Im Mittelpunkt der Veranstaltung – und das sollte den Besuchern auch möglichst bewusst sein: Die Highland Games. Ein Wettkampf, bei dem zahlreiche starke Männer und Frauen in verschiedenen Disziplinen (und natürlich im Kilt) gegeneinander antreten, um ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Da wurden riesige Baumstämme geworfen, bis zu 100 kg schwere Steine eigenhändig transportiert oder Holz über die Wiese hinter sich her gezogen. Spaßig anzusehen ist das, aber: Wer das Scotfest in Goch besucht, der sollte sich bewusst darüber sein, dass es sich hier zum größten Teil um ein Sportevent handelt. Das Schottische Festival ist eben ebenso wenig ein “Mittelaltermarkt mit schottischen Ständen”, noch ein Musikfestival.
Obwohl man so ganz auf Musik natürlich nicht verzichten musste: Wer die traditionellen Klänge eines Dudelsacks mag, kam hier natürlich ordentlich auf seine Kosten. Ganze Bands wanderten hier ständig über das Gelände, um die Besucher mit ihren Dudelsäcken zu beglücken und am Sonntag Nachmittag wurden dann sogar die besten Dudelsack-Spieler von einer Jury mit Pokalen prämiert. Wenn man es sogar ganz genau nimmt: Eigentlich gab es hier so viel Dudelsack-Musik, dass diese Klänge schon beinahe zu einem Hintergrundgeräusch wurden, das die Atmosphäre des Festivals ausmachte und uns immer ein wenig das Gefühl von Schottland vermittelte.
Was es nicht gab: Ein richtiges Bühnenprogramm mit professionellen Bands, die jenes Publikum unterhalten hätten, die sich für Sport nicht ganz so sehr interessieren. Und das, obwohl es auf einem nahezu ungenutzten Vorplatz sogar eine fest installierte Bühne gegeben hätte, die zur Nutzung durch Bands einladen würde. Es müssten ja keine teuren Stars sein – aber nicht einmal auf schottische Bands wie den Red Hot Chili Pipers (nein, kein Schreibfehler) oder ein bisschen Scotish Folk durfte man hier hoffen.
Eigentlich ist es sogar noch viel schlimmer: Insgesamt gab es doch erstaunlich wenig Schottisches auf diesem schottischen Festival. An dieser Stelle wollen wir ehrlich sein: Als Besucher, die noch nie Schottland besucht haben und auch zum ersten Mal auf dem Scotfest waren, hätten wir zahlreiche Dinge erwartet, die wir noch nicht kennen. Tatsächlich gab es aber nicht einmal jene schottischen Produkte, die wir bereits kennen und erwartet hätten. An der Bierbude fanden sich Bitburger und Diebels, statt Belhaven und Brewdog. An den Essensständen fanden wir Currywurst und Waffeln, statt English Pie und schottischen Porrdige. Immerhin konnten die Mutigen mal ein echtes Haggis probieren und der Whiskystand von Spirits of the Highlands hatte eine ordentliche Auswahl schottischer Whiskys zu bieten. Dazu ein Mönchengladbacher Händler mit seinem leckeren Fudge. Aber dennoch, liebe Veranstalter: Soll das alles gewesen sein, was Schottland hergibt? Kurzum: Für Schottland-Fans, die sich weniger für Sport begeistern können, ist das schottische Festival in Goch leider noch ausbaufähig.