Wie es so ist, aus dem Norden in den Ruhrpott zu reisen, dabei ausgerechnet eine Unterkunft in Gelsenkirchen zu beziehen und anschließend sogar Bochum für das Paradies zu halten, konnte Kaschte, sicher etwas ironisch gemeint, nicht für sich behalten. Passende Songs dazu, wie “Parasitenfotze” oder “Stromausfall im Herzspital” hatte die Band dafür natürlich auch im Gepäck – denn Samsas Traum haben fast für jede Lebenslage einen passenden Hit auf Lager. Generell machte sich Kaschte aber an diesem Abend auch einen Spaß daraus, zwischen den Songs viel mit dem Publikum zu interagieren. Auf politische Statements verzichteten Samsas Traum dabei. Stattdessen fielen dem Sänger immer wieder alte Shirts und Merchandise-Artikel der vergangenen Jahrzehnte auf, die Fans noch heute tragen und von Kaschte anerkennend gelobt wurden. Auch in diesem Fall natürlich, um einen passenden Song des entsprechenden Albums oder der entsprechenden Zeit zu spielen. Wie ein roter Faden eben, für den auch die Fans sorgen.
Am Ende darf eine Zugabe bei Samsas Traum aber natürlich nicht fehlen. Denn: Die Fans “gehen ohne Kugel nicht ins Bett”, wie sie anstelle der üblichen “Zugabe”-Rufe fordernd in Richtung Backstage schreien. Gemeint ist damit der Song “Kugel im Gesicht”, der wohl zu den beliebtesten Hits der Band gehört und grundsätzlich zum Abschluss gespielt wird. Dabei bliebt es in der Zugabe dieses Mal allerdings nicht: Die passenden Songs für Circle Pit und Crowdsurfing gab es mit “Die Zärtlichkeit der Verdammten” und “Ein Fötus wie du” ebenfalls, um die Fans zum großen Finale nochmal so richtig einzuheizen. Selbst die Fans bekamen dabei ihren persönlichen Einsatz und durften “Ich wünsch’ mir, dass das Zebra schweigt” a capella singen, während sich die Band einfach mal auf die Bühne setzt und den Gesängen lauscht. Und wenn Fans einer Band einen kompletten Song so auswendig kennen, dass sie ihn gänzlich allein singen können (und zwar ohne dass der Auftritt ausverkauft gewesen wäre), kann man das wohl zweifelsfrei als Erfolg werten. Samsas Traum sind ein besonderes Erlebnis.
Fotos: Rene Daners