Dee Snider (Twisted Sister)
Pünktlich um 20 Uhr ging es da los mit einer kleinen Videoshow, in der “Eye of the Tiger” das Publikum auf den nun folgenden Abend einstimmen sollte. Showmaster Sascha Krebs, der zum letzten Mal mit auf Tour war und auch für seine Aktivitäten beim Queen-Musical “We will rock you” bekannt ist, begrüßte das Publikum und zögerte nicht lange, die Zuschauer auch selbst mit seinem Gesangstalent einzuheizen. Das aber nicht ganz allein: Ronnie Romero von der Band “Rainbow”, dessen Name heute vielleicht nicht mehr jedem geläufig ist, dessen Songs wie “Since you been gone” aber doch jeder kennt. Dahinter: Ein riesiges klassisches Orchester, das mit ihren zahlreichen Streichinstrumenten die Rockstars unterstütze. Hier wurden die Songs nicht in klassische Versionen umgewandelt, sondern die Songs um Geigen und andere klassische Instrumente erweitert – ein völlig neues Sounderlebnis.
Gleich danach eine der vielleicht größten Stimmen der Rockgeschichte, die in diesem Jahr erstmal bei “Rock meets Classic” dabei war: Maggie Reilly ist eine der Originalsängerinnen von Mike Oldfield. Die echte Stimme hinter alten Songs wie “Moonlight Shadow”, “To France” und “Everytime we touch”. Alle drei bekannten Mega-Hits durfte die legendäre Sängerin – unterstützt von Band und Orchester – auf der Bühne der Arena Oberhausen performen. Mit ihrer herausragenden Sopran-Stimme bleibt dieser Auftritt auf jedem Fall im Gedächtnis.
Joey Tempest (Europe)
Jeder einzelne der großen Stars sollte dabei mindestens drei seiner größten Hits performen dürfen. Manche sogar ein paar mehr. Auch Mike Tramp, Frontsänger der Hard Rock-Band White Lion heizte das Publikum mit seinen Hits wie “Wait” schnell ein. Zwischendurch durfte es bei ihm aber auch mal etwas ruhiger werden, wenn er einen Song den zahlreichen verstorbenen Legenden des Hard Rock widmete und gemeinsam mit dem Orchester einen der gefühlvollsten Songs des gesamten Abends anspielte. Während die Bilder mit dem Todesdatum der jeweiligen Künstler hinter ihm auf die Leinwand projiziert wurden, war das Publikum sichtlich ergriffen von der Ballade des Stars.
Fast ein bisschen wie ein kleiner Stilbruch, wenn man bedenkt, welch großartiges Duo gleich danach folgen sollte: Bernie Shaw und Mick Box von Uriah Heep sollten gleich darauf folgen und dem Publikum zeigen, was echter Classic Hard Rock eigentlich ist. Das Publikum, das bei derartigen Alt-Rockern traditionell auch etwas älter ist, konnte da endlich einmal beweisen, welch Energie noch in ihm steckt: Die komplette Arena, die eigentlich aus Sitzplätzen bestand, stand auf einmal und reckte die typische “Metal-Pommesgabel” in die Höhe. Und noch mehr: Songs wie “Lady in Black” kannten die Fans so gut auswendig, dass einfach mal ausnahmslos das gesamte Publikum die Hits mitsang. Am Ende riefen tausende Menschen bei einer Standing Ovation nach einer Zugabe, obwohl Uriah Heep längst nicht der letzte Act dieses Abends sein sollte.
Bernie Shaw (Uriah Heep)
Einer der Headliner, Dee Snider, sollte schließlich auch noch folgen. Der ehemalige legendäre Frontmann der aufgelösten Band “Twisted Sister” trat mit seinen gewohnten blonden Locken auf die Bühne und bewies schnell, wieso ihm die Energie trotz seines Alters von 68 Jahren längst nicht ausgegangen ist. Zu einigen wenigen Zuschauern im Publikum, die trotz berühmter Hits wie “We’re not gonna take it” immer noch auf ihren Stühlen saßen, scherzte der Star kurzerhand, “diese müssten über 100 Jahre alt sein, wenn schließlich selbst er mit 68 noch auf der Bühne stünde”. Die meisten ließen es sich aber nicht nehmen, spätestens bei “We wanna Rock” so richtig abzugehen. Kein Wunder, denn Dee Snider hat mit seinem Solo-Programm, das er sogar eine Gangart härter spielt, immerhin auch zahlreiche jüngere Fans gewinnen können. Selbst in einer Folge der beliebten Netflix-Serie “Cobra Kai” wurde er kurzerhand als “genialster Rockstar aller Zeiten” bezeichnet. Dass “Dee fucking Snider” es immer noch drauf hat, dürfte nach diesem Auftritt mehr als klar sein.
Als letzter Act dann niemand geringeres als Joey Tempest, seines Namens Frontmann der schwedischen Hard Rock-Band “Europe”. Mit einer gewissen optischen Ähnlichkeit zu Jürgen Drews (haha), rannte der 59-jährige voller Energie über die komplette Bühne und ließ dabei auch das Stativ seines Mikrofons gerne einmal wie ein Propeller vor sich hin schwingen. Sogar ein bisschen auf Tuchfühlung mit den Fans ging er, als er kurzerhand vor der Bühne sprang, quer durch die Arena rannte und jedem seiner Fans die Hand reichte. Kein Wunder, dass Joey Tempest dann auch das Finale anspielen durfte: Während alle Stars des Abends in einer Art “Closing Ceremony” nochmal gemeinsam auf die Bühne kamen, lief Europes größter Hit “The Final Countdown”, den wir wohl alle seit vielen Jahren als bekannteste Silvester-Hymne kennen. Auch hier eine echte Besonderheit, wenn einige Strophen doch plötzlich von Dee Snider oder Ronnie Romero, statt Joey Tempest gesungen werden. So hat man den “Final Countdown” jedenfalls noch nicht gehört. Nach mehr als 2,5 Stunden endete das Spektakel dann mit einem Knall voller Pyrotechnik und kündete eine weitere Tournee im Jahre 2024 an.
Ronnie Romero (Rainbow)