Kritik:
Dass man ein Videospiel ausgerechnet einem Autoren widmet, ist schon außergewöhnlich genug. Wenn es sich dabei allerdings auch noch um Franz Kafka handelt, kann man gerne einmal ins Staunen kommen. Immerhin war der Autor doch einst für seine undurchsichtigen und skurrilen Geschichten bekannt, die letztendlich auch den Begriff „kafkaesk“ etabliert haben. Umso spannender also, dass das „Franz Kafka Videogame“ selbst eine solche Richtung einschlagen möchte.
Minimalistische Kunst
Das Spiel selbst ist dabei auf den ersten Blick recht minimalistisch ausgefallen, wie man es von Daedalic durchaus gewohnt ist. Mehr als das Spiel starten und beenden, sowie den Fenstermodus einstellen ist praktisch nicht möglich. Umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten suchen wir vergeblich. Die sind allerdings auch nicht nötig, wurde das Spiel nämlich komplett in einem 2D-Zeichentricklook gehalten, bei dem sich die jeweiligen Rätsel und Szenen in abstrakten Bildern oder skurrilen Kunstszenen abspielen. Da gäbe es also grafisch ohnehin nicht viel einzustellen. Eines macht der russische Entwickler Denis Galanin (das Spiel ist ein Ein-Mann-Projekt) damit allerdings schnell klar: Computerspiele haben tatsächlich das Zeug dazu, originelle Kunst sein zu können. Und Gewalt brauchen sie dafür wahrlich auch nicht immer.
Psyche in Bildern
Interessant sind die Bilder dabei allemal, denn sie ergeben nicht immer gleich Sinn. So entspringen sie schließlich der Psyche des Hauptprotagonisten und zeigen daher desöfteren auch mal reine Fantasiegebilde. Dazu können Monster zählen, die den Kreaturen aus dem alten „Hamlet“-Spiel ähneln, aber auch Kreuzungen aus Insekten und Menschen oder Luftschiffe, die an Ballons in die Höhe gezogen werden und so ebenfalls kaum der Realität entsprechen könnten. Jedes einzelne dieser Bilder besteht dabei allerdings aus einem kreativen Rätsel, bei dem wir etwa (englische) Wörter finden müssen, Zahlenrätsel lösen oder auf skurrile Weise unseren Weg freimachen sollen. Die Lösungen der jeweiligen Aufgaben sind dabei stets innerhalb der Bilder und Szenen versteckt – allerdings in keinem der Fälle sofort offensichtlich erkennbar. Manches Mal kann man als Spieler dabei sogar ein wenig verzweifeln, wenn das aktuelle Rätsel mal wieder überhaupt keinen Sinn zu machen scheint.
Mit Tipps zum Erfolg
Der Schwierigkeitsgrad unterscheidet sich dabei grundlegend. Bei dem einen Rätsel mag man auf Anhieb selbst auf die Lösung kommen, bei anderen benötigt man womöglich gleich mehrere Tipps, um endlich seinen Aha-Moment zu erleben. Zum Glück sind wir allerdings nicht auf uns allein gestellt, denn in jedem Rätsel erhalten wir tatsächlich bis zu zwei Tipps, die nach dem Ablauf einer bestimmten Zeit (meist weniger Minuten) eingeblendet werden können. Und spätestens beim zweiten Tipp gelang uns dann stets die Lösung, sodass wir während unseres Tests kein einziges Mal in eine Komplettlösung schauen mussten. Das ist grundsätzlich gut, denn nicht zwangsläufig Standard bei den Abenteuerspielen von Daedalic. Insgesamt hängt die Schnelligkeit bei der Lösungsfindung aber grundsätzlich auch von der Wahrnehmung und Denkweise des Spielers ab. Die Rätsel sind dabei nämlich so abwechslungsreich, dass sicherlich jeder Spieler unterschiedliche Aufgaben als einfach oder schwer empfinden wird. Spannend bleibt es so aber auf jeden Fall, selbst wenn die Gesamtspielzeit mit unter zwei Stunden leider ein wenig kurz ausgefallen ist.
Fazit:
Skurriles Rätselspiel mit faszinierend absurden Aufgaben und einer regelrecht „kafkaesken“ Darstellungsform. Spiele können also definitiv auch Kunst sein.