Kritik:
Wer einmal Lust hat, über den Tellerrand der deutschen Strecken hinaus zu schauen und es vor allem auf den Passagierverkehr abgesehen hat, darf gut und gerne auch einmal einen Blick in die britischen Addon-Routen werfen, die vor allem rund um London für interessante Streckenabschnitte sorgen. Denn hier gilt: Auf den typischen Güterverkehr müssen wir grundsätzlich verzichten. Stattdessen geht es mit kleinen, vergleichsweise langsamen Nahverkehrszügen im Triebwagen-Führerstand an die kleinen, mitunter recht kurzen Stationen oder im Hochgeschwindigkeitszug auf einen 122 Kilometer langen Streckenabschnitt von London nach Peterborough.
Blick aufs Emirates Stadion
Dass die Route dabei natürlich auch einige Highlights zu bieten hat, sollte klar sein. Insbesondere die Gegend in und um London kann sich überaus sehen lassen. Da wäre einerseits ein detailliert nachgebauter Kopfbahnhof von King’s Cross, in dem wir die gewölbten Decken bewundern und mit einer knifflig langsamen Geschwindigkeit direkt aus einem Tunnel in den Bahnhof einfahren dürfen. Gleich hinter der Ausfahrt erwartet uns dann außerdem das Emirates Stadion und viele andere Sehenswürdigkeiten, die London-Urlauber sicherlich wiedererkennen können. Doch auch die Streckenabschnitte entlang des Flusses, durch häufige Tunnel nördlich von London oder der Blick über die Bäume, wenn wir auf den Brücken entlang fahren, können sich sehen lassen. Dazu gesellen sich liebevoll gestaltete Bahnhöfe, die zu keiner Zeit den Eindruck erwecken, wiederverwertet zu sein. Hier hat alles seinen Wiedererkennungswert.
Eintönige Gleisführung
Trotzdem gehört die “East Coast Main Line” von London nach Peterborough sicherlich nicht zu den spielerisch spannendsten Strecken, was insbesondere auch der Streckenführung geschuldet ist. Durch die überwiegend 4-gleisige Strecke geht es doch meistens nur gerade aus und wir haben extrem häufig eine komplett freie Fahrt. Dass dabei nur einzelne Szenarien eine besondere Aufmerksamkeit vom Spieler verlangen, ist ziemlich schade, denn stupides Fahren auf gleich bleibender Geschwindigkeit kann schließlich auch einmal langweilig werden. Obwohl die “East Coast Main Line” genau damit sicherlich einen hohen Realismusgrad vorzuweisen hat. Immerhin erlaubt das Rollmaterial jeweils eine gänzlich andere Fahrweise, da Beschleunigung und Bremsen sich grundlegend unterscheiden. Auch sind Nahverkehrszüge als einzige mit einer automatischen Geschwindigkeitskontrolle ausgestattet, während die Spieler dies beim Hochgeschwindigkeitszug selbst regelmäßig anpassen müssen.
Achtung: Bauarbeiten
Bei den Szenarien ist allerdings dann doch – zumindest vereinzelt – etwas Abwechslung geboten. Geht es in den meisten dabei zwar nur um gewöhnliches Einhalten eines Nahverkehrsfahrplans, bleiben doch zwei oder drei gelungene Karriereszenarios übrig. So haben sich die Entwickler also auch eine etwas schwierigere Aufgabe ausgedacht, wenn wir beispielsweise auf temporäre Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Grund von Bauarbeiten stoßen, die lediglich in einem einzelnen Szenario auftauchen. Da muss man vor allem auf Sicht fahren und dabei Schilder beachten, die nicht in der Karte eingezeichnet sind. Nicht immer einfach, zumal die Macher hier an Überraschungen gedacht haben. Doch auch Fahrten bei Schnee oder Gewitterstürmen haben einen gewissen Reiz, auf Grund unterschiedlicher Verhaltensweisen der einzelnen Züge.
Kleine Extras
Hat man sich damals die Vollversion des “Train Simulator 2015” angeschafft, kann man übrigens von Glück sprechen. Der Publisher hat seinerzeit nämlich für jene Käufer gleich einen weiteren Hochgeschwindigkeitszug, sowie drei zusätzliche Szenarien beigelegt. Dabei steuern wir einen weißen Hitachi Express der British Railways Class 801 und bekommen es auch einmal mit langen Zügen zu tun, die vom Fahrverhalten her durchaus ein wenig den deutschen ICE-Zügen ähneln. Hier haben vor allem erfahrene Spieler eine zusätzliche Herausforderung, denn das Halten eines langen Zuges an knapp bemessenen Bahnsteigen, auf denen der Zug gerade einmal ganz knapp drauf passt, ist nicht immer leicht und daher recht spannend. Übrigens: Die Route funktioniert natürlich auch auf der neuen 2016er Version und durch ein Nachkaufen der 2015er Version anstelle der einzelnen Route kann man auch jetzt noch an den zusätzlichen Zug kommen.
Fazit:
Mit der “East Coast Main Line”-Route von London nach Peterborough liefert Dovetail Games eine spannende britische Strecke für Freunde des Passagierverkehrs und hat speziell für Käufer der 2015er Version des Train Simulators noch ein kleines Highlight zu bieten.