeiten
Man muss abschließend wohl feststellen, dass die Strecke „Mannheim – Karlsruhe“ hauptsächlich wegen der verschiedenen Erweiterungsmöglichkeiten vor allem für Spieler mit Interesse am Güterverkehr interessant wird. So besteht bereits jetzt die Möglichkeit, mit der Baureihe 261 eine Lok namens „Voith Gravita“ zusätzlich zu erwerben, die zu den neuesten Rangierlokomotiven der Deutschen Bahn gehört. Und mit zwei weiteren Lokomotiven des privaten Leasingunternehmens MRCE gibt es noch weiteres Rollmaterial mit passenden Güterszenarien für diese Strecke. Die bereits vorhandenen und durchaus abwechslungsreichen Güterwaggons dürften dann auch die Möglichkeit bieten, interessante Zugkombinationen zusammenzustellen, die dem realen Bahnverkehr auf der Strecke einigermaßen entsprechen.
Fazit:
Mit umfangreichem, aber nicht ganz so detailliertem Rollmaterial und eher einfachen Karriereszenarien richtet sich die „Mannheim – Karlsruhe“-Strecke vor allem an Einsteiger, die sich zunächst gutes Basismaterial zusammenkaufen möchten. Erfahrenere Spieler kommen für die nötige Herausforderung allerdings nicht drumherum, weitere Lokomotiven käuflich zu erwerben. Insgesamt richtet sich die Strecke zudem primär an Güterzugfans, da die interessantesten Szenarien dieses Aufgabengebiet umfassen.