Der Auftritt am 28. Juni 2024 im Kulttempel Oberhausen, zumeist als eher kleinere Location der schwarzen Szene bekannt, bot aber genau das, was man von einer Band erwartet, die vor allem mit ihrem Handwerk punktet. “Qntal” (die laut Wikipedia übrigens “Kan-tall” ausgesprochen werden) verzichten auf eine ausufernde Show mit Pyrotechnik oder allzu beeindruckenden visuellen Effekten. Der Auftritt erinnert in seiner Aufmachung etwas an Joe Bonamassa: Ganz ohne den Drang, ein Effektspektakel zu veranstalten, lässt die Band ihr Können an den Instrumenten für sich sprechen. Und davon gibt es reichlich, denn gefühlt scheinen “Qntal” einfach jedes Musikinstrument zu beherrschen. Fast zu jedem Song werden diese gewechselt, um einen abwechslungsreichen Auftritt abzuliefern.
Dabei gab es sogar so manch kreative und experimentelle Gegenstände zu hören. Sängerin Sigrid Hausen hat offenbar eine gewisse Freude daran entdeckt, ein zur Flöte umgebautes Trinkhorn auf der Bühne zu spielen. Den Jubel der Fans aus der Mittelalter-Szene, die zu ihrer Gewandung oftmals selbst ein Horn mit sich führen, hat sie damit jedenfalls schnell sicher gehabt. Doch auch aus dem Kehlkopf dürfen die instrumentalen Töne manchmal kommen: In der linken hinteren Ecke der Bühne versteckte sich ein Asiate, der mit einer Art mongolischem Kehlkopfgesang das Konzert begleitete und damit für Begeisterung sorgte. Die komplexe Klangabstimmung konnte dabei auch dank des ausgiebigen Soundchecks vorab bestens überzeugen.
Genauso kreativ dann auch die Texte: Qntal spielen häufig Songs vergangener Zeiten, häufig auch Coversongs längst vergessener Lieder. Das ist nicht immer nur in der deutschen Sprache gehalten, manchmal singt Hausen sogar in keltischer Sprache, um Songs aus dem 8. Jahrhundert in einer modernen, eigenen Interpretation zu präsentieren. Und auch wenn hier nicht wirklich klassische Musik gespielt wird: Die Vielfalt und Dynamik, die hier geboten wurde, ist spannend, wie das Konzert eines riesigen klassischen Orchesters. Mit zahlreichen Tempowechseln, Stimmungsveränderungen, Dynamik und auch so einigen Überraschungen. Kein Wunder, dass Qntal ihre Fans seit mehr als 30 Jahren hinter sich vereint. Hier gibt es Musik für die höheren Ansprüche. Und die durfte auch noch zwei Zugaben erhalten.
Fotos: Rene Daners